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Frauen als stille Reserve

Personal gesucht – wohin das Auge derzeit blickt, überall wird offenbar händeringend um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geworben. Es fehlen nicht nur Fachkräfte, sondern generell Arbeitskräfte. Und wie es scheint, bleiben viele Unternehmen mit ihrer Suche nach Beschäftigten erfolglos. Die Arbeiterkammer Wien hat das Befragungsinstitut SORA beauftragt, den Sachverhalt im Rahmen einer Studie näher zu beleuchten.

Wien. Die Studie der Arbeiterkammer durch SORA zeigt deutlich, dass die Arbeitslosigkeit in Österreich systematisch unterschätzt wird. „Es gibt tausende von arbeitslosen Menschen, die grundsätzlich gerne arbeiten würden, innerhalb von zwei Wochen eine Stelle annehmen könnten, aber trotzdem nicht aktiv nach Arbeit suchen. Sie werden nicht in den offiziellen Arbeitslosen-Zahlen, wohl aber von der Arbeitskräfteerhebung der Statistik Austria als sogenannte „stille Reserve“ erfasst“, erklärt Daniel Schönherr, Studienautor des Institute for Social Research and Consulting (SORA). 2020 machte die „stille Reserve“ ein Drittel aller Menschen ohne Arbeit aus, 2021 und 2022 immerhin rund ein Viertel. 

Frauen sind vielfach die Stille Reserve

Konkret befanden sich im dritten Quartal 2022 insgesamt 38.900 Frauen in der Gruppe der stillen Reserve. Nicht berücksichtigt ist dabei eine weitere Gruppe arbeitsloser Menschen, die ebenfalls nicht in den Arbeitslosenstatistiken enthalten sind. In einer erweiterten internationalen Definition der Stillen Reserve werden auch Nicht-Erwerbspersonen dazugezählt, die zwar aktiv Arbeit suchen, jedoch kurzfristig (innerhalb von zwei Wochen) nicht für den Arbeitsmarkt verfügbar sind. Das sind weitere 27.300 Frauen. Damit sind das insgesamt 66.200 Frauen, die nicht im Fokus der Arbeitsmarktpolitik stehen! 

Sie sind, wie die Studie zeigt, im Schnitt jünger als erwerbstätige Frauen und häufiger niedrigqualifiziert. Sie stammen häufig aus zwei Berufsgruppen: Dienstleistungs-/Verkaufsberufe und Hilfsarbeiten. Rund jede dritte Frau arbeitete davor in einem dieser Berufe. 

Im zeitlichen Verlauf (von 2020 bis 2022) verfestigt sich das Verharren in dieser Gruppe vor allem bei Müttern – ihr Anteil stieg von 37 auf 45 Prozent – und bei Frauen mit Migrationshintergrund – ihr Anteil stieg von 43 auf 60 Prozent. 

Sorgearbeit und schlechte Beschäftigungsbedingungen

Das hängt sowohl mit der geschlechtlichen Zuschreibung von Sorgearbeit als auch der fehlenden Infrastruktur an Betreuungseinrichtungen zusammen. Lediglich 38 Prozent der Kindergärten außerhalb Wiens haben Öffnungszeiten, die eine Vollzeiterwerbeteiligung ermöglichen würden. Jede dritteMutter gab im Rahmen der Studie an, dass die Betreuungspflichten eine Jobsuche unmöglich machen. Männer im erwerbsfähigen Alter, mit Kindern, die unter 15 Jahre sind, arbeiten hingegen häufiger als Männer ohne Kinder. 

Neben der ungleichen Verteilung der Sorgearbeit haben aber, so die Befunde der Studie, auch die Beschäftigungserfahrungen, also die erlebten Beschäftigungsbedingungen Einfluss auf die Nicht-Erwerbsbeteiligung. 

Um die Gründe, warum derzeit nicht aktiv nach einem neuen Arbeitsplatz gesucht wird, noch näher zu beleuchten, führte SORA insgesamt zwölf qualitative Interviews mit betroffenen Frauen durch. „Resignation ist ein erster Grund. Aber es liegt zum Teil auch an einer antizipierten unzureichenden Unterstützung seitens des AMS, dass sich diese Frauen nicht als arbeitssuchend melden“, sagt SORA-Experte Schönherr. Die Befragten schildern negative Erfahrungen sowohl in den Arbeitsverhältnissen als auch im Kontakt mit den Ämtern. 

In den Jobs, in denen die Frauen vor ihrer Arbeitslosigkeit tätig waren, mussten sie auf drei Ebenen kämpfen: 

  • um die Gesundheit, weil sie unter gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen arbeiteten
  • um die finanzielle Absicherung, weil die Entlohnung zu gering war
  • um Würde und Anerkennung, weil sie diskriminiert und abgewertet wurden.

PdA betont: „Frauenkampf heißt Klassenkampf“

In ihrem Aufruf zum internationalen Frauentag – dem 8. März 2023 – macht die Partei der Arbeit Österreichs (PdA) auf eben diese Phänomene aufmerksam und hält fest: „In unserer Gesellschaft haben es Frauen schwerer als Männer: Sie bekommen niedrigere Löhne, schlechtere Jobs und geringere Pensionen. Bereits das Erziehungs- und Bildungssystem ist darauf angelegt, Ungleichheit zu schaffen. Zudem lastet auf den Frauen der größere Teil der unbezahlten Arbeit, v.a. im Haushalt sowie ggf. in der Kinderbetreuung sowie in der familiären Pflege. Es herrschen patriarchale Strukturen und Hierarchien, die von Diskriminierung, Sexismus und Gewalt geprägt sind.“

In ihrem Aufruf unter dem Slogan Frauenkampf heißt Klassenkampf betont die PdA, dass die Situation der Frau kein Zufall sei und hält fest, dass der Kapitalismus darauf angewiesen ist, Frauen besonders auszubeuten und hierzu in einem speziellen Unterdrückungsverhältnis zu halten. Die Partei der Arbeit ruft dazu auf Widerstand gegen die herrschenden Verhältnisse zu leisten und den konsequenten Kampf für die Verbesserung der Lage und der Rechte der Frauen zu führen. Weiter heißt es: „Die emanzipatorische Bewegung hat hierbei einiges erreicht, doch das kapitalistische Herrschaftssystem verhindert die völlige Gleichstellung der Geschlechter.

Deshalb ist der Kampf um die vollständige Befreiung der Frau notwendiger Teil des revolutionären Klassenkampfes für den Sozialismus, der von den Frauen und Männern der Arbeiterklasse gleichermaßen zu führen ist.

Insofern lauten die Losungen der Partei der Arbeit Österreichs (PdA):

  • Gegen Diskriminierung, Ausbeutung und Sexismus!
  • Gegen Patriarchat und Kapitalismus!
  • Für Klassenkampf und Sozialismus!“

Aktivitäten der Partei der Arbeit Österreichs zum 8. März 2023

  • Innsbruck, 8. März, 19 Uhr, Wiltener Platzl: Kundgebung
  • Wien, 8. März, 18.30 Uhr, PdA-Lokal: Filmveranstaltung
  • Linz, 10. März, 18.30 Uhr, Volkshaus-Kandlheim, Edlbacherstr. 1: Vortrag

Quelle: Arbeiterkammer/Partei der Arbeit

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