HomeKlassenkampfEin Beispiel für die Praxis von Subfirmen am Bau

Ein Beispiel für die Praxis von Subfirmen am Bau

Die Missstände, die mit der Beschäftigung von Subfirmen am Bau einhergehen, werden anlässlich der Anklage gegen einen ehemaligen Chef einer Eisenbieger-Firma in Linz sichtbar.

Linz. Der ehemalige Inhaber einer Eisenbieger-Firma steht vor Gericht, weil er bis zu 70 Arbeiter beschäftigt und kaum je Sozialabgaben an die ÖGK (Österreichische Gesundheitskasse) und die BUAK (Bauarbeiter- Urlaubs- und Abfertigungskasse) bezahlt hat. Der ÖGK schuldet er 200.000, der BUAK 100.000 Euro. Mit ihm sitzen zwei weitere ehemalige Inhaber von Eisenbieger-Firmen auf der Anklagebank. Aufmerksam war die ÖGK auf ihn geworden, weil er so viele teilzeit- und geringfügig beschäftigte Arbeiter angemeldet hatte. Die ÖGK erstattete schließlich Anzeige. 

Dass das so laufen konnte, ist nicht gerade ein Zeugnis für die gute Kontrolltätigkeit etwa der BUAK. Dieser muss nämlich seit einigen Jahren gemeldet werden, auf welcher Baustelle Teilzeitbeschäftigte gerade arbeiten und die Meldung einer größeren Anzahl von geringfügig Beschäftigten sollte eigentlich überhaupt nicht möglich sein, da dies am Bau vollkommen unüblich, und meist ein Hinweis auf Schwarzarbeit ist. 

Schlecht bezahlte Subfirmen statt gut bezahlter Fachkräfte

Die Eisenbieger gehörten in den 1970er und 1980er-Jahren zu den bestbezahlten Fachkräften am Bau. Ihre Aufgabe ist es, Geflechte aus Baustahl herzustellen, die zur Armierung von Betonkonstruktionen verwendet werden. Für größere Konstruktionen werden mittlerweile oft industriell vorgefertige Baustahlbewehrungen verwendet. Im täglichen Alltag am Bau ist der Eisenbieger aber nach wie vor ein wichtiger Beruf.

Begonnen hat das Elend mit dem „outsourcen“ von Leistungen. Von den großen Baufirmen werden immer mehr Leistungen an Subunternehmen weitergegeben, weil die billiger sind, als angestellte Arbeiter. Das ist nicht nur am Bau so, auch in Werkshallen großer Industriebetretriebe gibt es mittlerweile zwei Arten von Beschäftigten: die Stammbelegschaft und die schlechter gestellten Leiharbeiter und Arbeiter von Subfirmen.

Im Fall der in Linz angeklagten Firmenchefs zeigt sich ganz deutlich, worum es geht: Subfirmen sollen zu Billigsttarifen Leistungen erbringen, die früher von relativ gut bezahlten Stammarbeitskräften erledigt wurden. Dass dies fast nur unter Umgehung von Gesetzen und Regeln, unter Nichtbezahlung von Sozialabgaben und Steuern, und/oder unkorrekter Entlohnung der Arbeiter möglich ist, ist den Auftraggebern sicher klar.

Gewerkschaft muss für alle Beschäftigten auf einer Baustelle kämpfen

So stehen nun in Linz einige Individuen vor Gericht, die mit ihren gesetzwidrigen Praktiken die unterste Stufe eines Systems repräsentieren. Dieses System beginnt schon bei der Auftragsvergabe durch die Auftraggeber, die nicht selten öffentliche Stellen oder renommierte Bauträger sind, setzt sich bei der Vergabe von Subaufträgen und bei der Beschäftigung von Leiharbeitern fort und hat an der untersten Stelle oft Arbeiterinnen und Arbeiter, die unter Kollektivvertrag, nach einem falschen KV, oder gar nicht entlohnt werden. Auch Schwarzarbeit ist in diesen Fällen nicht selten.

Im Kapitalismus geht es immer um den größtmöglichen Profit für die Klasse der Besitzenden. Dieser ist nur auf dem Rücken der Arbeiterklasse erzielbar, weshalb diese aufgespalten, ihrer Rechte beraubt wird und ihre untersten Schichten ins Elend gestürzt werden.

Eine Gewerkschaft, die auf Sozialpartnerschaft setzt, wie in diesem Fall die Gewerkschaft Bau-Holz, und sich diese Machenschaften ansieht, ohne effektiv dagegen tätig zu werden, hilft den Arbeitern – gerade von Subfirmen – nicht viel. Nötig wäre eine kämpferische Gewerkschaft, die alle Kolleginnen und Kollegen einer Baustelle vertritt und die Schlechterstellung eines Teils von ihnen nicht zulässt.

Quelle: MSN

BILDQUELLEPixnio CC0
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