HomePolitikImpfwirrwarr in der "Priorisierung" geht weiter

Impfwirrwarr in der „Priorisierung“ geht weiter

Wien. Nachdem das Thema schon geraume Zeit immer wieder in den Medien ist, gibt es nun neue Schlagzeilen, was den österreichischen Impfplan angeht. Nicht nur das Hin- und Herschieben der Verantwortung für die geringe Anzahl an Impfdosen seitens der Herren an der Macht wirkt merkwürdig, irritierend oder auch verunsichernd auf weite Teile der in Österreich lebenden Menschen. Die Impfpriorisierung, die sich in manchen Bundesländern gefühlt täglich ändert, sorgt ebenfalls nicht für eine größere Sicherheit.

Priorisierungen unberechenbar

Es scheint, als würde sich heute die eine Lobby durchsetzen und morgen die andere. So wurden Berufsgruppen teilweise geimpft und dann wurde dieser Vorgang wieder abgebrochen. Ein Beispiel sind in Wien, aber auch anderen Bundesländern neben Lehrerinnen und Lehrern, Kindergartenpädagoginnen und ‑pädagogen auch das Universitätspersonal. Erste Gruppen mögen Sinn ergeben, aber ob die Lehre an Hochschulen mit einer solchen Priorität in allen Bereichen wieder auf Präsenz umgestellt werden kann, ist fraglich – 300 ungeimpfte Studierende im Hörsaal erscheinen doch eher als Risiko für Clusterbildungen. Das soll kein Plädoyer für eine digitale Lehre sein, denn nicht nur Studierende, sondern auch die Lehrpersonen leiden unter der Situation, aber es geht um eine Priorisierung. Nachdem ein Teil der Kolleginnen und Kollegen geimpft wurde, hieß es ohnehin: Sorry, Fehler, ihr dürft doch nicht mehr! Ähnliches Hin und Her spielt sich bei der Feuerwehr und der Polizei ab. Verlässliche Informationen und Planbarkeit sind Fehlanzeige. Unterdessen spielen die Heldinnen und Helden, denen zumindest während des ersten Lockdowns vielfach durch Applaus und Worte Anerkennung, von der man sich nichts kaufen kann, entgegengebracht wurde, gar keine Rolle. Was ist eigentlich mit den Kolleginnen und Kollegen im Lebensmittelhandel?

Lebensmittelhandel keine Priorität bei Impfung?

Dieser Bereich wird nicht geschlossen oder runtergefahren, egal wie hoch die Infektionsgefahr ist. Nun gab es zumindest in einigen Bundesländern, von denen wir es durch betroffene Kolleginnen und Kollegen wissen, durch die Konzerne die Information, dass man als Mitarbeiterin und Mitarbeiter im Handel nun regulär mit seiner Alterskohorte und nicht durch den Beruf priorisiert geimpft wird. Nun fragt man sich: Wo ist da die Logik? Zynisch könnte man annehmen, dass bei den Kolleginnen und Kollegen vielleicht schon eine annähernde Herdenimmunität vorhanden ist. Denn während der gesamten Pandemie ist der Gesundheitsschutz in diesem Bereich stets nicht an erster Stelle gestanden. Auch, wenn Schlagzeilen zu Clustern im Handel ausbleiben, heißt das nicht, dass es diese nicht gäbe – in den Geschäften und in den Lagern. 

Konsequenzen des Chaos

Es zeigt sich anhand der Entwicklungen, von denen das Beschriebene lediglich ein Ausschnitt ist, wieder einmal, dass es Chaos statt Krisenmanagement gibt. Dass es immer wieder Interessensgruppen gibt, die sich nach dem Motto: Der Stärkste oder der Lauteste gewinnt, wenn auch nur kurzfristig, durchsetzen. Das führt dann auch zu solchen Fällen, wie aktuell in Oberösterreich, dass für einen aktuell angesetzten Impftermin für Pädagoginnen 14.000 Impfdosen zur Verfügung stehen, aber lediglich 9.000 Anmeldungen vorliegen. Oder wie in Tirol, dass Ärzte zwar impfen dürfen, aber trotzdem empfehlen, Impfstraßen zu nutzen, um Verzögerungen zu vermeiden. Nach koordiniertem und geplantem Vorgehen klingt das nicht, und die Verunsicherung in der Bevölkerung nimmt weiter zu. Und ja, es ist schon klar, dass alles neu ist, aber nun ist es doch nicht ganz überraschend, dass es 2021 zu Impfungen kommen kann und dass nicht von jetzt auf gleich alle geimpft werden können. Aber der Hausverstand sollte zu nachvollziehbaren Plänen und Priorisierungen führen. Dass es dann während der Durchimpfung zu Verzögerungen kommen kann, ist klar. Aber das Hin und Her in der Reihenfolge wirkt nicht souverän oder notwendig.

Quelle: OÖ Nachrichten/ORF/Zeitung der Arbeit

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