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Commerzialbank Mattersburg geschlossen, Justiz ermittelt

Eine Differenz von mehreren hundert Millionen Euro scheint zwischen real vorhandenem und in den Büchern der Commerzialbank stehendem Kapital zu bestehen. Wie sagte schon Bertolt Brecht: „Bankraub ist eine Initiative von Dilettanten. Wahre Profis gründen eine Bank.“

Mattersburg/Wien. Die Nachricht kam am 14. Juli um 23.43: Die Finanzmarktaufsicht hat der „ ‚Commerzialbank Mattersburg im Burgenland AG‘ mit Sitz in 7210 Mattersburg, Judengasse 11, die Fortführung des Geschäftsbetriebes mit sofortiger Wirkung zur Gänze untersagt“. Ein Regierungskommissär wurde eingesetzt, und am Morgen des 15. Juli waren die Zentrale und alle Filialen geschlossen. Der Zeitpunkt um kurz vor Mitternacht war mit Bedacht gewählt, um einen Ansturm der Kontoinhaber und Sparer auf die 9 Filialen und die Zentrale der Regionalbank zu verhindern. Wobei sich Inhaberinnen und Inhaber von Spar- und Kontoguthaben bis zu 100.000 Euro keine Sorgen machen müssen, denn sie bekommen das Geld von der Einlagensicherung, einer gesetzlich vorgeschriebenen Gemeinschaftseinrichtung der österreichischen Banken ersetzt.

Bestens vernetzter regionaler „Player“

Aufklärungsbedürftig erscheint aus Sicht der Finanzmarktaufsicht und mittlerweile auch der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) vieles rund um die Bank und deren Boss Martin Pucher. Er war ja bis gestern nicht einfach nur ein kleiner Bankdirektor, sondern ein regionaler „Player“, wie es in der neoliberalen Managementsprache heißt. Pucher war bestens mit der Politik vernetzt, in Mattersburg selbst etwa gibt es gerade eine Großbaustelle mitten im Zentrum. Dort soll, größtenteils von der Commerzialbank finanziert und auf Grund und Boden, der Pucher privat gehört, ein neues Großgebäude entstehen, in das auch das Rathaus übersiedeln soll. Fürs erste wird es wohl heißen: Baustopp!

Pucher war auch weithin bekannt als Präsident des österreichischen Bundesligaklubs SV Mattersburg, den er seit 1988 von der 2. Landesliga in die Bundesliga geführt hat. Er hat mit sofortiger Wirkung auch dort seine Funktion als Präsident zurückgelegt. Dem SVM droht nun ein Lizenzverfahren und ein Zwangsabstieg, da die Bank auch zu den Hauptsponsoren des Vereins zählte. Einige Jahre führte Martin Pucher auch die österreichische Bundesliga als Präsident. 

Alle ratlos

Jetzt scheinen alle ratlos. Eine Differenz von mehreren hundert Millionen Euro scheint zwischen real vorhandenem und in den Büchern stehendem Kapital zu bestehen. Offensichtlich, so vermutet zumindest Burgenlands Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil, wurden Kredite erfunden, die es gar nie gab. Das Land ist in der kleinen Privatbank nicht veranlagt. Sehr wohl aber die landeseigene Energie Burgenland. Die ließ verlauten: „Vorbehaltlich der weiteren Entwicklungen ist davon auszugehen, dass daraus eine negative Auswirkung auf das Jahresergebnis in der Höhe von höchstens einem mittleren einstelligen Millionenbetrag zu erwarten ist.“ An der Börse brachen die Aktien des Technologiekonzerns Frequentis ein. Das Unternehmen hat 31 Millionen Euro bei der Commerzialbank veranlagt. Laut einem Bericht der APA bangt auch die CTS-Austro-Eventim-Tochter Barracuda um 34 Millionen Euro.

Wie sagte schon Bertolt Brecht: „Bankraub ist eine Initiative von Dilletanten. Wahre Profis gründen eine Bank.“

Quellen: FMA/APA-OTS/derstandard.at/bvz.at

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