Mit dem Herbstbeginn ziehen Kormorane erneut über Österreichs Gewässer. Was für Naturbeobachter ein eindrucksvolles Schauspiel ist, bedeutet für die heimische Berufsfischerei eine ernste Herausforderung: Die Bestände vieler Speisefische geraten durch den Appetit der schwarzen Vögel unter Druck.
Rund 1.000 Kormorane machen jährlich im Winter in Österreich Station. Die Tiere ernähren sich fast ausschließlich von Fisch – ein ausgewachsenes Exemplar frisst im Schnitt etwa ein halbes Kilo pro Tag. Besonders Reinanken und Saiblinge sind betroffen. Am Traunsee sei die Lage kritisch, warnt Klaus Berg, Geschäftsführer des Landesfischereiverbandes Oberösterreich: „In den Wintermonaten geht es um Tonnen von Fisch, die verloren gehen.“
Seit einem Jahr ist es erlaubt, Kormorane unter bestimmten Auflagen zu bejagen. Ausgenommen sind jedoch große Seen wie jene im Salzkammergut sowie Donau, Inn und Salzach. Der Verband fordert deshalb eine Ausweitung der Regelung und zumindest Möglichkeiten zur Vergrämung.
Ein Vogel mit wechselvoller Geschichte
Der Kormoran (Phalacrocorax carbo) gehört zur Familie der Kormorane und ist auf fast allen Kontinenten verbreitet – von Europa und Asien bis Afrika, Australien und sogar Teilen Nordamerikas. In Mitteleuropa war die Art durch intensive Bejagung lange Zeit stark dezimiert und stellenweise fast ausgerottet. Erst in den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Bestände erholt. 2010 wurde der Kormoran in Deutschland und Österreich sogar zum „Vogel des Jahres“ gewählt.
Die Tiere brüten in großen Kolonien an Küsten oder Binnengewässern und gelten als gesellige Vögel. Ihre Nahrung setzt sich je nach Region und Jahreszeit unterschiedlich zusammen. In deutschen Binnengewässern etwa bilden Karpfenfische wie Rotaugen und Flussbarsche einen Großteil der Beute, während in Voralpenseen auch Renken eine größere Rolle spielen. Typisch ist, dass Kormorane opportunistisch jagen – sie nehmen jene Fische, die am leichtesten zu erbeuten sind.
Suche nach Lösungen
Am Traunsee versuchen Fischer inzwischen, Jungfischen Rückzugsräume zu bieten. Dazu werden Baumkronen ins Wasser gelegt und mit Seilen befestigt. Ob diese Maßnahmen den Druck durch die hungrigen Vögel langfristig lindern können, ist allerdings offen. Klar ist: Mit dem Eintreffen der Kormorane ist auch die Diskussion um den richtigen Umgang mit ihnen wieder neu entfacht.
Quelle: ORF