Kopenhagen. Mit der beschlossenen Anhebung des Pensionsantrittsalters auf 70 Jahre bis zum Jahr 2040 macht die dänische Regierung unmissverständlich klar, auf wessen Seite sie steht: nicht auf jener der arbeitenden Bevölkerung, sondern fest an der Seite des Kapitals. In einem Land mit stabiler Wirtschaft, hohen Produktivitätsraten und steigender Lebenserwartung wird die soziale Sicherheit nicht ausgebaut – sie wird systematisch zurückgefahren. Und das unter Führung einer sozialdemokratischen Ministerpräsidentin.
Die Anhebung des Rentenalters ist nichts anderes als ein Frontalangriff auf die arbeitende Klasse – auf Bauarbeiter*innen, Pflegekräfte, Reinigungspersonal und all jene, deren Körper bereits mit 60 ausgelaugt sind und die den Reichtum der Gesellschaft schaffen. Für sie bedeutet diese Reform: mehr Jahre schuften, weniger Jahre Leben in Würde. Die politische Elite weiß das – und sie nimmt es billigend in Kauf.
Besonders perfide ist dabei die Rolle der Sozialdemokratie. Ministerpräsidentin Mette Frederiksen inszeniert sich als pragmatische Modernisiererin, die das „System überprüfen“ wolle, sobald die sukzessive steigende Altersgrenze von 70 in Jahr 2040 erreicht wurde. Das ist nichts als Beruhigungsrhetorik, ein billiger Versuch, den Widerstand im Keim zu ersticken. Die Realität ist: Die dänische Sozialdemokratie ist Verwalterin kapitalistischer Sachzwänge, sie dient nicht den Interessen der Lohnabhängigen, sondern denen der Konzerne. Unter dem Deckmantel der Verantwortung wird in Wahrheit ein Programm der sozialen Demontage durchgezogen.
Quelle: Der Standard