Am gestrigen Mittwoch ging die zweite Runde der Kollektivvertragsverhandlungen im Handel ergebnislos zu Ende. Die Wirtschaftskammer kritisiert, dass von Seiten der Gewerkschaft keine konkrete Forderung zu den Gehältern im Handel vorgelegt wurden. Die Gewerkschaft GPA wirft der Kapitalseite vor, die Pandemie als Vorwand zu nutzen, um den Status Quo der Arbeitsbedingungen im Handel zu konservieren.
Wien. Am gestrigen Mittwoch fand die zweite Verhandlungsrunde zwischen Wirtschaftskammer und Gewerkschaft statt. Die Verhandlungen wurden nach 5 Stunden ergebnislos abgebrochen. Die Wirtschaftskammer schreibt in einer Aussendung, dass man sich intensiv und kontroversiell zu den Forderungen und dem Rahmenrecht ausgetauscht hätte. Sie kritisiert, dass von Gewerkschaftsseite bis jetzt keine konkrete Gehaltsforderung in die Verhandlungen eingebracht wurde, das mache das Schnüren eines Gesamtpakets aber unmöglich.
Die Gewerkschaft GPA ihrerseits wirft der Kapitalseite vor, dass die Pandemiesituation vorgeschoben würde um eine Änderung des Status Quo, die Arbeitsbedingungen im Handel betreffend, zu konservieren. Die Kapitalseite verweigere es auf die Situation der Mehrheit der im Handel Beschäftigten, Frauen und Teilzeitbeschäftigte, einzugehen. Konkrete fordert die Gewerkschaft „Zuschläge bei Nachtarbeit, eine faire Bezahlung bei Mehrarbeit mit gleichen Rechten für Teilzeitbeschäftigte und einen Digitalisierungsbonus für Lehrlinge“ sowie eine „kräftige Gehaltserhöhung“.
In der Vergangenheit ist es im Handel immer wieder zu Konfrontationen zwischen Gewerkschaft und Kapitalseite gekommen. Letztlich wurde aber meist ein Kompromiss gefunden, von dem die Kapitalseite profitierte und den Angestellten, Arbeiterinnen und Arbeitern als Erfolg der Gewerkschaft verkauft wurde. Eine der größten Frechheiten der Arbeiteraristokraten war die Polemik Ende des Jahres 2019 gegen die Ausweitung der Öffnungszeiten an Silvester von 15 Uhr auf 17 Uhr. Die Gewerkschaftsführung und die sie unterstützenden Betriebsräte polemisierten damals gegen eine Regelung, der sie bei den Lohnverhandlungen für das Jahr 2019 im Herbst/Winter 2018 selbst zugestimmt hatten. Bei der Unterzeichnung hatten die Arbeiteraristokraten den Beschäftigten vergessen zu sagen, dass man dem zugestimmt hatte und als es, dann kurz vor Silvester war, versuchte man sich als Kämpfer gegen eine selbst ausverhandelte Regelung zu inszenieren. Wenn die Angestellten, Arbeiterinnen und Arbeiter etwas an ihrer Lage ändern wollen, dürfen sie nicht länger auf diejenigen hören, die ihnen erklären, sie würden das für sie machen. Sie müssen sich selbst organisieren und das Kapital und die Arbeiteraristokraten konfrontieren.