Ein ehemaliger Mitarbeiter des Verfassungsschutzes und ein Ex-Nationalratsabgeordneter der FPÖ sollen dem Wirecard-Vorstand bei seiner Flucht nach Belarus geholfen haben.
Wir haben bereits ausführlich darüber berichtet, wie beim deutschen Zahlungsunternehmen Wirecard 1,9 Milliarden Euro verschwinden konnten. Nun kam es zu zwei Festnahmen: Ein einstiger Abteilungsleiter des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung wie auch ein ehemaliger FPÖ-Nationalratsabgeordneter sollen dem international gesuchten Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek bei dessen Flucht nach Belarus geholfen haben. Marsalek wird verdächtigt, Bilanzfälschungen betrieben zu haben – es sei dabei zu einem Schaden von eben jenen knapp 2 Milliarden Euro gekommen.
Vorbereitung zur Fluchthilfe
Laut der Ermittlungsakten traf sich der gesuchte Marsalek noch am 18. Juni 2020 mit dem Ex-BVT-Abteilungsleiter, tags darauf soll sich der ehemalige Wirecard-Vorstand dann nach Minsk aufgemacht haben. Der ebenfalls vor wenigen Tagen, am 20. Jänner, verhaftete vormalige FPÖ-Mandatar soll dessen Flucht organisiert haben. Die U‑Haft des Ex-Politikers stehe aber nicht im Zusammenhang mit Wirecard, sondern soll aufgrund von anderen Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) erfolgt sein.
Verstrickungen zwischen BVT und Wirecard
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen Informationen der Tageszeitung Standard zu Folge zudem jahrelang nebenberuflich für Wirecard tätig gewesen sein und für den Finanzdienstleister die „Zahlungsfähigkeit von Anbietern pornografischer Internetseiten“ überprüft haben. Dabei sollen „personenbezogene Daten [des BVT] zu ausschließlich privaten Zwecken“ benutzt worden sein und „an Verantwortliche des Unternehmens Wirecard AG“ weitergeleitet worden sein.
Die beiden verhafteten Personen würden auch im Zusammenhang mit jenem Konvolut stehen, das im Frühjahr 2018 schließlich zur Razzia beim Verfassungsschutz führte. Der ehemalige BVT-Abteilungsleiter sei einer der wichtigsten Belastungszeugen für die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gewesen, auf dessen Aussagen sich die später als rechtswidrig beurteilte Razzia im BVT stützte.
Quelle: Der Standard