HomeFeuilletonWissenschaftMeereisschwund lässt Pinguinküken ertrinken

Meereisschwund lässt Pinguinküken ertrinken

Der Rückgang des Meereises und vermehrter Regen bedrohen die Kaiserpinguine in der Antarktis. Der Bruterfolg geht massiv zurück, in manchen Kolonien gegen null.

Antarktis. Rund um den Südpol gibt es bei den Kaiserpinguinen (Aptenodytes forsteri) etwa 280.000 Brutpaare in 60 Kolonien. Das klingt immer noch nach recht viel, doch Hochrechnungen haben ergeben, dass die flugunfähigen Vögel bis zum Ende des Jahrhunderts quasi ausgestorben sein könnten. Prognostiziert wurde nämlich ein Rückgang der Population um 98 Prozent bis zum Jahr 2100.

Verantwortlich ist hierfür das Rückgang des antarktischen Meereises, das der bevorzugte Brutplatz der Kaiserpinguine ist. Nur ist diese Eisfläche in diesem Jahr so gering wie nie zuvor. Und die generelle Tendenz ist eindeutig: Die vier Jahre mit den Minimalwerten wurden allesamt seit 2016 beobachtet. Der Grund liegt wenig überraschend an der globalen Erwärmung im Allgemeinen, an der massiven Zunahme von Regen im Speziellen.

Doch wie ist die Pinguinaufzucht überhaupt davon betroffen? Die Brutstellen auf dem Meereis haben die richtige Entfernung zum Wasser – können die Jungtiere nach dem Einstellen der Fütterung durch die Eltern dieses nicht erreichen, so verhungern sie. Nun ist es aber umgekehrt, gerade die Nähe zum Wasser beinhaltet die Todesfalle: Schmilzt das Meereis, bevor die Küken flügge werden, oder brechen ganze Schollen ab und treiben davon, dann haben darauf befindliche Küken keine Überlebenschance. Ihr Federkleid ist noch nicht ausgebildet und wasserdicht, sondern immer noch nur ein Flaum, weswegen die Küken nicht schwimmen können. Fallen sie ins Wasser, so ertrinken oder erfrieren sie.

An der Küste der Bellinghausensee in der Westantarktis hat ein britischen Forschungsteam im Vorjahr fünf Kolonien begleitet – und in vier davon dürfte kein einziges Küken überlebt haben. Ein derartig geringer Bruterfolg wurde bei Kaiserpinguinen noch nie zuvor beobachtet. Für den kommenden Sommer – der fällt auf der Südhalbkugel natürlich in „unseren Winter“ – ist noch Schlimmeres zu befürchten. Ohne Nachkommen gibt es keine Arterhaltung.

Quelle: Der Standard

- Advertisment -spot_img
- Advertisment -spot_img

MEIST GELESEN