Perg. Der Spritzgießmaschinenhersteller Engel mit Zentrale in Schwertberg (Bezirk Perg) und Werken in Dietach (Steyr-Land) sowie St. Valentin (Bezirk Amstetten, Niederösterreich) bereitet den nächsten Sparkurs vor. Nach Informationen, die seit Dienstag intern kommuniziert werden, sollen im September und Oktober zunächst rund 50 Stellen gestrichen werden. Das Unternehmen beschäftigt weltweit etwa 7.000 Menschen, rund die Hälfte davon an den drei Standorten in Ober- und Niederösterreich. Die Produktionsgewerkschaft PRO-GE bestätigte gegenüber ORF OÖ, über ein Stellenabbauprogramm informiert worden zu sein. In der Logik des Kostendrückens bleibt es nicht bei der ersten Tranche: Teile der Fertigung sollen in den kommenden drei Jahren nach Ost- und Südeuropa wandern, was allein in Schwertberg weitere rund 100 Arbeitsplätze kosten könnte, wie es in Berichten heißt.
Parallel zur Ankündigung von Personalabbau werden die Rahmenbedingungen für jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschlechtert, die bleiben. Nach derzeitiger Linie sollen die Ergebnisse der Kollektivvertragsverhandlungen im Herbst – also vereinbarte Lohnerhöhungen – nicht an die Belegschaft weitergegeben werden. Zusätzlich stehen Sozialleistungen zur Disposition, die Management und Betriebsrat vor Jahren vereinbart hatten. Die PRO-GE lehnt diese Kürzungen ab, fordert Transparenz und kündigt an, sowohl Auszahlungen an das Management als auch die Unternehmensbilanzen zu prüfen. Dass Belegschaftsvertreterinnen und ‑vertreter um Einblick kämpfen müssen, während zugleich Verlagerungsentscheidungen vorbereitet werden, sagt viel über die Kräfteverhältnisse am Standort aus.
Nüchtern betrachtet ist dieses Drehbuch altbekannt: Wenn der Auftragsdruck steigt und die Konkurrenz intensiver wird, wird „Wettbewerbsfähigkeit“ zur Chiffre dafür, Lohnkosten zu drücken, öffentliche Förderkulissen auszureizen und globale Lohngefälle auszunutzen. Verlagerungen nach Ost- und Südeuropa erscheinen als ökonomische Rationalität, sind aber politisch eine Entscheidung, die Wertschöpfung dorthin verschiebt, wo Arbeitskraft billiger und Gegenmacht schwächer ist. Die Streichung von Sozialleistungen und die angekündigte Nichtweitergabe kollektiv ausverhandelter Lohnsteigerungen sind keine zwangsläufige Folge „der Lage“, sondern eine bewusste Umverteilung zugunsten des Profits. Wer in Schwertberg, Dietach und St. Valentin arbeitet, spürt diesen Strukturwandel nicht als abstrakte Branchentrendlinie, sondern als Kündigung, als verdichtete Arbeit und als reale Einkommenseinbußen.
Dass Management und Eigentum die Krise im Namen der Kosten bändigen wollen, ist erwartbar. Es ist der stets alte Wein aus neuen Schläuchen. Und damit zeigt sich wieder einmal: Solange die Kapitalisten ihre Wettbewerbsfähigkeit über die Lohnquote „optimieren“ und Produktivitätsgewinne nicht als kollektiven Fortschritt, sondern als Hebel für Verlagerungen nutzen, bleibt jede Ankündigung von „Zukunftssicherung“ eine Drohung für die Kolleginnen und Kollegen: gesicherte Zukunft fürs Kapital, Massenkündigung für die Belegschaft.
Quelle: ORF