HomeKlassenkampfBenko-Imperium: Selbsterklärter „Retter“ in Bedrängnis

Benko-Imperium: Selbsterklärter „Retter“ in Bedrängnis

Fette Dividenden zahlen und gleichzeitig um Staatshilfen betteln: Bloomberg-Recherchen belegen die fragwürdigen Methoden des Schnösel-Investors.

Wien. Stets um ein gutes Image bemüht, dürften dem Immobilienspekulanten René Benko die internationalen Medienberichte über seine Signa-Holding gar nicht zupassgekommen sein. Wie das Finanzportal Bloomberg jüngst in einer aufwändigen Analyse darlegte, fußt der angebliche „Erfolg“ von Benkos Immo-Beteiligungen vor allem auf rein bilanziellen Höherbewertungen. Mitten in der Pandemie, die Hotels und Kaufhäuser eigentlich stark belastet, wurde der „Signa Prime Selection AG“ im Vorjahr mal eben eine Wertsteigerung von 10 % – knapp eine Milliarde Euro – attestiert. Entsprechend gab es einen neuen Rekord an Dividendenausschüttungen von über 200 Millionen Euro.

Nur: Das Geld, um die (weniger medienpräsenten) Aktionäre von Signa auszuzahlen, ist nicht zwangsweise tatsächlich auf Konten abrufbar, nur weil die Bilanz enorme Wertsteigerungen ausweist. Für diese Knappheit an Barreserven spricht einiges. Da war erst im Jänner die skandalöse BRD-Staatshilfe in Form eines Kredits über 460 Millionen Euro für die angeblich von Benos Signa-Holding „gerettete“ Galeria Karstadt Kaufhauf. Was übrigens nichts an knallharten Kündigungen und Standortschließungen änderte. Gleichzeitig bemühte sich Beko um 300 Millionen Euro durch Anleihenausgaben – und scheiterte. Jetzt versucht die Signa-Holding, Schuldscheine auszugeben, um an Geldmittel zu kommen. Denn die Kernaktionäre wollen vor allem „zuverlässig stabile Renditen“ sehen, wie es etwa aus der mitbeteiligten Peugeot-Stiftung heißt.

Leicht steigende Gewinne, aber explodierende Ausgaben für Dividenden. Hohe Überschüsse kommen durch bilanztechnische Aufwertung der Immobilien zustande. Grafik: Bloomberg

Kurz zusammengefasst: Wenn Benko – etwa bei Kika/Leiner oder Karstadt – als rettender Investor auftritt, wird ein Entgegenkommen der Politik erwartet, ohne dass Arbeitsplätze tatsächlich gesichert würden. Nur: Egal, wie schwierig die Zeiten sind, für die Aktionäre der Signa muss es steigende Dividenden geben. 

Nebelgranaten im heimischen Blätterwald

Doch was sich in der US-Finanzbrache längst herumgesprochen hat und auch von BRD-Medien breit ausgewälzt wird, berichtet man in Österreich noch immer nicht gerne. Könnte das etwa daran liegen, dass die Signa über Beteiligungen Miteigentümerin von Krone und Kurier ist? Oder dass Beko zum engsten Kurz-Umfeld gehört und die Signa einen üppigen Werbeetat zu verteilen hat? Jedenfalls waren die Enthüllungen um einen der bekanntesten Kapitalisten des Landes bestenfalls eine Randnotiz. Die sonst um keine reißerische Schlagzeile verlegene „Krone“ titelte ernsthaft mit „Bloomberg über Benkos Finanzen“ – um nur ja keine Aufmerksamkeit zu erregen. ORF und „Österreich“ ließen es ganz bleiben. Die „Presse“ schrieb überhaupt gleich schmeichelhaft von einem „Hochseilakt des Selfmade-Milliardärs Benko“. Dabei liegt auf der Hand: Eine Enteignung des schnöseligen Spekulanten, bevor das auf dem Rücken tausender „Wegrationalisierter“ errichtete, mit Steuergeldern finanzierte Finanz-Kartenhaus rund um verschandelte Innenstädte und politischen Einfluss unter noch größeren Kosten für die Allgemeinheit zusammenbricht, ist angesagt!

Quellen: Bloomberg, Handelsblatt

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