Ein 43-jähriger Niederösterreicher steht im Verdacht, eine Frau monatelang mit Drohungen, KI-generierten Fake-Bildern und fingierten Bestellungen terrorisiert zu haben – bis hin zur Inszenierung eines Wohnhausbrandes, um sich selbst als Opfer darzustellen. Nun sitzt er in Haft.
St. Pölten. Nach dem Brand an seiner Wohnadresse in Rabenstein an der Pielach wurde der Mann festgenommen. Laut Landespolizeidirektion Niederösterreich vom Montag wird gegen ihn nicht nur wegen Brandstiftung, sondern auch wegen beharrlicher Verfolgung (Stalking) und Sachbeschädigung ermittelt. Die Untersuchungen laufen bereits seit Mitte Februar bzw. Anfang März; im Mai übernahm das Landeskriminalamt die Ermittlungen.
Am Nachmittag des 29. Juni brach am Wohnsitz des Verdächtigen zudem ein Brand aus, bei dem ein Nebengebäude und ein Wintergarten vollständig zerstört wurden. Laut Polizei konnte ein Übergreifen der Flammen verhindert werden, verletzt wurde niemand. Sachverständige stellten anschließend fest, dass es sich um vorsätzliche Brandstiftung handelte.
Täter, nicht Opfer
Nach dem Vorfall in Rabenstein gingen per E‑Mail Drohungen über weitere Brände ein. Im Zuge der Ermittlungen und in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft St. Pölten wurde der zunächst als Opfer geltende Mann als mutmaßlicher Täter identifiziert.
Die Polizei nahm ihn schließlich am Freitag an seinem Arbeitsplatz fest. Der Mann gestand sämtliche ihm vorgeworfenen Taten und gab an, diese bewusst inszeniert zu haben, um sich selbst als Opfer darzustellen und den Verdacht auf Personen aus dem Umfeld der gestalkten Frau zu lenken. Bei Durchsuchungen seiner Wohnung und seiner Arbeitsstelle wurden laut Polizei eindeutige Beweismittel sichergestellt.
Systematisches Stalken
Laut Polizei begann die beharrliche Verfolgung damit, dass an drei Fahrzeugen sogar GPS-Tracker angebracht und teils auch Schäden verursacht wurden. Die Belästigungen nahmen an Intensität zu: Es wurden Drohschreiben an verschiedene Personen und Institutionen aus dem Umfeld der betroffenen Frau und ihres Lebensgefährten verschickt.
Zudem tauchten KI-generierte, sexualisierte Bildmontagen der Opfer – teils versehen mit ihren Adressen und Telefonnummern – an öffentlichen Orten im Bezirk St. Pölten sowie am Arbeitsplatz der Frau in der Landeshauptstadt auf. Ab Mai erhielt sie fast täglich Droh-E-Mails von anonymen, nicht zurückverfolgbaren Absendern.
Zusätzlich wurden im Namen der Frau zahlreiche Bestellungen von Unterwäsche und Sexspielzeug bei Onlinehändlern aufgegeben. Die Polizei betonte, dass das Leben der Frau durch diese Taten massiv beeinträchtigt wurde. Der Verdächtige befindet sich weiterhin in der Justizanstalt St. Pölten in Haft.
Quelle: ORF