Für manche wäre es eine reine Phantasie. Andere würden sich wieder die Frage stellen, ob der Parkplatz als Sachbezug im Wert von 14,53 € in dem Fall anwendbar wäre. Starbucks macht es möglich und befreit den neuen Firmenchef, Brian Niccol, von Sorgen über finanzielle Banalitäten: Pendeln mit Firmenjet. Das ist das Modell, das Starbucks dem neuen CEO der internationalen Kaffee-Kette aus den USA aktuell angeboten hat.
Starbucks ist eine typische internationale kapitalistische Firma, wenn Beschäftigte sich organisieren, reagiert sie am Anfang ironisch und zynisch, danach kämpft sie mit Schmutzkampagnen, Drohgebärden und Entlassungen gegen die Belegschaft, bietet Arbeitsbedingungen an, auf die nur mit Streiks reagiert werden kann, bittet um staatliche Hilfe und Steuergeld, wenn die extrem hohen Profite der Aktionäre leicht zurückgehen können und bezahlt dem CEO ein Vielfaches mehr als üblichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Aber die Entscheidung, dass der CEO den Firmenjet zum Pendeln verwenden kann, erscheint auch in dieser schamlosen Phase des Kapitalismus empörend. Vor allem, wenn man daran denkt, dass Starbucks mehrere Kampagnen und Scheinversuche rund um den Klimaschutz macht. Keine Strohhalme der Kundschaft mehr anzubieten, könnte ökologisch sein, jedoch in diesem Fall erscheint diese Praktik klar ökonomisch getrieben bzw. typisches Greenwashing zu sein.
Hintergrund der Entscheidung des Pendels mittels Firmenjets ist, dass das Verwaltungspersonal bei Starbucks nur bis zwei Tage pro Woche Homeoffice machen kann. Die restlichen drei Tage müssen vor Ort in der Firmenzentrale in Seattle (Bundesstaat Washington) gearbeitet werden. Da Starbucks sich als Firma mit Gleichberechtigung hinsichtlich Personals präsentiert, gilt diese Regelung für das gesamte Verwaltungspersonal inkl. CEO – aber der Firmenjet zum Pendeln steht nur dem neuen Firmenchef zur Verfügung.
Der neue CEO wohnt in Newport Beach in der Nähe von Los Angeles. Die Strecke von rund 1.600 Kilometern zwischen Wohnort und Arbeitsplatz dauert mit dem privaten Jet ca. zwei Stunden und 40 Minuten. Je Arbeitswoche heißt das ungefähr zwischen 3.200 bis 9.600 geflogenen Kilometern. Und all dies für eine Person, die im Prinzip allein in einem Flugzeug sitzt und reist, um die volksfeindlichen Interessen der Starbucks-Aktionäre zu befriedigen.
Brian Niccol übernimmt offiziell seine Rolle als CEO der Kaffee-Kette ab 9. September 2024 und ab dann beginnt das Pendeln über den Wolken. Er bekam einen Einstellungsbonus in der Höhe von 10 Mio. US-Dollar und erhält ein Jahresgehalt von 1,6 Mio. US-Dollar (ca. 1,4 Mio. Euro). Dazu kommen mögliche deutlich höhere Bonuszahlungen zwischen 7,2 Mio. US-Dollar und 23 Mio. US-Dollar. Die Höhe dieser Bonuszahlungen ist von der Profitabilität für die Aktionäre bzw. vom Ausbeutungsgrad der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abhängig.
Die oben angeführten Informationen zeigen klar, dass Umweltanliegen primär Klassenfragen sind. Im Rahmen einer Gesellschaft, in der eine ökonomische Minderheit herrscht, ist die Umwelt immer von zweitrangiger Bedeutung. Im Vordergrund stehen immer die Interessen dieser ökonomischen Minderheit, nämlich der kapitalistischen Klasse. In diesem gesellschaftlichen System sind Pläne zum Umweltschutz bestenfalls leere Versprechen oder sogar Ablenkungsmanöver; vor allem, wenn man bedenkt, dass sowohl der Firmenjet von Starbucks als auch der neue CEO und die Aktionäre von Steuergeld und Mehrwert aus der Arbeiterklasse finanziert werden.
Daher ist der organisierte Klassenkampf von unten die aktivste Form von Umweltschutz. Die Partei der Arbeit Österreichs steht immer auf der Seite der Beschäftigten – sie produzieren den Reichtum, sie finanzieren alles. Als politischer Ausdruck der organisierten Arbeiterinnen und Arbeiter begrüßt die Partei der Arbeit Österreichs alle zukünftigen Mobilisierungsversuche der Kolleginnen und Kollegen bei Starbucks und jeder anderen Firma – damit die Arbeiterklasse die Ressourcen seriös und kollektiv verwalten kann.