HomeKlassenkampfEinigung nach fünf Verhandlungsrunden im Handel

Einigung nach fünf Verhandlungsrunden im Handel

Wien. Nach intensiven Verhandlungen haben sich die sogenannten Sozialpartner im Handel auf eine Gehaltserhöhung für die rund 415.000 Angestellten und 15.000 Lehrlinge geeinigt, die jedoch in der Realität einen Reallohnverlust darstellt. Im Jahr 2024 steigen die Gehälter um 3,3 Prozent, bei einer rollierende Inflation von 3.8 Prozent. Für 2026 wurde eine Erhöhung von 0,5 Prozent über der rollierenden Inflation vereinbart. Die Verhandlungen, die fünf Runden umfassten, endeten am Dienstagabend. Seit langem kam es zum Abschluss eines KVs der zwei Jahre Gültigkeit hat, was sehr unübersichtlich ist und vielleicht auch damit zu tun hat, dass es in den Vergangenen zwei Jahren zu Kampfhandlungen kam und die Konzerne so Ruhe rein bekommen.

Gehaltserhöhungen mit Einschränkungen

Die Einigung sieht für 2026 Einschränkungen vor: Sollte die Inflation über drei Prozent steigen, wird die Gehaltserhöhung reduziert, und die Verhandlungen erneut aufgenommen. Der genaue Anstieg für 2026 ist somit unklar, da er von der tatsächlichen Inflation im Jahr 2025 abhängt. Liegt diese bei 2,4 bis 2,5 Prozent, beträgt die Gehaltserhöhung lediglich 0,4 Prozent. Für eine Inflation bis 2,3 Prozent bleibt es bei den vereinbarten 0,5 Prozent. Also wohl eher Augenwischerei, dass es im kommenden Jahr mehr geben wird.

Keine Änderungen im Rahmenrecht

Im Rahmenrecht, etwa bei Regelungen zu freien Tagen, wurden keine Anpassungen vorgenommen. Dies war ein Punkt, der von den Arbeitnehmervertretern kritisch gesehen wurde. Die Arbeitgeber verwiesen auf die schwierige wirtschaftliche Situation der Branche, natürlich muss die Arbeiterklasse die Zeche zahlen und damit die Profite sichern.

Ausgangspunkt der Verhandlungen

Die KV-Verhandlungen begannen am 23. Oktober. Zu Beginn hatte die Gewerkschaft ein Gehaltsplus von 4,8 Prozent gefordert, während die Arbeitgeber lediglich 2,8 Prozent angeboten hatten. Das Ergebnis liegt nun zwischen diesen Forderungen, wenngleich es unter den Abschlüssen anderer Branchen bleibt und das Kräfteverhältnis deutlich wird. Die Gewerkschaft ging 1,5 Prozent runter die Konzerne bewegten sich um 0,5.

Vergleich mit anderen Branchen

In anderen Bereichen gab es in der Herbstlohnrunde 2024 höhere Abschlüsse. Die Metaller, die sich im Vorjahr auf einen zweijährigen Kollektivvertrag geeinigt hatten, erhalten 4,8 Prozent mehr Gehalt, in der Sozialwirtschaft liegt der Anstieg bei vier Prozent, bei den Bahnen bei 4,1 Prozent, und der öffentliche Dienst verzeichnet 3,5 Prozent. Das ist insbesondere bei den niedrigen Ausgangseinkommen eine Frechheit. Nicht das die anderen Branchen weniger verdient hätten, im Gegenteil. Im Handel sind jedoch besonders viele Frauen in Teilzeit beschäftigt und die Löhne gering, was einen höheren Abschluss auch zur Vermeidung von Armut bitter nötig gemacht hätte.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Perspektiven

Die Einigung im Handel spiegelt vermeintlich die Herausforderungen wider, die die Branche angesichts der wirtschaftlichen Lage bewältigen müsse. Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes, begrüßte den Abschluss als „eine große Herausforderung, die jedoch Planbarkeit für beide Seiten bringt“. Gleichzeitig mahnte er, dass nun der Fokus auf dem Weihnachtsgeschäft liege, den im Kapitalismus geht das Geschäft, die Profite immer vor. 

Veronika Arnost, Chefverhandlerin der Gewerkschaft GPA hielt feat: „Der heute getätigte Abschluss ist für uns kein Grund für einen übertriebenen Jubel. Wir haben aber aufgrund der wirtschaftlich sehr schwierigen Rahmenbedingungen unsere Verantwortung wahrgenommen und einem Kompromiss zugestimmt, der die Aussicht auf eine nachhaltige Gehaltsentwicklung bringt.“ Dieses Zitat verdeutlicht noch einmal die Funktion der Sozialpartnerschaft Kompromisse auf Kosten der Beschäftigten. Das die kommenden Monate Angriffe auf die Arbeiterklasse mit sich bringen ist bereits jetzt klar und diese Anschlüsse machen sie bereits verletzlicher weil die finanzielle Lage für viele immer prekärer wird.

Quelle: ORF

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