Die Hälfte des Vermögens in Österreich liegt in den Händen von nur einem Prozent der Bevölkerung. Dass dies ein zwingendes Ergebnis des Kapitalismus ist, verschweigt die entsprechende OeNB-Studie natürlich.
Wien. Das Vermögen der reichsten Millionäre in Österreich könnte bisher deutlich unterschätzt worden sein – zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Österreichischen Nationalbank (OeNB). Ihr zufolge verfügt das reichste eine Prozent der Bevölkerung nicht über ca. 25 Prozent des Gesamtvermögens, sondern sogar über bis zu 50 Prozent. Damit wenden sich die OeNB-Studienautoren auch gegen frühere Untersuchungen wie z.B. die „Household Finance and Consumption Survey“ (HFCS), die für Österreich einen niedrigeren Anteil (20–25 Prozent) konstatierte, aber lediglich auf Umfragen basiert.
Freilich wäre bereits der 25-Prozent-Anteil am Gesamtvermögen für nur ein Prozent der Menschen im Land eine bemerkenswerte Ungleichverteilung, doch die OeNB-Studie unterstreicht, dass in Österreich die Vermögensverteilung sogar besonders ungleich ist. Angesichts der neuen Ergebnisse fordern diverse reformistische Organisationen wie die SPÖ oder der von ihr dominierte ÖGB natürlich sofort eine höhere Besteuerung von großen Vermögen. Das wäre zwar nicht falsch, ist aber, wie üblich bei der Sozialdemokratie, nur die zweitbeste Lösung, weil in der limitierten Umverteilungsidee innerhalb des Systems verbleibend.
Die Vermögensverteilung beruht nun mal auf der kapitalistischen Produktions- und Distributionsweise, wobei die Kapitalisten die Arbeitenden maximal ausbeuten, um entsprechende Reichtümer anzuhäufen. Die logische und zwingend zusammenhängende Kehrseite dieser Profitmacherei impliziert, dass die Arbeiterklasse zwar nicht absolut verarmt, aber im Verhältnis zu den Reichen immer weiter zurückbleibt und in einer unsicheren Existenz gehalten wird. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist eine Gesetzmäßigkeit des Kapitalismus.
Möchte man also eine nachhaltige Änderung dieser Zustände, so muss man schon die kapitalistischen Eigentums- und Produktionsverhältnisse abschaffen. Dieses Eingeständnis kann man aber natürlich weder von der Nationalbank noch von der Sozialdemokratie erwarten.
Quelle: ORF