Mit der designierten Bischöfin Cornelia Richter wird mit 1. Jänner 2026 erstmals eine Frau an der Spitze der Evangelischen Kirche in Österreich stehen. Die Zahl der Gläubigen hat allerdings gerade einen Tiefpunkt erreicht.
Wien. Die Evangelische Kirche (A.B.) in Österreich hat am vergangenen Freitag eine neue Leitung bestimmt – und erstmals steht mit Cornelia Richter eine Frau an ihrer Spitze. Sie ist in der Nachfolge Michael Chalupkas, der in Pension geht, von der Synode zur neuen Bischöfin gewählt worden, schlagend wird die Sache jedoch erst mit dem Jahreswechsel. Richter erhielt als einzige Kandidatin bereits im ersten Wahlgang 64 von 68 Stimmen und war schon vor Wochen als klare Favoritin vorgeschlagen worden.
Die designierte Bischöfin ist 44 Jahre alt, geboren in Bad Ischl (OÖ) und derzeit noch Theologieprofessorin in Bonn. In der Vergangenheit war sie auch schon als Pfarrerin in Österreich tätig. Cornelia Richter ist zweifellos höchst qualifiziert für ihre Aufgabe und man darf erwarten, dass sie den sozial engagierten, progressiven Weg Chalupkas, der direkt aus der Diakonie ins Bischofsamt gekommen war, fortsetzen wird. Leicht wird sie es jedoch nicht haben.
Denn obwohl die Evangelische Kirche in Österreich wesentlich liberaler ist als die Katholische Kirche, hat sie mit einem ähnlichen Mitgliederschwund zu tun – und dies natürlich von einem niedrigeren Niveau ausgehend. Nachdem Österreich das Zentrum der Gegenreformation war, wurde die Evangelische Kirche – Augsburger wie Helvetisches Bekenntnis – erst 1781 geduldet (Toleranzpaket) und schließlich 1861 relativ gleichgestellt.
Heute (bzw. 2024) verfügt die Evangelische Kirche A.B. in Österreich über etwa 248.113 Mitglieder, was einem Prozentanteil von 2,7 an der Gesamtbevölkerung entspricht. Um die Jahrtausendwende (2001) waren es noch 376.150 (4,68 %), 1951 sogar 429.493 (6,19 %). Diese Entwicklung ist eindeutig und vermutlich nicht umkehrbar, wie auch die durchaus vorhandenen Bemühungen der jüngsten Jahre andeuten.
Inzwischen ist die Evangelische Kirche nur noch die viertgrößte Glaubensgemeinschaft in Österreich, nach der Römisch-Katholischen Kirche, dem Islam und den Christlich-Orthodoxen Kirchen. Schon rund 25 Prozent der österreichischen Bevölkerung leben ohne religiöses Bekenntnis.
Quelle: OTS