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8. März – Internationaler Frauentag und die Lage der arbeitenden Frau in Österreich

Wien. Der internationale Frauentag wird auf Initiative von Clara Zetkin und mit Unterstützung ihrer kommunistischen Weggefährtinnen seit 1911 begangen. Die Frauenbewegung hat im Rahmen des bürgerlichen Staates in den letzten über hundert Jahren zwar bereits viel erreicht, zum Beispiels das Wahlrecht, Hochschulzugang, eingeschränkt die körperliche Selbstbestimmung, dennoch ist die endgültige Befreiung der Frau innerhalb der Grenzen des Kapitalismus nicht möglich und die Rechte stets umkämpft.

Kein kapitalistisches Land war, ist oder wird in der Lage sein, die Bedürfnisse der arbeitenden Frauen zu erfüllen. Das zeigte in der vergangenen Woche auch eine Studie der Weltbank. Für die Kapitalisten, die an der Spitze der Ausbeutungspyramide die Fäden in der Hand halten, sind Frauen nichts als Zahlen, die es ihnen ermöglichen, den höchstmöglichen Profit zu machen, auch wenn sie dafür ihre Gesundheit und sogar ihr eigenes Leben riskieren müssen. Basis für den Profit bildet unter anderem die Ausbeutung der bezahlt geleisteten Lohnarbeit, aber eben auch die unbezahlte Reproduktionsarbeit. Zweitere gewährleistet die Reproduktion, also den aktuellen und zukünftigen Bestand an Arbeitskraft. Dieses spezifische Ausbeutungsverhältnis zeigt sich auch in den Zahlen.

Die Lage der arbeitenden Frau in Österreich

Die Frauenerwerbsquote ist seit Anfang der 1970er-Jahre fast kontinuierlich gestiegen, andererseits übernehmen Männer zunehmend Kinderbetreuung und Hausarbeit. Dennoch unterbrechen Mütter in Österreich ihre Berufstätigkeit im europäischen Vergleich relativ lang, nämlich bis zum zweiten oder dritten Geburtstag des Kindes. Knapp unter 20 Prozent der Kinder werden im Rahmen des Kinderbetreuungsgeldes (KBG) auch vom Vater betreut, allerdings durchschnittlich nur zwei bis drei Monate. Nach der Elternkarenzphase nehmen Mütter ihre Erwerbstätigkeit überwiegend wieder in Teilzeit auf, und viele verbleiben in diesem Arrangement auch langfristig. Bundesweit lag die Frauenteilzeitquote 2022 bei 50,7 Prozent bei den 20- bis 64-jährigen Frauen, womit Österreich auf Platz zwei in der EU liegt. 

Das spiegelt sich auch in den Einkommensunterschieden und der Armutsgefährdung wider. Bundesweit liegt der Gender Pay Gap – also der Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Brutto-Stundenlohn von Frauen und Männern, die nicht im öffentlichen Dienst, der Land- oder Forstwirtschaft und nicht in Betrieben unter 10 Mitarbeitenden beschäftigt sind – oberhalb des EU-Schnitts bei knapp 20 Prozent. Frauen werden schlechter bezahlt, unabhängig von der Branche. Der Gender Pension Gap betrug im vergangenen Jahr sogar 40,55 Prozent.

Die Erklärung, dass Frauen sich Lohnarbeit in Branchen suchen würden, die schlechter gezahlt werden, entspricht auch nicht der ganzen Wahrheit. Mit einem steigenden Anteil an Männern in einer Branche steigen nämlich die Löhne und umgekehrt. Die von Zetkin angebrachten Gründe wirken weiterhin nach.

Frauen haben, wie jüngste Berechnungen, die nicht auf Haushaltseinkommen basieren, zeigen, ein deutlich höheres Armutsrisiko als ihre Partner, insbesondere wenn Kinder da sind: Abhängig vom Bildungsgrad sind zwischen 42 und 59 Prozent der Mütter auf Basis ihres Personeneinkommens in Österreich armutsgefährdet.

Die Rahmenbedingungen

Nun könnte man sagen: selbst Schuld, warum arbeitet ihr nicht mehr? Hierfür gibt es mehrere Gründe, einerseits die in Österreich vorherrschenden Normen und Werte und andererseits die fehlende Infrastruktur, wodurch Frauen nach wie vor vielfach auf die unbezahlte Reproduktionsarbeit verwiesen sind, was auch billiger ist für den Kapitalismus.

Im Rahmen einer europäischen Wertestudie 2018 zeigte sich die traditionelle Werthaltung in Österreich deutlich: 47 Prozent stimmen der Aussage „Kinder leiden darunter, wenn Mütter berufstätig sind“ voll und ganz oder eher zu. Mütter, die arbeiten, werden vielfach als Rabenmütter gesehen. Gleichzeitig hat das Kapital ein steigendes Interesse an der Ausbeutung der Frau, weil sie kompetente und verhältnisweise billige Arbeitskräfte sind, es kommt zu einem zunehmenden Druck, unter dem die Frauen leiden, ohne dass sie ihre ökonomische Unabhängigkeit erreichen könnten.

Auch wenn die Kinderbetreuungsquoten auch im Vorschulalter zunehmen, entsprechen die Öffnungszeiten, insbesondere außerhalb von Wien, nicht dem Vereinbarkeitsindex der Arbeiterkammer. Das bedeutet, sie ermöglichen keine Vollzeit-Erwerbstätigkeit. In einigen Bundesländern ist die Mehrheit der Kinder nach wie vor in Teilzeitbetreuung.

Diese Lücken an Betreuung werden traditionell von Frauen gefüllt. Dies zeigt sich auch im Bezug des Kinderbetreuungsgeldes, der laut Rechnungshof-Bericht nur fünf Prozent der Tage von Vätern genommen wird. Bei jenen Frauen mit Kindern unter drei Jahren, die berufstätig sind, arbeiten 83 Prozent in Teilzeit (unter 36 Wochenstunden). Bei Müttern von Drei- bis Sechsjährigen sind es fast ebenso viele (82 Prozent). Tendenziell bleiben Frauen in Österreich nach der Geburt von Kindern langfristig in Teilzeitbeschäftigung.

Frauen leisten in Österreich jeden Tag fast zwei Stunden unbezahlte Arbeit mehr als Männer. Den bei weitem größten Teil macht die Sorgearbeit für die Familie und im Haushalt aus. Männer leisten hier rund 40 Prozent weniger Sorgearbeit als Frauen. Bei der Kinderbetreuung zeigt sich: Je jünger das Kind, umso mehr unbezahlte Erziehungs- und Betreuungsarbeit übernehmen die Frauen. Insgesamt verbringen Frauen mehr als doppelt so viel Zeit mit den Kindern als Männer. Die Sorge für ältere zu pflegende Familienangehörige führt zu einem ähnlichen Bild. Diese unbezahlte Arbeit ist für das Kapital billig, und zwingt die Frau in die doppelte Abhängigkeit. Ein Haushaltseinkommen ist billiger als ein ausreichendes Einkommen zur Reproduktion von zwei unabhängigen Erwachsenen. Unbezahlte Reproduktion ist billiger als der Ausbau von gesellschaftlich notwendiger Infrastruktur. Frauen in Teilzeit mit viel Stress sind billiger als eine organisierte Arbeiterklasse, die Zeit hat, sich für ihre Interessen einzusetzen. 

Die Frauenfrage ist eine Klassenfrage, die arbeitende Frau leidet unter den Verhältnissen der Ausbeutung im Kapitalismus. Deswegen ist der Kampf für die Rechte der Frau ein Kampf der Arbeiterklasse für ihre Rechte. Eine Stärkung der Rechte der arbeitenden Frau stärkt die Arbeiterklasse. Die Partei der Arbeit und ihre Jugendfront sind bundesweit am 8. März, aber auch das ganze Jahr für die Rechte der arbeitenden Frauen und Mädchen aktiv!

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