Oberösterreich. Die Arbeiterkammer hat in einer neuen Studie das Tabuthema Gewalt am Arbeitsplatz erforscht. Dabei wurden sowohl physische als auch psychische und sexualisierte Gewalt in Betracht gezogen. Dies sind die drei Formen von Gewalt, welche die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterscheidet. Gewalt wird dabei als das „tatsächliche oder angedrohte, absichtliche Nutzen von physischer Kraft oder psychologischer Macht gegen sich, eine andere Person, eine Gruppe oder eine Gemeinschaft“ verstanden.
Sieben Prozent der Arbeitenden waren von körperlicher Gewalt betroffen. Andere Formen von Gewalt kommen noch häufiger vor: 16 Prozent waren von Beschimpfungen oder Beleidigungen betroffen, insbesondere junge Personen sowie Personen mit Migrationshintergrund. Etwa ein Drittel der Arbeitenden ist laut der Studie mit Gerüchten oder übler Nachrede über die eigene Person konfrontiert, insbesondere Frauen. Elf Prozent waren von Mobbing, Drohungen oder Erpressung betroffen, 15 Prozent wurden ausgegrenzt oder ignoriert. 17 Prozent geben an, dass Informationen vor ihnen bewusst zurückgehalten wurden. Jede zehnte junge Frau und jeder zwanzigste junge Mann waren von sexualisierter Gewalt betroffen. Sechs Prozent waren bereits von sexueller Belästigung und vier Prozent von sexuellen Übergriffen betroffen, während zehn bzw. fünf Prozent sexuelle Belästigung bzw. sexuelle Übergriffe beobachtet haben.
Im Zuge der Corona-Pandemie haben Beschimpfungen, Beleidigungen, Mobbing und üble Nachrede um jeweils etwa zehn Prozentpunkte zugenommen. Wer meint, dass zumindest die Fälle körperlicher Gewalt aufgrund von verbreitetem Homeoffice zurückgegangen sein müssten, liegt daneben: Auch hier finden sich um zwei Prozentpunkte mehr als vor Corona, also neun Prozent der Arbeitenden.
Abschließend positioniert sich die Arbeiterkammer als treue Anhängerin der Sozialpartnerschaft, indem sie mehr oder weniger nahe liegende Vorschläge unterbreitet, wie Unternehmen ihrer „Fürsorgepflicht“ besser nachkommen könnten. Dabei wird jedoch völlig unter den Tisch kehrt, dass zu den Ursachen für Gewalt am Arbeitsplatz wesentlich auch das kapitalistische System gehört: Sexismus und Rassismus sind seine bewährten Spaltungsinstrumente, Ausbeutung und Unterdrückung seine logischen und notwendigen Konsequenzen.
Quelle: AK OÖ