HomePanoramaKein Trinkwasser: Bewohner von Stromberg kämpfen um Versorgung und Verantwortlichkeit

Kein Trinkwasser: Bewohner von Stromberg kämpfen um Versorgung und Verantwortlichkeit

Die Bewohnerinnen und Bewohner von Stromberg in Frauenstein haben seit eineinhalb Jahren kein Trinkwasser, da ein maroder Hochbehälter nicht instandgesetzt wurde, und sind gezwungen, Brauchwasser von der Feuerwehr zu beziehen. Der Kapitalismus versagt selbst in einem hochindustrialisierten Land wie Österreich darin, die grundlegende Versorgung mit sauberem Trinkwasser für alle Menschen sicherzustellen.

St. Veit an der Glan. Skandalöse Zustände in Österreich: In der Ortschaft Stromberg in Frauenstein haben etwa 60 Bewohnerinnen und Bewohner seit eineinhalb Jahren kein Trinkwasser. Aufgrund einer defekten Pumpe kann das verunreinigte Wasser seit einigen Wochen nicht einmal mehr als Nutzwasser verwendet werden.

Die Kleine Zeitung war die erste, die über den Fall in Stromberg, Frauenstein (Bezirk St. Veit an der Glan) berichtete. Die Ursache des verschmutzten Wassers liegt in einem maroden Hochbehälter. Seit Wochen muss die Feuerwehr Brauchwasser zu der etwa tausend Meter hoch gelegenen Siedlung liefern. Nun sollen diejenigen, die seit Jahrzehnten Wasserzins gezahlt haben, auch die Kosten für die Sanierung des beschädigten Hochbehälters tragen. 

Für maroden Hochbehälter niemand verantwortlich

Seit Jahrzehnten wurden 25 Haushalte auf dem Kraigerberg von einer Wasserversorgungsanlage beliefert, die offiziell nicht existiert. Obwohl die Anlage wasserrechtlich genehmigt wurde, fand nie eine behördliche Abnahme oder Kollaudierung statt. Laut einem Bescheid des Landesverwaltungsgerichtes, der vor drei Wochen ergangen ist, wurde der Hochbehälter nicht im rechtlich korrekten Konsens errichtet. Daher kann die Behörde auch keine Instandhaltung des maroden Hochbehälters anordnen.

Für die rund 60 Bewohnerinnen und Bewohner bedeutet dies, dass sie ohne Trinkwasser leben müssen und gelegentlich auch ohne Brauchwasser auskommen müssen, wenn die Pumpe im maroden Hochbehälter – wie aktuell wieder – defekt ist, erklärte Augustin Fuchs. Er berichtete, dass er in solchen Fällen in seinen Garten gehen müsse, um Wasser aus der Regentonne, die eigentlich für das Gießen der Blumen gedacht sei, für die Toilettenspülung zu holen. Wenn es nicht regne, habe man Pech und müsse dann auf öffentliche Toiletten im Gasthaus oder ins Hallenbad zum Duschen ausweichen.

Trinkwasser als Grundrecht?

Herbert Nagele, ein weiterer Bewohner, sagte, er hole sich sein Trinkwasser in Kanistern aus einem Gasthaus. Er betonte, dass er auf gesundheitlich unbedenkliches Trinkwasser angewiesen sei und dies als Grundrecht betrachte.

Vor eineinhalb Jahren sei Monika Pogatschnig erkrankt, woraufhin sie eine Anzeige erstattet habe. Sie erklärte, dass die Bezirkshauptmannschaft St. Veit angekündigt habe, das Wasser überprüfen zu lassen, sie jedoch bis heute keinen einzigen Befund erhalten habe.

Brigitte Kozumplik, die das halbe Jahr in Wien und die andere Hälfte auf dem Kraigerberg verbringt, betonte, wie unfassbar der Zustand des Wassers sei. Sie erklärte, dass es kaum zu glauben sei, unter welchen Bedingungen die Bewohner mit dem Wasser leben müssten, und bezeichnete die Situation als untragbar.

Wolfgang Safron, der sein Wasser vom Elternhaus hole, erklärte, dass dies keine dauerhafte Lösung sei. Er fügte hinzu, dass die Geduld der Bewohner irgendwann erschöpft sei und sie gültige Verträge hätten. Daher erwäge man rechtliche Schritte.

Bürgermeister spricht sich für Sammelklage aus

Auch Bürgermeister Harald Jannach sprach sich für eine Sammelklage aus, da es keine Gesprächsbasis mit den Verantwortlichen gebe. Er kritisierte, dass die Personen, die die Grundstücke verkauft hätten, über Jahre hinweg Wasserzins sowie Anschluss- und Bereitstellungsgebühren kassiert hätten, sich nun aber mit rechtlichen Tricks aus der Verantwortung zögen. Die Gemeinde wäre bereit, die Anlage zu übernehmen, aber es sei unklar, wer die mindestens 100.000 Euro für die Sanierung aufbringen solle. Jannach sah zudem einen Fehler bei der Bezirkshauptmannschaft St. Veit an der Glan, da dieser das Fehlen der notwendigen Bewilligung nie aufgefallen sei.

Die St. Veiter Bezirkshauptfrau Claudia Egger wies diesen Vorwurf zurück. Sie erklärte, dass es sich um eine private Wasserversorgungsanlage handle, für deren Instandhaltung, Wartung und Wasserqualität der Betreiber verantwortlich sei. Die Bezirkshauptmannschaft könne nicht jeden Haushalt kontrollieren, um die Wasserqualität zu überprüfen, da dies gesetzlich nicht vorgeschrieben sei.

Der Landwirt, an den die Bewohner von Stromberg bisher den Wasserzins gezahlt haben, lehnte ein Interview mit dem ORF ab. In einem kurzen Telefonat teilte er mit, dass vier Anwälte mit der Angelegenheit befasst seien. Der Fall liege derzeit beim Verwaltungsgerichtshof. Die Bezirkshauptmannschaft St. Veit kündigte nun einen runden Tisch mit allen Betroffenen an.

The system has failed

Es ist erschreckend, dass in einem Land wie Österreich, das zu den wohlhabendsten und am stärksten industrialisierten Staaten der Welt zählt, nicht einmal die grundlegende Versorgung mit sauberem Trinkwasser für alle Einwohnerinnen und Einwohner gewährleistet ist. Der Fall in Stromberg zeigt eindringlich, wie der Kapitalismus versagt, wenn es um elementare Daseinsvorsorge geht. Während private Akteure über Jahrzehnte Wassergebühren kassieren, sehen sie sich nun nicht in der Verantwortung, dringend notwendige Reparaturen durchzuführen. Dies verdeutlicht, dass Profitstreben stets über das Gemeinwohl gestellt wird, und dass selbst in Ländern mit hochentwickelter Infrastruktur Menschen auf die Grundrechte wie den Zugang zu sauberem Wasser verzichten müssen. Die Situation ist symptomatisch für die Grenzen eines Systems, das essentielle Bedürfnisse wie die Wasserversorgung dem Markt überlässt, anstatt sie als unverhandelbare öffentliche Güter zu behandeln. Es erübrigt sich hinzuzufügen, dass alle Menschen im Realsozialismus über (trinkbares) Wasser verfügt haben und auch in zukünftigen Anläufen darüber frei verfügen werden.

Quelle: ORF

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