HomeKlassenkampfGewerkschaft knickt bei Sonntagsöffnung ein

Gewerkschaft knickt bei Sonntagsöffnung ein

Um das diesjährige Weihnachtsgeschäft für den Handel nun doch noch zu retten, gaben sich die Sozialpartner einmal mehr staatsmännisch: Am 19. Dezember darf der Handel mit Ausnahme von Supermärkten und Drogerien seine Pforten öffnen. 

Profitieren sollen davon all jene Handelsunternehmen, in denen man noch schnell die letzten Weihnachtsgeschenke ergattern können soll, also Modegeschäfte, Elektromärkte, Spielzeug‑, Möbel- und Buchhandel. „Mit dieser Sonderlösung könnte es gelingen, den wirtschaftlichen Schaden für den österreichischen Handel einzugrenzen“, zeigt sich Handelsobmann Rainer Trefelik sichtlich erfreut. 

Schön, dass sich Trefelik derart über das vorzeitige Weihnachtsgeschenk der Gewerkschaft freuen kann. Den Beschäftigten droht nun jedenfalls, dass dieses Novum zu einem Türöffner für eine generelle Sonntagsöffnung im alljährlichen Weihnachtsshopping-Wahnsinn wird. Wir kennen das ja, was als Ausnahme eingeführt wird, ist schon bald die Regel. So war das schließlich auch am 8. Dezember. Weil die GPA in den 1990er-Jahren in dieser Frage eingeknickt ist, müssen die Kolleginnen und Kollegen im Handel nun Jahr für Jahr an diesem Feiertag arbeiten. 

Laut Gewerkschaft GPA soll diese Ausnahmeregel nun eben kein solcher Türöffner für eine generelle Liberalisierung der Sonntagsruhe sein, aber wir wissen ja, wie das mit den Briefen ans Christkind ist. Beschäftigte, die sich jedenfalls für 19. Dezember freiwillig für diesen Tag melden (wie war das nochmals mit der viel beschworenen Freiwilligkeit, wenn man aufgrund eines Abhängigkeitsverhältnisses eigentlich überhaupt nicht Nein sagen kann?), verdienen das Doppelte und bekommen einen extra freien Tag.

Nun wollen wir die Jubelstimmung des Herrn Handelsobmann Trefelik aber doch ein wenig dämpfen: Nach anderthalb Jahren Pandemie, Krise, Kurzarbeit und Massenarbeitslosigkeit dürften viele Familien heuer viel mehr das Problem haben, dass ihnen das nötige Kleingeld für üppige Weihnachtseinkäufe fehlt als zu wenige offene Einkaufstage.

Aber falls auch wir uns bei all dieser vorweihnachtlichen Freude etwas wünschen dürften: Hört endlich auf mit den ständigen Frotzeleien und Schikanen der Kolleginnen und Kollegen im Handel! Das wär ausnahmsweise mal leiwand.

Quelle: ORF

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