„Kein Obdachloser, keine in Armut lebende alleinerziehende Mutter und kein von Notstandshilfe lebender kranker Mann wird auch nur einen Cent mehr vom Staat bekommen, wenn man den Flüchtlingen nicht hilft. Die Schuldigen sind hier wie dort dieselben, es sind die großen Konzerne, die Rüstungsindustrie und ihre gekauften Politiker, sie unterstützen Kriege und die Zerstörung von Staaten, womit Abermillionen in die Flucht getrieben werden. Sie sind dafür verantwortlich, dass die Kinder in den Flüchtlingslagern hungern und frieren. Und sie sind es, die verhindern, dass die armen Menschen bei uns eine menschenwürdige Unterstützung und Versorgung bekommen“, sagt der stellvertretende PdA-Vorsitzende Otto Bruckner zum ständigen Versuch, die Armen hier und dort gegeneinander auszuspielen.
Wien/Lesbos. Um den Bundeskanzler zu Weihnachten nicht als gar so hartherzig dastehen zu lassen, haben sich die Dutzenden Werbeleute und PR-Berater, die von ihm beschäftigt werden, schnell eine Aktion ausgedacht und die SOS-Kinderdorf-Gruppe in eine vollkommen unausgegorene Aktion hineinschlittern lassen. Für 500 Kinder im Lager Kara Tepe auf der Insel Lesbos soll, so verkündete es Außenminister Schallenberg, eine Tagesbetreuungsstätte errichtet werden.
An diesem Ort braucht man keine Kinderbetreuung
Die Flüchtlingshelferin Doro Blancke, die sich seit Wochen vor Ort befindet und hilft, so gut sie kann, hat eine eindeutige Meinung dazu: „An einem Ort, an dem es keinerlei Intimsphäre, kein einziges Bett für ein Kind gibt, außer Wäschekörbe und Babyfelle von Katharina Stemberger und uns und die viel zu wenig, wo es nicht genug Nahrung und kaum Wärme gibt. An einem Ort, an dem dich der Atem des Elends beim ersten Lichtstrahl umarmt, an einem Ort, an dem Mütter und Väter so verzweifelt sind, dass es ein Kraftakt ist, ihren Kindern den nötigen Schutz, Wärme, Geduld und Liebe zu schenken, da braucht man keine Kinderbetreuung, Herr Bundeskanzler Sebastian Kurz, da braucht man als Mensch nur eines: Weg aus diesem Elend.“
Mär von Hilfe vor Ort bricht wie ein Kartenhaus zusammen
Welche unwürdige Show hier von der ÖVP abgezogen wird, wurde auch durch ein Interview mit einer griechischen Journalistin im Ö1-Mittagsjournal von heute (21.12.) deutlich: Die Errichtung einer solchen Kinderbetreuungsstätte für 500 Kinder ginge vollkommen am Problem vorbei sagte sie, es seien 2.500 Kinder im Lager Kara Tepe und es würde mit allen Auflagen und Genehmigungen etwa ein Jahr dauern, um ein solches Gebäude zu errichten, das dann noch dazu am falschen Platz stünde, da die griechische Regierung ein befestigtes Lager an einer anderen Stelle der Insel errichtet, das angeblich im Oktober 2021 fertig sein soll. In jedem Fall bedeutet dies, dass die Menschen, die jetzt in den windigen Zelten wohnen, dort auch überwintern müssten, womit humanitäre Katastrophen und sogar Tote vorprogrammiert sind. Wie ein Kartenhaus bricht damit die Mär von der angeblichen Hilfe vor Ort zusammen.
FPÖ-Wähler bei Laune halten
Was sich der Kanzler tatsächlich bei seiner zynischen und menschenverachtenden Haltung gegenüber dem Elend in den Flüchtlingslagern an den EU-Grenzen denkt, wissen wir nicht. Es ist jedoch zu vermuten, dass er vom taktischen Gedanken angetrieben wird, möglichst viele FPÖ-Wähler, die er bei der letzten Wahl gewonnen hat, bei Laune zu halten, und dazu muss er die FPÖ-Politik der vollkommenen Ablehnung von Flüchtlingen sogar noch überspitzen. Was die Grünen antreibt, in einem Suizidkommando sämtliche früheren Grundsätze aufzugeben und sich der Kanzler-Linie unterzuordnen, ist uns ebenso wenig bekannt. Zu vermuten ist, dass es die paar Ministerposten in der ÖVP-Alleinregierung sind. Die ÖVP als „christlich-sozial“ und die Grünen als „Menschenrechtspartei“ zu bezeichnen, ist mittlerweile schon reiner Hohn.
„Beten und das Weihnachtsfest feiern und die Menschen und die vielen Kinder dort in der Nässe und Kälte liegen lassen, das passt nicht zusammen. Da helfen auch keine Alibiaktionen“, sagte der Präsident der Volkshilfe, Ewald Sacher, mit Blick auf den am Vortag von der Regierung angekündigten Plan, eine Tagesbetreuungsstätte für rund 500 Kinder auf der griechischen Insel zu schaffen. „In der Volkshilfe stehen viele Plätze zur Betreuung von schutzsuchenden Menschen leer, gibt es jede Menge Know-how und ein dichtes Netzwerk an bereitwilligen Menschen, die helfen wollen“, sagte Sacher.
Die Volkshochschule Hietzing in Wien legte einen kahlen Baum auf ein früheres Blumenbeet mit den darauf gemalten Worten: „Solange wir die Kinder in Moria im Dreck vergessen, blühen hier keine Blumen“ (siehe Foto).
PdA: Die Schuldigen sind die Konzerne und ihre gekauften Politiker
Der stellvertretende Vorsitzende der PdA, Otto Bruckner, sagte heute dazu: „An die EU zu appellieren, wie es jetzt viele tun, ist sinnlos. Denn die griechische Regierung macht diese grausame Politik im Dienste der EU, ebenso wie viele andere Regierungen an den EU-Außengrenzen.“ Strikt wendet sich Bruckner gegen das Ausspielen von Menschen, die hier in Österreich in Armut leben, gegen das Elend der Flüchtlinge: „Kein Obdachloser, keine in Armut lebende alleinerziehende Mutter und kein von Notstandshilfe lebender kranker Mann wird auch nur einen Cent mehr vom Staat bekommen, wenn man den Flüchtlingen nicht hilft. Die Schuldigen sind hier wie dort dieselben, es sind die großen Konzerne, die Rüstungsindustrie und ihre gekauften Politiker, sie unterstützen Kriege und die Zerstörung von Staaten, womit Abermillionen in die Flucht getrieben werden. Sie sind dafür verantwortlich, dass die Kinder in den Flüchtlingslagern hungern und frieren. Und sie sind es, die verhindern, dass die armen Menschen bei uns eine menschenwürdige Unterstützung und Versorgung bekommen.“
Quellen: orf.at/Doro Blancke auf FB/Ö1