HomeKlassenkampfWeinbauernsterben in Niederösterreich setzt sich fort

Weinbauernsterben in Niederösterreich setzt sich fort

Die Zahl der niederösterreichischen Winzer nimmt weiterhin ab, obwohl die Anbauflächen ausgeweitet werden. Der kapitalistische Verdrängungsprozess schafft somit immer größere Betriebe, denen kleinere Weinbauern nichts entgegenzusetzen haben.

Sankt Pölten. Neue Daten der Statistik Austria zeigen einen starken Rückgang bei der Anzahl der niederösterreichischen Weinbauern: Gab es im Jahr 2015 noch 2.869 Winzerbetriebe, so waren es 2020 nur noch 7.004 – der Rückgang beträgt in diesem halben Jahrzehnt somit 12,3 Prozent. Betroffen sind laut Weinbauverband vor allem kleinere Betriebe, die aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben müssen oder in neuer Generation nicht fortgeführt werden.

Gleichzeitig gibt es jedoch keineswegs einen Rückgang der Weinanbaufläche in Niederösterreich – im Gegenteil: Sie stieg im selben Zeitraum sogar von 28.211 Hektar auf 28.574, was ein Plus von 363 Hektar bedeutet. Damit wird klar, dass das „Winzersterben“ ein ganz banaler kapitalistischer Konzentrationsprozess ist: Die größeren Betriebe können mit ihren Rentabilitätsvorteilen die kleineren niederkonkurrieren, die in den Ruin getrieben werden. Danach werden die verwaisten Anbauflächen von den Großen aufgekauft oder zumindest gepachtet, womit sie noch größer und wirtschaftlich abermals mächtiger werden. Das bedeutet unterm Strich: Es werden immer größere Weinmengen produziert und immer mehr Einnahmen lukriert, doch davon profitieren nur die Großbetriebe, während die durchschnittlichen Winzer durch die Finger schauen.

Die meisten der rund 7.000 niederösterreichischen Weinbaubetriebe liegen im – ja, eh – Weinviertel mit 3.110. Gegenüber dem restlichen Österreich entfallen fast zwei Drittel der bundesweiten Anbauflächen auf Niederösterreich. Als größter Weinproduzent mit 108 Hektar Anbaufläche gilt das Gut des Stiftes Klosterneuburg, das in Niederösterreich und Wien ein erheblicher Wirtschaftsfaktor und Grundbesitzer ist. Gegründet wurde das Stift im Jahr 1114, womit ein Gutteil der Besitzungen noch feudale Wurzeln hat. Gleichzeitig sind solche Großbetriebe, ob nun kirchlich oder privat, bis heute die Nutznießer des Monopolisierungsprozesses und innerhalb des kapitalistischen Systems der materialisierte Grund dafür, dass immer mehr kleinere Winzer aufgeben müssen.

Quelle: ORF

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