HomePolitikÖsterreichs Bundesheer kooperiert mit US-Nationalgarde

Österreichs Bundesheer kooperiert mit US-Nationalgarde

Verteidigungsministerin Tanner signierte in Vermont einen Kooperationsvertrag für die jeweiligen Militärverbände. Das österreichische Knowhow im alpinen Hochgebirgskrieg wird man im „Green Mountain State“ eher nicht brauchen, die Neutralität wurde trotzdem abermals beschädigt.

Montpelier/Wien. Das österreichische Bundesheer kooperiert künftig mit der Nationalgarde des US-Bundesstaates Vermont. Ein entsprechender Vertrag, der im Herbst 2020 noch von der Trump-Administration vorbereitet worden war, wurde nun in der Hauptstadt Montpelier von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) und Gouverneur Phil Scott (Rep) unterzeichnet. Es handelt sich um das erste diesbezügliche Abkommen einer US-Nationalgarde mit einem neutralen Staat im Rahmen des „State Partnership Program“ (SPP).

Das SPP wurde von den USA geschaffen, um militärische Kooperationen und somit die Anbindung der betroffenen Länder an das Pentagon zu forcieren. Etwa 80 solcher Abkommen gibt es, wobei jedem Partnerland die Nationalgarde eines Bundesstaates zugeordnet wird. So ist z.B. der Partner von Katar die Nationalgarde von West Virginia, jener der Philippinen die Nationalgarde von Hawaii oder jener der Ukraine die kalifornische Nationalgarde. Die Nationalgarde – die Struktur entspricht in etwa der österreichischen BH-Miliz –, die nun auch Österreich zugewiesen wurde, nämlich jene von Vermont, ist auch für den Senegal und Nordmazedonien zuständig und verfügt über eine Truppe von ca. 4.000 Mann.

Ministerin Tanner verspricht sich von dem Militärabkommen beiderseitige Vorteile, wenngleich die Kooperationsbereiche noch nicht genau definiert wurden. Eine Unvereinbarkeit mit der österreichischen Neutralität kann sie jedenfalls nicht erkennen: „Ich sehe nichts, was dagegen spricht.“ Auch ansonsten muss man der Verteidigungsministerin Humor attestieren, denn sie meint, das Bundesheer könne dem neuen Kooperationspartner seine Expertise im alpinen Bereich und im Gebirgskampf anbieten. Die großen Schlachten der österreichischen Armee am Alpenhauptkamm und am Isonzo sind jetzt zwar schon ein paar Jahre her, aber tatsächlich verfügt das Bundesheer mit der 6. Gebirgsbrigade über eine hochgebirgsbewegliche Einheit sowie über zwei gebirgsbewegliche Jägerkompanien.

Vermont seinerseits liegt im Nordosten der USA, zwischen New York, Massachusetts, New Hampshire und Kanada. Der Bundesstaat ist bekannt für Ahornsirup, Milchwirtschaft, Wanderurlaub, Fliegenfischen und den farbenprächtigen „Indian Summer“. Berge? Na ja, geht so: Die Nationalgarde trägt tatsächlich die umgangssprachliche Bezeichnung „Green Mountains Boys“, benannt nach dem entsprechenden Mittelgebirge, das durchwegs bewaldet ist (ja, deshalb „grün“, etymologisch auch im ursprünglich französischen Namen Vermont – monts verts – sichtbar). Die höchste Erhebung, der Mount Mansfield, ragt stolze, aber nicht allzu alpine 1.300 Meter in die Höhe, der Gipfel ist über gemütliche Wanderwege zugänglich. Für österreichische Alpinisten und Gebirgsjäger ist das kein Berg, sondern ein besserer Hügel, aber Ministerin Tanner lebt in Gresten, wo die Ybbstaler Voralpen auch nur 900 Meter erreichen. Da kann man die Green Mountains von Vermont, die eher mit dem Wienerwald vergleichbar sind, schon für ein echtes „Gebirge“ halten…

Aber Spaß beiseite, denn das Abkommen impliziert durchaus ernste Seiten. Eine vertiefte Kooperation mit einem Teil der Militärmaschinerie der USA, dem imperialistischen Hauptkriegsverbrecher der vergangenen Jahrzehnte, ist für einen neutralen Staat wie Österreich natürlich gänzlich unangebracht und klar abzulehnen. Dass der ÖVP dies egal ist, überrascht nicht, aber auch die österreichischen Grünen spielen als Juniorpartner der Regierungskoalition wieder ungeniert mit und nehmen allmählich auch hierzulande eine olivgrüne Farbe an.

Quelle: ORF

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