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Der marxistische Jude Bruno Frei über den „Kommunistenrabbi“ Moses Hess und seine Hoffnung auf den Untergang des „Schacherjudentums“ (Teil 1)

Gastautor: Gerhard Oberkofler, geb. 1941, Dr. phil., Universitätsprofessor i.R. für Geschichte an der Universität Innsbruck 

Begegnung von Moses Hess mit Karl Marx in einem Berliner Café

Veröffentlichungen und personale Individualität von Moses Hess (1812–1875) sind heute nur wenigen Spezialisten bekannt.[i] Einer der „Weckrufe für eine Gesellschaft der Freien und Gleichen“ von Moses Hess wurde in der von Wolfgang Beutin (1934–2023), Hermann Klenner (*1926) und Eckart Spoo (1936–2016) herausgegebenen Sammlung „Lob des Kommunismus“ veröffentlicht: „Im Himmel unserer Ideen herrscht kein Vorurteil; da wird die Würde des Menschen aufs Vollständigste anerkannt; da werden seine ewigen Rechte proklamiert; da sind alle Menschen Brüder und Genossen. In unserem tiefsten Inneren sind wir doch von der wesentlichen Gleichheit aller Menschen überzeugt. Ja, Deutschland ist in der Theorie am weitesten – aber leider auch nur in der Theorie. Während wir so die freiesten Menschen, die reinsten Demokraten, die radikalsten Communisten sind, ertragen wir daneben die Zerrissenheit unserer Wirklichkeit ganz friedlich“.[ii] Noch vor nicht allzu langer Zeit wurden die heute totgeschwiegenen Schriften von Moses Hess von reaktionären Kräften in Europa als direkte Bedrohung gesehen. In der Wiener Ausgabe des „Völkischen Beobachters“ ist 1938 zu lesen: „Schon vor dem Juden Karl Marx [(1818–1883)] hatte der Jude Moses Hess im Jahre 1841 ein Werk >Europäische Triarchie>[iii] veröffentlicht, in dem er als Ziel der Arbeiterbewegung in Deutschland die >Vereinigten Staaten Europas< hinstellte. Seine Gedanken griff Karl Marx auf und verarbeitete sie in seinem politischen Programm, das wiederum durch den Juden David Ricardo [(1772–1823)] seine wirtschaftshistorische Untermauerung erhalten.“[iv]

Der Wiener Kommunist Bruno Frei (1897–1988) hat sich seit seiner zionistisch geprägten Adoleszenz immer wieder mit Moses Hess beschäftigt.[v] Aufgrund der Reflexion seiner eigenen biographischen Geschichte analysiert Bruno Frei im fortgeschrittenen Alter die Dynamik des intellektuellen Lebens von Moses Hess, aber reduziert dessen individuellen ZickZack nicht auf charakterliche Eigenschaften, sondern setzt diesen in Verbindung mit der Epoche seiner Zeit. Der marxistische Universalgelehrte Jürgen Kuczynski (1904–1997) hat am Ende seines erfahrungsreichen Lebens ein Büchlein „Vom Zickzack der Geschichte“ geschrieben.[vi]

Die Grabstätte von Moses Hess am Friedhof von Kinneret am See Genezareth in Israel trägt die hebräische Inschrift: „Einer der Väter des Frühsozialismus und Künder des Staates Israel“. Hat Moses Hess einen Grabstein benötigt? Bertolt Brecht (1898–1956) dichtet: “Ich benötige keinen Grabstein, aber / Wenn ihr einen für mich benötigt / Wünsche ich, es stünde darauf: / Er hat Vorschläge gemacht. Wir / Haben sie angenommen. / Durch eine solche Inschrift wären / Wir alle geehrt“.[vii]

In Bonn in einer orthodox jüdisch bürgerlichen Familie geboren und aufgewachsen, hat Moses Hess den jüngeren, aus einer assimilierten liberalen Anwaltsfamilie mit rabbinischer Tradition in Trier stammenden und von der Bonner Universität im Herbst 1836 an die Rechtsfakultät der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität zum Studium der Philosophie und der Rechtswissenschaft übersiedelten Karl Marx (1818–1883) im Café Stehely am Berliner Gendarmenmarkt kennengelernt. Nicht nur dort trafen sich junghegelianische, die der „Heiligen Allianz“ angemessenen, reaktionären preußischen Zustände empört kritisierende, begnadete und produktive Intellektuelle in einem „Doktorklub“. Im März 1841 hat Karl Marx das Absolutorium der Berliner Universität erhalten, im Monat darauf reichte er seine Dissertation über „Die Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie an der Universität in Jena ein und wurde dort ohne weitere Prüfung am 15. April 1841 in absentia zum Dr. phil. promoviert.

Ernst Dronke (1822–1891), später unter den Redakteuren der „Neuen Rheinischen Zeitung“, schildert in seinem rasch verbotenem, Georg Herwegh (1817–1875) gewidmeten Buch „Berlin“ (1846) diese unter staatspolizeilicher Beobachtung stehende Zusammenkünfte im Café Stehely,[viii] die vergleichbar sind mit jenen der Intelligenz im Café de la Régence in Paris, wo Denis Diderot (1713–1784) sich mit späteren Mitarbeitern der Enzyklopädie unterhalten hat.[ix] Jean-Paul Sartre (1905–1980) bewegte sich nach 1945 in Paris in einem ähnlichen Team, an dem sich Albert Camus (1913–1960) geweigert hat mitzumachen. Simone de Beauvoir (1908–1986) hat es als „sehr heteroklit“ erlebt.[x] In seinem Briefwechsel mit Jürgen Kuczynski hat Leopold Hornik (1900–1976), der einer der Mitbegründer der Kommunistischen Partei Österreichs ist, Mitte der 1970er Jahre bedauert, dass eine solche Art persönlicher Begegnungen fast völlig verschwunden ist. „Lässt sich so etwas in unserer hektischen Zeit, die mindestens bis zum Sieg des Sozialismus in der ganzen Welt andauern wird, revitalisieren? Sicher ist nur, dass das Bedürfnis nach menschlichen Kontakten, um sich über alle Probleme aussprechen zu können, außerordentlich groß ist“.[xi] Ohne intellektuelle Kaffeehausgespräche war der von Friedrich Engels (1820–1895) schon 1843 (!) „als Begründer des deutschen Kommunismus“ bezeichnete deutsche Arbeiter Wilhelm Weitling (1808–1871) unterwegs, der in ärmlichsten Verhältnissen aufgewachsen das Schneiderhandwerk erlernt hat und als wandernder Handwerksgeselle 1837 in Paris in den „Bund der Gerechtigkeit“ aufgenommen worden ist. Er, der werktags bis 22 Uhr und sonntags bis Mittag als Schneidergeselle arbeiten musste, ist, wie Hermann Klenner ausdrücklich in Erinnerung ruft, „geistiger Gründer des deutschen Arbeiterkommunismus“. 1842 ist von Weitling dank der Unterstützung seiner Mitkämpfer in 2000 Exemplaren die Schrift „Garantien der Harmonie und Freiheit“ mit dem Leitspruch herausgegeben worden: „Frei wollen wir werden! Wie die Vögel des Himmels; sorgenlos in heitern Zügen und süßer Harmonie durch’s Leben ziehn wie sie!“[xii] Solche mit den Vögeln verbundenen Freiheitsgedanken sind global. Im Leben des über Jahrhunderte unterdrückten kurdischen Volkes ist der Vogel „Pepug“ als freier „Seelenvogel“ zutiefst verankert. Franz Mehring (1846–1919) hat 1908 eine Jubiläumsausgabe von Weitling bevorwortet.[xiii] Weitling war der bis in die Gegenwart nicht widerlegbaren Überzeugung: „Der Umsturz des alten Bestehenden ist Revolution; folglich ist der Fortschritt nur durch Revolution denkbar“.[xiv] Auch der deutsche Kommunist Walter Ulbricht (1893–1973) war ein lernender und lesender Wandergeselle.[xv]

Moses Hess gab 1837 ein erstes Buch „Die heilige Geschichte der Menschheit, von einem Jünger Spinozas“[xvi] heraus, dem 1841 sein zweites Buch über „Die europäische Triarchie“ folgte. Letzterem stellt er zwei Lehrsätze von Baruch von Spinoza (1632–1677) voran: „ordo et connexio idearum idem est ac ordo et connexio rerum [Die Ordnung und Verknüpfung von Ideen ist dieselbe wie die Ordnung und Verknüpfung der Dinge]“ und „de natura rationis est,res sub quadam aeternitatis specie percipere [Es liegt in der Natur der Vernunft, die Dinge unter einer gewissen Art der Ewigkeit zu wahrzunehmen]“.[xvii] Der aus Spanien nach Holland ausgewanderte Baruch Spinoza (1632–1677), der 1656 aus der Synagoge ausgestoßen worden ist, hat großen Einfluss auf die deutsche Aufklärung und Klassik gehabt. Mit seinen Schriften hat er die historische Bibelkritik eingeleitet und war in Hinsicht auf die Erörterung des Problems von Freiheit und Notwendigkeit ein zukunftsweisender Dialektiker.[xviii]

Am 2. September 1841 schreibt Moses Hess seinem jüdischen Freund Berthold Auerbach (1812–1882): „Du kannst Dich darauf gefasst machen, den größten, vielleicht den einzigen jetzt lebenden eigentlichen Philosophen kennenzulernen […]. Dr. Marx, so heißt mein Abgott, ist noch ein ganz junger Mann (etwa 24 Jahre höchstens alt), der der mittelalterlichen Religion und Politik den letzten Stoß versetzen wird, er verbindet mit dem tiefsten philosophischen Ernst den schneidendsten Witz; denke Dir [Jean Jacques] Rousseau [(1712–1778)], [François-Marie de] Voltaire [(1694–1778)] , [Paul Heinrich Dietrich von] Holbach [1723–1789], [Gotthold Ephraim] Lessing [(1729–1781], [Heinrich] Heine [1797–1856] und [Georg Wilhelm Friedrich] Hegel [(1770–1831)] in einer Person vereinigt; ich sage vereinigt, nicht zusammengeschmissen – so hast Du Dr. Marx“.[xix]

Über die neugegründete radikaldemokratische „Rheinische Zeitung für Politik, Handel und Gewerbe“, deren erste Nummer am 1. Jänner 1842 herauskam, hat Moses Hess den aus einer bürgerlich protestantischen Fabrikantenfamilie stammenden Friedrich Engels kennengelernt. Von Beginn an musste die „Rheinische Zeitung“, an der Karl Marx vom 15. Oktober 1842 bis zum 17. März 1843 mitgearbeitet hat, mit zensorischen Eingriffen kämpfen und mit 31. März 1843 ihr Erscheinen überhaupt einstellen. Moses Hess, Karl Marx und Friedrich Engels waren am Beginn eines biografischen Alters, das offen für die Änderung im überlieferten Denken hin zum Sozialismus mit allen Rechten für die Armen war.[xx] Das war ihnen nicht von der menschlich mitfühlenden Intuition angesichts des Arbeiterelends gegeben, sondern das Ergebnis intensiven Studiums und scharfsinniger Beobachtung des politischen und gesellschaftlichen Lebens. Engels und Marx sind sich 1844 erstmals in Paris, wohin Marx im Oktober 1843 übersiedeln musste, persönlich begegnet. Es eröffnete für beide eine intensive, lebensbegleitende Freundschaft.

Moses Hess als „Kommunistenrabbi“

In Berlin, wo viele gebildete Juden ansässig waren, etablierten sich im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts moderne jüdische Bibliotheken.[xxi] Diese waren Voraussetzung, dass 1934 ein vom Rabbiner und Repräsentanten der deutschen Juden Leo Baeck (1873–1956) begrüßtes und von Emanuel bin Gorion (1903–1987), Alfred Loewenberg (1902–1949), Otto Neuburger (1890–1956) und Hans Oppenheimer (1903–1985) zur Selbstbehauptung des Judentums „Philo-Lexikon. Handbuch des jüdischen Wissens“[xxii] herausgegeben und redigiert wurde. Darin wird Moses Hess charakterisiert: „Vater des modernen Sozialismus auf stark ethischer Grundlage, deshalb auch >Kommunistenrabbi“ genannt, entwirft in >Rom und Jerusalem< (1862)[xxiii] national-jüdische Gedanken und wird Vorläufer des Zionismus“.[xxiv] 1967 wurde in New York das „Den Opfern zum Gedächtnis, den Lebenden zur Lehre“ eine wesentlich erweiterte Neuauflage dieses Lexikons unter der Chefredaktion des den Nazi entkommenen Hans (John F.) Oppenheimer herausgegeben.[xxv] In diesem wird der Artikel über Moses Hess an die in den USA vorherrschenden Ideologie angepasst:[xxvi] Er war „Vater des modernen Sozialismus auf ethischer Grundlage“ und Mitbegründer der „Rheinischen Zeitung“ „brach [er] mit Marx und Engels und „entwarf 1841 in >Die europäische Triarchie<[xxvii] die Idee einer europäischen Staatenunion“. Als weiterführende Literatur wird auf Theodor Zlocisti (1874–1943)[xxviii], Georg Lukácz (1885–1971)[xxix] und Edmund Silberner (1910–1985)[xxx] verwiesen. Der Spitzname „Kommunistenrabbi“ wird weggelassen, obschon er Wesentliches aussagt.

In seiner frühen Buchveröffentlichung „Die europäische Triarchie“ entwickelte Moses Hess illusionäre Gedanken von einer vom Judentum geprägten Transformation des reaktionären Europas seiner Zeit hin zu einer gemeinsamen Aufklärung und sozialer Gleichheit auf Grundlage der Gesetze des israelischen Religionsstifters Moses. Den gemeinsamen revolutionären Weg auf der Basis des dialektisch historischen Materialismus mit Karl Marx und Friedrich Engels hat der ziemlich eigensinnig, sich messianisch gebende Moses Hess bald beendet, seine in Auseinandersetzung mit Ludwig Feuerbach (1804–1872), Bruno Bauer (1809–1882) und Max Stirner (1806–1856) wurzelnden theoretischen Ansätze liefen auf sektiererische Anpassung an die vorherrschende Ideologie hinaus.

„Zur Judenfrage“

1845 bis 1846 war Moses Hess am Gemeinschaftswerk von Marx und Engels über die „Deutsche Ideologie“ noch randständig beteiligt.[xxxi] Die erste Differenz zwischen Moses Hess und Karl Marx – beide waren in Brüssel, wo Marx vom Februar 1845 bis März 1848 lebte, Hausnachbarn – zeichnete sich in der Haltung zur „Judenfrage“ ab. Vom August bis Dezember 1843 hat sich Karl Marx im Pariser Exil mit seiner zur bewussten Fehlinterpretation immer Anlass gebenden Schrift „Zur Judenfrage“ befasst, die gegen die radikal dogmatische Kritik von Bruno Bauer, der sich gelegentlich im „Doktorenklub“ aufgehalten hat,[xxxii] gerichtet ist. Im März 1844 wurde diese in den von ihm und Arnold Ruge (1802–1880) gemeinsam herausgegebenen ersten und einzig gebliebenen Ausgabe der „Deutsch-Französischen Jahrbücher“ veröffentlicht.[xxxiii] Marx hat die theologischen Fragen in „weltliche“ Fragen verwandelt.[xxxiv] Seine „weichenstellende Menschenrechtsanalyse“ (Hermann Klenner) hat Marx in der Einleitung seiner Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie gleich weitergeführt.[xxxv] „Die „Emanzipation der Gesellschaft vom Judentum“ ist für Marx die Emanzipation der Gesellschaft „vom Schacher und vom Geld“. Die Befreiung der Völker von Geldwirtschaft und Privateigentum sowie von der Gier nach Profit stehen bei der Schrift „Zur Judenfrage“ von Marx im Vordergrund: „Die Judenemanzipation in ihrer letzten Bedeutung ist die Emanzipation der Menschheit vom Judentum“.[xxxvi] Ihn aufgrund dieser polemischen Veröffentlichung des „jüdischen Selbsthasses“ zu beschuldigen, ist rassistisch und Ausdruck eines Hasses gegen das die Juden ein- und nicht ausschließende kritische Denken.[xxxvii] Im heute noch den Befreiungskampf der Völker begleitenden „Kommunistischen Manifest“ haben Marx und Engels ziemlich hart über die von Moses Hess repräsentierten „wahren Sozialisten“ geurteilt.[xxxviii] Schon mit dem ersten Satz „Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen“ wurde vom „Manifest“ der Weg vom spekulativen Postulat verlassen und die Revolution von Spekulation getrennt. Es ging Marx und Engels darum, das am Horizont des menschlichen Zusammenlebens sichtbare „kommunistische Gespenst“ wissenschaftlich zu definieren. Trotz der grundlegenden Differenzen sind Marx und Engels in den Folgejahren Moses Hess mit Achtung begegnet. Marx bezeichnete ihn in einem Brief an dessen Witwe als „vieljährigen Bundesgenossen“.[xxxix]

„Rom und Jerusalem“

1862 hat Moses Hess, der mit Ferdinand Lassalle (1825–1864) in Verbindung getreten ist, seine „Den hochherzigen Vorkämpfern aller nach nationaler Wiedergeburt ringenden Geschichtsvölker“ gewidmete Schrift „Rom und Jerusalem“ mit dem Untertitel „Die letzte Nationalitätenfrage. Briefe und Noten“ veröffentlicht, die vor der Agitation des österreichischen Juden Theodor Herzl (1860–1904) zu den herausragendsten zionistischen Schriften mit politischem Charakter gehört.[xl] Moses Hess hängte in dort abgedruckten Briefen jeder jüdischen Frau den Mantel einer „mater dolorosa“ um. Zudem meinte er, jeder Jude trage „den Stoff zu einem Messias“ in sich.[xli] Moses Hess und sein Nachfolger Theodor Herzl (1860–1904) sahen sich selbst als Messiasse des jüdischen Volkstums, wenn schon nicht der jüdischen Rasse.

Bruno Frei besucht die Westukraine (1927) und bespricht das Buch „Der Untergang des Judentums“ von Otto Heller

1927 hat Bruno Frei einen illustrierten Reisebericht über „ein merkwürdiges Land, wo die Rabbiner Bannflüche gegeneinander schleudern, wo die Bauern kommunistisch wählen, wo Zigeuner Menschen fressen – um nur die letzten der kuriosesten Nachrichten aus Karpathorussland und aus der östlichen Slowakei zu erwähnen!“ veröffentlicht. Grundlage für diese kleine Broschüre „Im Lande der fluchenden Rabbis und der hungernden Bauern“ war sein „Karpathorussischer Bilderbogen“ in der in Wien herausgegebenen Zeitung „Der Abend“ im August 1927.[xlii] Seine Reiseindrücke über das Leben der Armen in dem abseits liegenden, Karpathorussland genannten östlichsten Teil der Tschechoslowakei hat Bruno Frei für seine politisch interessierten Zeitungsleser abgedruckt. Aus Prag war der katholische Priester Eduard Winter (1896–1982), nur wenige Monate älter und von ganz anderer Herkunft als Bruno Frei, um 1925/26 auch in diese aufbrechende Region gereist, um sich als Volksdeutscher, nicht als Reichsdeutscher, ein Bild vom Zusammenleben der Menschen dort zu machen. In seinem Wirken als Führer der katholischen Erneuerungsbewegung deutschböhmischer Jugend und in seinen Veröffentlichungen hat Eduard Winter Auffassungen des von der habsburgischen Reaktion mit Unterstützung der katholischen Amtskirche im Vormärz kriminalisierten Prager Theologen Bernard Bolzano (1781–1848) aufgegriffen.[xliii] In den von der Reaktion geprägten Vormärzjahren hat der in Berlin damals unbekannt gebliebene Bolzano an die soziale Interessensgemeinschaft von Deutschen, Tschechen und Juden appelliert und das Volk aufgerufen, die „Pflichten gegen ungerechte Obrigkeiten“ mit revolutionärem Widerstand wahrzunehmen. Er tat dies als Theologe so deutlich wie das die seit der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts als Kommunisten bekämpften und ermordeten lateinamerikanische Befreiungstheologen getan haben und tun. Bruno Frei erzählt von dem in Karpathorussland heimischen, aus dem 18. Jahrhundert überlieferten Chassidismus. „Dieser Chassidismus ist tot, und zurückgeblieben ist der Formelkram und der Wunderaberglaube“. Dann: „Der Chassidismus von heute ist ein dürres Sektenwesen. Diese Chassidim glauben, dass die pedantische Erfüllung aller das äußerliche Leben betreffende Gebote ihnen eine Hypothek auf die himmlische Seligkeit sichert“. Bruno Frei interessiert neben dem Parteiengezänk der Rabbis vor allem noch die dritte Partei in der „Judenstadt“ Munkács: „es sind die arbeitenden Juden, die den mittelalterlichen Plunder weit von sich geworfen haben, was in Munkács nicht leicht ist und mit Opfern bezahlt werden muss. Die Juden, die in Karpatho-Russland fast zwanzig vom Hundert der Bevölkerung ausmachen (dabei gibt es in diesem Lande keinen Antisemitismus), sind in allen Schichten des Wohlstandes und des Elends zu Hause. Eine dünne Schicht reicher Besitzer, eine starke Schicht armer Kleingewerbetreibender, Kutscher, Arbeiter und Bauern, die von den >Blutsaufern< nicht anders sprechen als wir von den kapitalistischen >Blutsaugern<, und eine sehr große Schicht Lumpenproletarier, Bettler und Zuhälter, denen es nichts ausmacht, die Bethäuser und Talmudschulen der Rabbis zu bevölkern, um sich so ein Anrecht auf arbeitsloses Leben zu sichern“. Weil Karpathorussland nach dem ersten Weltkrieg der Tschechoslowakei angegliedert wurde, haben sich die sozioökonomischen Bedingungen für das Judentum rasch verändert. Bruno Frei sieht voll Hoffnung in die Zukunft dieses karpathorussisches Judentum: „Wer die skrofulösen Körper der Chederkinder (Cheder ist die Talmudschule für die Kleinsten) gesehen hat, wie sie mit schwachen Händen den schweren, mit totem Wissen überfüllten Kopf stützen, und auf der anderen Seite in den Bergen der Hohen Tatra die sportgeübten Jungens und Mädels der jüdischen Wandervögel, steht erschüttert vor der Tatsache dieser weltgeschichtlichen Umwandlung und Wiedergeburt eines Volkes, dessen Entwicklung durch Religion und Eigendünkel einseitig verkrüppelt wurde, einer Wiedergeburt im Zeichen des Kultus der Arbeit“.[xliv] Die Massenmorde der faschistischen deutschen Eroberer an den Juden in diesem Karpathorussland war noch nicht vorhersehbar, auch nicht, dass in dieser heute ukrainischen Region wieder deutsche Panzer eingesetzt werden.

In der Ansiedlung des jüdischen Volkes in Palästina sah Moses Hess die Lösung der Judenfrage, die Juden seien dann geachtet in der Welt und würden sich selbst achten. Bruno Frei hat sich als Marxist wiederholt gegen eine solche Mystifizierung des Judentums ausgesprochen. Anfang 1932 schreibt er in Berlin lebend und konfrontiert mit dem rassistischen Antisemitismus der vor der demokratischen Machtergreifung stehenden nationalsozialistischen Bewegung für „Die Weltbühne“ eine Jubel-Besprechung des im Sommer 1931 vom Bund proletarisch- revolutionärer Schriftsteller veröffentlichten Buches seines Freundes Otto Heller (1897–1945) „Der Untergang des Judentums“.[xlv] Die im April 1932 publizierte Besprechung des Heller-Buches von Eva Reichmann-Jungmann (1877–1998) ist jener von Bruno Frei diametral entgegengesetzt.[xlvi]

Zum Einstieg seiner Buchanzeige für Otto Heller erinnert Bruno Frei an „Marxens prachtvolles Geistesgewitter >Zur Judenfrage<. Dieses schließt mit einem „visionären Gedankenblitz“: „Sobald es der Gesellschaft gelingt, das empirische Wesen des Judentums, den Schacher und seine Voraussetzungen aufzuheben, ist der Jude unmöglich geworden, weil sein Bewusstsein keinen Gegenstand mehr hat, weil die subjektive Basis des Judentums, das praktische Bedürfnis vermenschlicht, weil der Konflikt der individuell-sinnlichen Existenz mit der Gattungsexistenz des Menschen aufgehoben ist“.[xlvii] Marx schließt mit der Feststellung: „Die gesellschaftliche Emanzipation des Juden ist die Emanzipation der Gesellschaft vom Judentum“.[xlviii]

Marx hat keine Geschichte des Judentums geschrieben, er stellt die an das Diesseits gerichtete Frage: „Welches ist der weltliche Kultus des Juden? Der Schacher. Welches ist sein weltlicher Gott? Das Geld“.[xlix] Marxisten waren Angehörige einer an Humanität und Solidarität ausgerichteten Weltpartei. Die „Judenfrage“ ist nach Auffassung von Marxisten nur im Sozialismus zu lösen. Otto Heller meinte, der Zionismus sei „zu einer Schachfigur der britischen und somit des Weltimperialismus in seinem Kampf gegen die Befreiungsbewegungen der Kolonialvölker geworden“.[l] Nach seiner Reise durch die Sowjetunion hat Heller den Eindruck gewonnen, dass die Sowjetregierung die Judenfrage von Beginn an als soziale Frage angesehen hat und mit dem Palästinaexperiment nicht mitgehen wollte. Das entsprach den Leitlinien von Wladimir Iljitsch Lenin (1870–1924), der die konterrevolutionäre Funktion des Antisemitismus im Klassenkampf angeprangert hat.[li] Lenin qualifizierte die „jüdische nationale Kultur“ als „Losung der Rabbiner und Bourgeois, die Losung unserer Feinde“. Die jüdischen Arbeiter, „die sich in den internationalen marxistischen Organisationen mit den russischen litauischen, ukrainischen und anderen Arbeitern zusammenschließen“, werden dagegen „durch ihren Kampf gegen die Losung der >nationalen Kultur< die besten Traditionen des Judentums“ fortsetzen.[lii] Heller zitiert das Werk des für jüdische nationale Angelegenheiten sowjetischen Kommissars Semjon Dimanstein (1886–1938) „Lenin über die Judenfrage in Russland“. Lenin habe ihm, Dimanstein, gegenüber oft die Bedeutung der Juden für die Revolution nicht nur in Russland, sondern auch in den anderen Ländern unterstrichen und „wie wichtig für die Revolution die Liquidierung der Ergebnisse der Ungerechtigkeiten gegenüber den werktätigen jüdischen Massen sei, die eine Sünde der kapitalistischen und der religiösen Welt wären“.[liii] Dimanstein war auch der Überzeugung, dass die Sprache „an sich“ für die Sowjets ohne Bedeutung sei.[liv] Für Josef Stalin (1878–1953), der in Wien mit den Leitideologen der k. k. österreichischen Sozialdemorkatie Otto Bauer (1881–1938) und Rudolf Springer d. i. Karl Renner (1870–1950) intensiv über die nationale Frage wissenschaftlich gearbeitet hat, waren die Juden nicht als Nation zu definieren, weil „verknöcherte Riten und sich verflüchtigende psychologische Überreste“ das „lebendige sozialökonomische und kulturelle Milieu“, in den Juden ohne ein gemeinschaftliches Territorium leben, nicht ersetzen.[lv] Wenn den Juden „etwas Gemeinsames verblieben ist“, meint Stalin, „so sind es die Religion, die gemeinsame Abstammung und gewisse Überreste eines Nationalcharakters“.[lvi] Der Schweizer Kommunist Konrad Farner (1903–1974) hat festgestellt, dass die von Stalin entwickelten Thesen zur nationalen und kolonialen Frage „den eigentlichen architektonischen Grundriss zum späteren stolzen Gebäude der Sowjetunion“ ergeben haben.[lvii]

Der in Berlin lebende und viel schreibende jüdische Schriftsteller Lion Feuchtwanger (1884–1985), der dank glücklicher Zufälle den Nazis in die USA entkommen hat können, beobachtete wie andere deutsche Intellektuelle voll Hochachtung die vom Imperialismus massiv bedrohten Hauptlinien der Entwicklung in der Sowjetunion. Zum 50. Geburtstag (14. März 1929) von Albert Einstein (1879–1955) hat die nach einer alten jüdischen Buchdruckerfamilie benannte Soncino-Gesellschaft der Freunde des jüdischen Buches zu Berlin mit Hilfe von Abraham Horodisch (1898–1987) „Gelegentliches“ von ihm als Privatdruck abgedruckt, darunter Einsteins Bemerkung zum Todestag von Lenin: „Ich verehre in Lenin einen Mann, der seine ganze Kraft unter völliger Aufopferung seiner Person für die Realisierung sozialer Gerechtigkeit eingesetzt hat. Seine Methode halte ich nicht für zweckmäßig. Aber eines ist sicher: Männer wie er sind die Hüter und Erneuerer des Gewissens der Menschheit“.[lviii] Albert Einstein stand mit Lion Feuchtwanger und anderen auf der Ausbürgerungsliste des deutschen Reichsministeriums des Innern vom 14. August 1933.[lix]

1937 veröffentliche Feuchtwanger im Querido Verlag Amsterdam einen in Moskau übersetzten, verbreiteten und gut honorierten Reisebericht über seinen Aufenthalt in Moskau von Anfang Dezember 1936 bis Ende Februar 1937.[lx] Er traf dort viele jüdische Leute in verschiedenen Funktionen, veröffentlichte kleinere Artikel in der Sowjetpresse, beobachtete den Prozess mit Georgi Pjatakow (1890–1937) und Karl Radek (1885–1939), konnte mehrmals mit Platon Kershenzew (1881–1940) und Georgi Dimitroff (1882–1949) Gespräche führen und sich am 8. Jänner 1937 Stalin unterhalten.[lxi] In der DDR ist Lion Feuchtwanger ein hoch geachteter Schriftsteller geblieben, seine Bücher wurden aufgelegt und verbreitet. Die Juristische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin verlieh Feuchtwanger aus Anlass seines 70. Geburtstages (7. Juli 1884) das Ehrendoktorat der Rechtswissenschaft. „in Würdigung seiner literarischen Gestaltung des Befreiungskampfes bedrängter Nationen, seiner Darstellung des Volkes als Vollstrecker der Gesetze der Geschichte, seiner unablässigen Forderung nach sozialer Gerechtigkeit und der damit geleisteten bedeutsamen Beiträge zur Lösung historischer und gegenwärtiger Aufgaben der deutschen Staats- und Rechtswissenschaft“ das Ehrendoktorat. Das Diplom vom 11. Mai 1954 ist gezeichnet vom Rektor Walther Neye (1901–1989) und vom Dekan Peter Alfons Steiniger (1904–1980). [lxii] Das dieser Auszeichnung zugrunde liegende und Feuchtwanger besonders erfreuende Gutachten hat Hermann Klenner auf Anregung des kommunistischen Juristen Hans Nathan (1900–1971) erarbeitet.[lxiii] Aus Anlass des Ablebens von Lion Feuchtwanger schreibt Hans Nathan an dessen Witwe Marta Feuchtwanger (1891–1987): „Wir versprechen Ihnen, dass wir unsere ganze Kraft daran setzen werden, die uns anvertrauten jungen Menschen zum Kampf um die erhabenen Ziele zu erziehen, denen der große Tote sein unvergängliches Werk gewidmet hat“.[lxiv]

Die autonomen jüdische Gemeinden in der Sowjetunion wurden in den 1930er Jahren aufgelöst, weil wie jede Religion und jeder Mystizismus die jüdische Religion im Marxismus-Leninismus letztendlich als Instrument der Klassenunterdrückung galt. Das seit 1928 genehmigte jüdisch autonome Gebiet Birobidjan am Amur blieb noch weiter bestehen, wenngleich dort die Neigung eines zur Separation hinführenden jüdischen Nationalismus immer da war. Die jüdischen Kibbuzim im britischen Mandatsgebiet Palästina, von denen es um 1925 fast zwanzig gab, war mit der sowjetischen Zielsetzung der jüdischen Ansiedlung nicht zu vergleichen. Otto Heller ist nach Birobidjan gereist und schreibt schier ein Heldenepos über die jüdischen Kolonisten in diesem reichen Land, er meinte gar „ein jüdisches und sozialistisches Land“ zu sehen. Weil Juden in verantwortungsvollen Positionen der Partei stark vertreten und im Zuge der Säuberung der Partei von „Volksfeinden“ in den 1930er Jahren arg betroffen waren, wird in der Gegenwart das Experiment Birobidjan als antisemitisch gedeutet, was dem Zeitgeist entspricht, aber geschichtsverfälschend ist.[lxv]

Auch wenn durch den erkennbaren Terrorismus viele Fragen offenbleiben, es ging in der Epoche von Stalin im Wesentlichen um den Sozialismus und ein neues Weltbild. Nach dem Weltkrieg stimmte die Sowjetunion mit Stalin der mit 14. Mai 1948 auf Grundlage des UN-Beschlusses vom 29. 11. 1947 erfolgten Bildung eines eigenen Staates des jüdischen Volkes auf einem Teil des palästinensischen Territoriums wegen der ihm von den Deutschen angetanen Bestialitäten zu. Diese Zustimmung blieb trotz der im Einvernehmen mit dem britischen und amerikanischen Imperialismus erfolgten Okkupation weiterer palästinensische Gebiete durch das zionistische Israel. 

Bruno Frei macht zu demonstrativ judenfreundlichen Schriften der Wiener Friedrich Heer und Albert Massiczek marxistische Randbemerkungen

Bruno Frei war seine jüdische Herkunft immer präsent. Zu seinem Vorfahren in ferner Vergangenheit gehörte der 1719 verstorbene und von seinen Glaubensgenossen hoch verehrte Simeon ben Michael, der mit dem Ehrennamen „Fürst in Israel“ im alten Wiener Judenfriedhof begraben liegt.[lxvi] Über diesen war Bruno Frei ein entfernter Verwandter des von ihm hoch verehrten, von der bürgerlich deutschen Literaturwissenschaft diffamierten, unter dem Einfluss von Hegel stehenden Heinrich Heine. In Mexiko, wohin Bruno Frei 1941 auf der Flucht vor den deutschen Faschisten durch glückliche Zufälle gelangt ist, hat er als erster Chefredakteur des „Freien Deutschland“ das Gedenken an Heinrich Heine (1797–1856) mit dessen im Jänner 1844 in Paris, wohin Heine 1831 übersiedelt ist, unter Zensurbedingungen geschriebenen politischen Gedicht „Deutschland. Ein Wintermärchen“ lebendig gehalten. Das deutsche Volk werde, „wenn es wieder lesen wird, was es will, in >Deutschland, ein Wintermärchen<, dem reifsten politischen Gedicht Heines, die prophetische Vision seines eigenen Schicksals erkennen wird“.[lxvii] Das unter schwierigsten Bedingungen erscheinende „Freie Deutschland“ vereinigte deutschsprachige Schriftsteller, unter ihnen neben Bruno Frei die Österreicher Berthold Viertel (1885–1953) und Leo Katz (1892–1954). 

Bruno Frei wollte wie der aus einer assimilierten Düsseldorfer Familie stammende und 1825 getaufte Heinrich Heine in die für Europa positive Zukunft des deutschen Volkes schauen. Ilja Ehrenburg (1891–1967) hörte in Paris für Heine, der einer seiner deutschen Lieblingsdichter war, deswegen den Ausdruck „Judenboche“.[lxviii] Bei Heine eine „Schreibweise aus dem Geist des Judentums“ zu sehen, ist deshalb Zuviel der Vereinnahmung,[lxix] es muss offenbleiben, ob diese Schreibweise im Kontext seiner Epoche oder seiner Herkunft zu sehen ist. Bei seinem Jusstudium in Berlin lernte Heine im „Verein für Cultur und Wissenschaft der Juden“ den viel zu früh verstorbenen, in der preußischen Reaktion für die Freiheit kämpfenden jüdischen Juristen Eduard Gans (1797–1839) kennen, der für den Leitstern der Historischen Rechtsschule Friedrich Carl von Savigny (1779–1861) Anstoß für bemerkenswerte zwei Voten war.[lxx]

Anfang 1969 stellte Bruno Frei die für Diskussionen um das Judentum wesentliche Frage, von welchem „Judentum“ denn gesprochen werden soll: „Das der nomadisierenden Stämme Israels? Das der Propheten Judas? Das der Diaspora? Das der Assimilation? Das des Chassidismus? Das >jüdische Apriori<, was ist es anderes als die unrühmlich bekannte >Rassenseele< oder der >Volksgeist< der deutschen Romantik? Wenn >tätige Hingabe< ein jüdisches Privileg ist, was sind dann Thomas Müntzer [(1489–1525)] oder Che Guevara [(1928–1967)]?“ Und weiter hielt Frei festm dass es zwar verständlich sei, dass Marx basierend auf seiner Jugendschrift „Zur Judenfrage“ zu den Antisemiten gezählt wurde, diese jedoch falsch sei. Dies begündet er damit, dass es Marx in der Schrift „um die Emanzipation von der bürgerlichen Gesellschaft mit ihrem Fetisch Geld“ ginge.[lxxi] „Was man tun muss, um Marx zu verstehen (und ihm zu folgen), ist“, so Bruno Frei, „die ganze, sich stetig entwickelnde Gedankenfülle anzunehmen: das Jüdische, das Christliche, das Heidnische, das Weltliche – marxistisch ist es nur in seiner Ganzheit“.[lxxii]

Für den geistreichen Wiener katholischen Historiker Friedrich Heer (1916–1983) war Moses Hess „aus religiöser Ergriffenheit, aus dem leidenschaftlichen Willen, der leidenden Menschheit zu dienen, einer der ersten deutschen Kommunisten“.[lxxiii] 1954 hat Friedrich Heer im Wiener Landesgericht die Gedenkrede für den von den Nazis am 19. September 1944 geköpften österreichischen Freiheitskämpfer Alfred Rabofsky (1919–1944) gehalten: „Sein Leben und sein Wirken ist ein Ausdruck der sieghaften Kraft unserer kommunistischen Bewegung“.[lxxiv] Der außerhalb von Wien kaum bekannte Friedrich Heer wurde wegen dieser Gedenkrede in Wien als „Kryptokommunist“ diskriminiert, es war aber nicht die einzige Diskriminierung, mit der Friedrich Heer umgehen musste. Seine bemerkenswert einfühlsame Biografin Evelyn Adunka (*1965) schreibt, dass Heer „mit einer schier unglaublichen Sensibilität das praktische Wirken der jüdischen Bildungsbewegung und des säkularisierten jüdischen Messianismus“ beschrieben hat.[lxxv] In einem 1968 gehaltenen Vortrag sieht Friedrich Heer im Leben und Werk von Moses Hess und Karl Marx bei aller Gegensätzlichkeit „das messianische Erbgut brennend, flammend sichtbar“. Die Juden würden, so Heer, in sozialistische, marxistische, kommunistische Gruppen und Bewegungen einströmen und dort „eine gläubige, eine messianische Substanz [bilden], die für diese Bewegungen wahrhaft unersetzlich ist“.[lxxvi] In denselben 1960er Jahren hat sich das frühere SS-Mitglied Albert Massiczek (1916–2001) eingebildet, sich in der Judenfrage besonders engagieren zu müssen. Er propagierte, Marx habe der Welt die „jüdische Anthropologie“ vermittelt.[lxxvii] Die Angleichung von Juden an die nichtjüdische Welt bedeutet für diesen in Wien lebenden und ein paar Jahre in Intellektuellenkreisen modisch diskutierten Wiener Massiczek die „Angleichung an den Judenhass“ und damit „jüdischen Selbsthass“, wofür der von seiner Herkunft traumatisierte Karl Marx selbst ein überzeugendes Beispiel sei.[lxxviii]

Bruno Frei konnte sich über den unhaltbaren eurozentristischen Gedankengang von Massiczek nur wundern.[lxxix] Massiczek habe mit seiner Mystifizierung des Judentums gleich zwei reaktionäre Strömungen, wenn schon nicht sanktioniert, so doch genährt, und zwar den „jüdischen Auserwähltheitswahn“ als „Fundament des jüdisch-nationalen Chauvinismus“ und auf der Gegenseite die reaktionären Scheußlichkeiten an den Universitäten wie die des österreichischen Historikers Taras Borodajkewycz (1902–1984) auf der Hochschule für Welthandel (Wirtschaftsuniversität) in Wien. Borodajkewycz dürfte sich über die aufbrausende Diskussion um seine Person dann doch gewundert haben, weil sein für die Ächtung und Aussonderung der Juden im deutschen Reichsinnenministerium verantwortliche Gesinnungskamerad Hans Maria Globke (1898–1973) nach 1945 in Bonn zum ranghöchsten Beamten aufgestiegen ist und von der Republik Österreich für seine Verdienste mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen am Bande ausgezeichnet wurde. Die Deutsche Demokratische Republik hat Globke in Abwesenheit als Naziverbrecher verurteilt,[lxxx] was weder Österreich noch Westdeutschland irritiert hat.

Karl Marx schreibt in „Zur Judenfrage“, dass Bruno Bauer nur den „Sabbatsjuden“ betrachtet hat, nicht den „wirklichen weltlichen Juden“.[lxxxi] Bruno Frei wirft Massiczek vor, dass er wie Bruno Bauer nur den „Sabbatjuden“ sieht und „die Mannifachen anderen Erscheinungsformen, >des Juden< ausklammert: den Sabra[lxxxii] in Israel, der sein Land verteidigt, den areligiösen Konsumjuden unserer Großstädte, der sich durch nichts von den areligiösen Konsumchristen unserer Großstädte unterscheidet, den Juden [Sigmund] Freud [(1856–1939)], der in die bürgerliche Familie respektlos die Sonde der Analyse legt“. „Dass Marx mit seiner Jugendschrift >Zur Judenfrage< Anlass gegeben hat,“ so Bruno Frei, „ihn zu den Antisemiten zu zählen, ist verständlich, wenn auch falsch. In dieser Schrift – geniales Wetterleuchte! – geht es Marx nicht eigentlich um das Judentum, sondern schlechthin um die Emanzipation von der bürgerlichen Gesellschaft mit ihrem Fetisch Geld. Das Merkwürdigste ist, dass Massiczek das konstitutive Element des >Judenseins< sehr wohl erkannt hat: die Prägekraft der zweitausendjährigen Verfolgung. Das aber gehört in die Kategorie des Historischen, nicht in ein metaphysisches, theologisches oder biologisches Konzept“.

Ohne jedes Vorurteil resümiert Bruno Frei: „Dass die biblisch-prophetische Komponente in Marx wirksam war – bewusst, halbbewusst oder unbewusst -, kann angenommen werden, wie viele andere Komponenten auch. Aus vielen Elementen des Wissens- und Bildungsgutes der Menschheit ist durch die schöpferische Gedankenarbeit von Marx und Engels (Nichtjude!) das weltverändernde Ideen- und Tatensystem des Marxismus entstanden. Weder lässt sich der späte Marx vom frühen abstrahieren, noch dieser von jenem. Was man tun muss, um Marx zu verstehen (und ihm zu folgen), ist die ganze, sich stetig entwickelnde Gedankenfülle anzunehmen: das Jüdische, das Christliche, das Heidnische, das Weltliche – marxistisch ist es nur in seiner Ganzheit“.


[i] Zuletzt Volker Weiß: Moses Hess. Rheinischer Jude, Revolutionär, früher Zionist. Mit einem Nachwort von Jochen Ott. Greven Verlag Köln 2015; derselbe: Revolution und „Völkerfrühling. Moses Hess. In: Samuel Salzborn (Hrsg.), Zionismus. Theorien des jüdischen Staates. Nomos Verlag Baden-Baden 2015, S 15–33;

Metzer Philosophen-Lexikon, Stuttgart 2015, S. 307–309 ( Ernst Theodor Mohl); Edmund Silberner: Artikel Moses Hess in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 11–12 [Online-Version]; https://​www​.deutsche​-biographie​.de/​p​n​d​1​1​8​5​5​0​3​7​3​.​h​t​m​l​#​n​d​b​c​o​n​tent; Rother Kathechismus für das deutsche Volk – Moses Hess (archive​.org)

[ii] Lob des Kommunismus. Hg. Wolfgang Beutin / Hermann Klenner / Ecart Spoo. Titelbild, Vorsatzblatt, Zeichnungen von Thomas J. Richter. Verlag Ossiertzky Hannover 2013, S. 80.

[iii] Leipzig Verlag Otto Wigand 1841: Die europäische Triarchie – Moses Hess – Google Books

[iv] Dr. Karl Viererbl: Judas Schuld. Völkischer Beobachter. Wienerausgabe. 20. November1938 (Leitartikel). 

[v] Bruno Frei: Moses Hess. Frankfurter Hefte 5 / 1975, S. 43–52 (dort S. 46–52 Moses Hess: Über die Not in unserer Gesellschaft und deren Abhilfe); derselbe: Im Schatten von Karl Marx. Moses Heß – Hundert Jahre nach seinem Tod. Hermann Böhlaus Nachf. Wien / Köln / Graz 1977. Über Bruno Frei sind schon öfters vom Autor Artikel in der zeitungderarbeit veröffentlicht worden, z. B.: Mit der Ethik der Väter (Pirkey Aboth) zum Denken und Handeln für eine geschwisterliche Welt – Teil 1 – Zeitung der Arbeit

Mit der Ethik der Väter (Pirkey Aboth) zum Denken und Handeln für eine geschwisterliche Welt – Teil 2 – Zeitung der Arbeit

[vi] Jürgen Kuczynski: Vom Zickzack der Geschichte. Letzte Gedanken zu Wirtschaft und Kultur seit der Antike. PapyRossa Verlag Köln 1996, 

[vii] Bertolt Brecht: Lektüre für Minuten. Aus seinen Stücken, Gedichten, Schriften und autobiographischen Texten. Auswahl und Nachwort von Günter Berg. Suhrkamp Frankfurt a. M. 1998, S. 199.

[viii] Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Irina Hundt. Textrevision Therese Erler. 1. A. Frankfurt a. M. Verlag J. Rütten 1846; Neuauflage Berlin Rütten & Loening 1987. 

[ix] Jürgen Kuczynski: Die Intelligenz. Studien zur Soziologie und Geschichte ihrer Großen. Akademie Verlag Berlin 1987, S. 273 f. 

[x] Simone de Beauvoir: Die Zeremonie des Abschieds und Gespräche mit Jean-Paul Sartre. August-September 1974. Deutsch von Uli Aumüller und Eva Moldenhauer. Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1983, S. 359 f. 

[xi] Brief vom 25. September 1975. Nachlass Jürgen Kuczynski.

[xii] Weitling, Wilhelm: Garantien der Harmonie und Freiheit. Vivis 1842. Nachdruck hg. von Bernhard Kaufhold. Akademie Verlag Berlin1955.

[xiii] Buchhandlung Vorwärts, Berlin 1908.

[xiv] Friedrich Engels: Fortschritte der Sozialreform auf dem Kontinent. „The New Moral World“ Nr. 19 vom 4. November 1843. MEW 1 (1972), S. 480–496, hier S. 490; Waltraud Seidel-Höpner: Wilhelm Weitling (1808–1871). Eine politische Biographie. 2 Bände, Peter Lang Verlag Frankfurt 2014. Dazu die Rezension von Hermann Klenner in: Mitteilungen der Kommunistischen Plattform der Partei DIE LINKE Heft 8 / 2015, S. 7–13.

[xv] Zuletzt dazu Ilko-Sascha Kowalczuk: Walter Ulbricht. Der deutsche Kommunist. C. H. Beck Verlag München 2023.

[xvi] Die heilige Geschichte der Menschheit – von einem Jünger Spinoza’s. Hallberger’sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1837. “Die” heilige Geschichte der Menschheit – Moses Hess – Google Books

Baensch. Sechste (der neuen Übersetzung erste) Auflage (= Philosophische Bibliothek, Band 92). Leipzig 1905, S. 48 und 84. 

[xviii] Dazu Baruch Spinoza: Politischer Traktat. Aus dem Lateinischen übersetzt von Gerhard Güpner. Herausgegeben und mit einem Anhang versehen von Hermann Klenner. Verlag Philipp Reclam Leipzig 1988 (= Reclams Universal-Bibliothek Band 1255).

[xix] MEGA, I. Abt., Bd. 1, 2. Halbband, S. 261. 

[xx] Vgl. Ignacio Ellacuría: Philosophie der geschichtlichen Realität. Eingeleitet und übersetzt von Raúl Fornet-Ponse (= Concordia, Reihe Monographien, Band 50). Verlagsgruppe Mainz Aachen 2010, bes. S. 398 f. 

[xxi] Markus Kirchhoff: Häuser des Buches. Bilder jüdischer Bibliotheken. Herausgegeben vom Simon-Dubnow-Institut für jüdische 

[xxii] Philo-Verlag und Buchhandlung G.m.b.H. Berlin

[xxiii] Leipzig Verlag Eduard Wengler 1862: Freimann-Sammlung / Rom und Jerusalem, die letzte Nationalitätsfrage (uni​-frankfurt​.de) [nach der 2., unveränderten Auflage und mit einer Vorrede von Max Isidor Bodenheimer]

[xxiv] Hier Sp. 280.

[xxv] Lexikon des Judentums. Chefredakteur John F. Oppenheimer (1903–1985), New York, Mitherausgeber Emanuel Boin Gorion (1903–1987), Tel Aviv, E. G. Lowenthal (1904–1994), London / Frankfurt a. M., Hanns G. Reissner (1902–1977), New York. C. Bertelmann Verlag Gütersloh 1967.

[xxvi] Hier Sp. 287.

[xxvii] Wie A. 3.

[xxviii] Moses Hess. Der Vorkämpfer des Sozialismus und Zionismus 1812–1875. Eine Biographie. Welt-Verlag Berlin, 1921

[xxix] Moses Hess und die Probleme in der idealistischen Dialektik. Verlag C. L. Hirschfeld Leipzig 1926; wiederabgedruckt in: Georg Lukács, Werke 2 : Frühschriften, 2. Verlag Luchterhand Darmstadt 1968, S. 631–686.

[xxx] Briefwechsel / Moses Hess. Hg. von Edmund Silberner unter Mitwirkung von Werner Blumenberg. Verlag ‚s‑Gravenhage Mouton 1959; Edmund Silberner: Sozialisten zur Judenfrage. Ein Beitrag zur Geschichte des Sozialismus vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis1914. Aus dem Englischen übersetzt von Arthur Mandel. Colloquium Verlag Berlin 1962, S. 181–197.

[xxxi] Karl Marx / Friedrich Engels: Die deutsche Ideologie. Kritik der neuesten deutschen Philosophie in ihren Repräsentanten Feuerbach, B. Bauer und Stirner, und des deutschen Sozialismus in seinen verschiedenen Propheten. MEW 3 (1969); vgl. Karl Marx. Biographie. Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU. Dietz Verlag Berlin 1973, hier S. 109 f.; vgl. Georg Knepler: Macht ohne Herrschaft. Die Realisierung einer Möglichkeit hrsg. v. Stefan Huth. Berlin, Kai Homilius Verlag 2004, S. 42. 

[xxxii] Nikolaj Ivanovič Lapin: Der junge Marx. Dietz Verlag Berlin 1974; T. I. Oiserman: Der „junge“ Marx im ideologischen Kampf der Gegenwart (= Zur Kritik der bürgerlichen Ideologie. Hg. von Manfred Buhr 70). Verlag Marxistische Blätter GmbH Frankfurt / Main 1976

[xxxiii] Karl Marx: Zur Judenfrage. 1. Bruno Bauer: „Die Judenfrage“. Braunschweig 1843. 2. Bruno Bauer: „Die Fähigkeit der heutigen Juden und Christen, frei zu werden“. „Einundzwanzig Bogen aus der Schweiz“. Herausgegeben von Georg Hergweh. Zürich und Winterthur, 1843, S. 56–71. MEW 1 (1972), S. 347–377; MEGA I/2, Berlin 1982, S. 141–169; Karl Marx: Zur Judenfrage (mlwerke​.de)

[xxxiv] Vgl. Hermann Klenner: Marxismus und Menschenrechte. Studien zur Rechtsphilosophie. Anhang: Menschenrechtskataloge aus Vergangenheit und Gegenwart (= Schriften zur Philosophie und Geschichte 31). Akademie Verlag Berlin 1982, S. 67 f.; derselbe: Über die Aktualität der Marxschen Unterscheidung zwischen den Bürger- und den Menschenrechten. Zeitschrift Marxistische Erneuerung Nr. 68 Dezember 2006: Über die Aktualität der Marxschen Unterscheidung zwischen den Bürger- und den Menschenrechten (Hermann Klenner) (Z. ZEITSCHRIFT MARXISTISCHE ERNEUERUNG) (zeitschrift​-marxistische​-erneuerung​.de); Thomas Haury: Judenfrage. In: Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur. Im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig hg. von Dan Diner. Verlag J. B. Metzler Stuttgart / Weimar, Band 3 (2012), S. 228–233. 

[xxxv] Hermann Klenner: Marxismus und Menschenrechte. Studien zur Rechtsphilosophie. Anhang: Menschenrechtskataloge aus Vergangenheit und Gegenwart. Akademie Verlag Berlin 1982, S. 87.

[xxxvi] MEW 1, 372 f.,

[xxxvii] Edmund Silberner: Kommunisten zur Judenfrage. Zur Geschichte von Theorie und Praxis des Kommunismus. Westdeutscher Verlag Opladen 1983, S. 16–32; Mario Keßler zitiert aufmerksam Silberner in: Sozialisten gegen Antisemitismus. Zur Judenfeindschaft und ihrer Bekämpfung (1844–1939). VSA Verlag Hamburg 2022. Das internationale Finanzblatt NZZ ist ihm dafür dankbar (NZZ vom 31. 7. 1996).

[xxxviii] MEW 4 (1972), S.459–493; vgl. Thomas Kuczynski: Das Kommunistische Manifest (Manifest der Kommunistischen Partei) von Karl Marx und Friedrich Engels. Von der Erstausgabe zur Leseausgabe. Mit einem Editionsbericht. Schriften aus dem Karl-Marx-Haus Trier Nr. 49. Karl-Marx-Haus Trier 1995.

[xxxix] MEW 34 (1973), s. 306 (Brief vom 25. Oktober 1877 an Sibylle Hess).

[xl] Vgl. Geschichte des jüdischen Volkes. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Unter Mitwirkung von Haim Hillel Ben-Sasson, Shmuel Ettinger, Abraham Malamat, Hayim Tadmor, Menachem Stern, Shmuel Safrai herausgegeben von Haim Hillel Ben-Sasson. Mit einem Nachwort von Michael Brenner. Verlag C. H. Beck München 6. A. 2018, S. 1097. 

[xli] Zitiert nach „Rom und Jerusalem“. Inktank publishing 2018, S. 28 (Erster Brief). 

[xlii] Anzengruber Verlag Brüder Suschitzky. Leipzig / Wien 1927.

[xliii] Ines Luft: Eduard Winter zwischen Gott, Kirche und Karriere. Vom böhmischen katholischen Jugendbundführer zum DDR-Historiker. Leipziger Universitätsverlag GmbH 2016, S. 197. Vgl. Eduard Winter: Mein Leben im Dienst des Völkerverständnisses. Nach Tagebuchaufzeichnungen, Briefen, Dokumenten und Erinnerungen. Band 1 (= Beiträge zur Geschichte des religiösen und wissenschaftlichen Denkens). Akademie Verlag Berlin 1981; Eduard Winter: Erinnerungen (1945–1976). Herausgegeben von Gerhard Oberkofler. Peter Lang Verlag Frankfurt a. M. 1994; Eduard Winter: Die Sozial- und Ethnoethik Bernard Bolzanos. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1977.

[xliv] Frei, Im Lande der fluchenden Rabbis und der hungernden Bauern, S. 11–18 (Munkácser Juden).

[xlv] Verlag für Literatur und Politik. Wien / Berlin; Besprechung Die Weltbühne. XXVIII. Jg., 5. Januar 1932, S. 14–17. 

[xlvi] Der Morgen, Berlin, 8, Nr. 1, April 1932, S. 64–72: Compact Memory / „Der Untergang des Judentums“ [Rezension] (uni​-frankfurt​.de)

[xlvii] MEW 1 (1972), S. 377.

[xlviii] MEW 1 (1972), S. 377.

[xlix] MEW 1 (1972) S. 372.

[l] Heller, Der Untergang des Judentums, S. 6.

[li] Lenin, Werke, Band 29 (1976), S. 239 f. (Über die Pogromhetze gegen die Juden).

[lii] Lenin: Kritische Bemerkungen zur nationalen Frage. Geschrieben Oktober-Dezember 1913. Werke 20 (1973), S. 1–37, hier S. 10 f.

[liii] Heller, Der Untergang des Judentums, S. 229 f.

[liv] Ben-Sasson, Geschichte des jüdischen Volkes, S. 1186. 

[lv] J. W. Stalin: Marxismus und nationale Frage. In: Werke, Band 2, 1907–1913. Dietz Verlag Berlin 1950, S. 266–333, hier S. 272–275; J. Stalin: Der Marxismus und die nationale und koloniale Frage. Eine Sammlung ausgewählter Aufsätze und Reden. Dietz Verlag Berlin 1950.

[lvi] Stalin, 2, S. 274.

[lvii] Konrad Farner: Josef Wissarionowitsch Stalin’s 70. Geburtstag. Verlag Genossenschaft Zürich, hier S.11; über Konrad Farner s. Gerhard Oberkofler: Konrad Farner. Vom Denken und Handeln des Schweizer Marxisten. StudienVerlag Innsbruck / Wien / Bozen 2015. 

[lviii] Gelegentliches von Albert Einstein. Erschienen im März 1929 in Berlin. Zitiert auch von Siegfried Grundmann: Einsteins Akte. Einsteins Jahre in Deutschland aus der Sicht der deutschen Politik.Springer Verlag Berlin / Heidelberg 1998, S. 331.

[lix] Grundmann, Einsteins Akte, S. 378.

[lx] Lion Feuchtwanger: Moskau 1937. Ein Reisebericht für meine Freunde. Aufbau Tb Verlag Berlin 1993.

[lxi] Lion Feuchtwanger: Ein möglichst intensives Leben. Die Tagebücher. Herausgegeben von Nele Holdack, Marje Schuetze-Coburn und Michaela Ullmann unter Mitarbeit von Anne Hartmann und Klaus-Peter Möller. Mit einem Vorwort von Klaus Modick. Aufbau Verlag Berlin 2018.

[lxii] Lion Feuchtwanger zum 70. Geburtstag. Worte seiner Freunde, Aufbau-Verlag Berlin 1954.

[lxiii] Hermann Klenner: Trotz alledem! Freigesprochener, nachträglich erweiterter Beitrag auf dem Kolloquium der Leibniz-Sozietät, am 20. April 2023. EMail vom 9. Juni 2023. 

[lxiv] Archiv der Universität Berlin.

[lxv] So insbes. Mario Keßler: Sozialisten gegen Antisemitismus. Zur Judenfeindschaft und ihrer Bekämpfung (1844–1939). VSA Verlag Hamburg 2022: über Stalin vgl. Dimitri Wolkogonow: Stalin. Triumph und Tragödie. Ein politisches Porträt. Aus dem Russischen von Vesna Jovanovska. Claassen Verlag GmbH, Düsseldorf 1989; Domenico Losurdo: Stalin. Geschichte und Kritik einer schwarzen Legende. Mit einem Essay von Luciano Canfora. Aus dem Italienischen von Erdmute Brielmayer. PapyRossa Verlag Köln 2012. 

[lxvi] Bruno Frei: Schwert und Flamme. In: Ich hab ein neues Schiff bestiegen … Heine im Spiegel neuer Poesie und Prosa. Eine Anthologie. Aufbau Verlag Berlin und Weimar 1972, S. 186–189; Tim Corbett: Die Grabstätten meiner Väter: Die jüdischen Friedhöfe in Wien. Böhlau Verlag Wien / Köln 2021, S. 179.

[lxvii] Bruno Frei: Hundert Jahre – „Deutschland, ein Wintermärchen“. Freies Deutschland. 3. Jg.- Nr. 11 – Oktober 1944, S. 2 f.; Heinrich Heine: Deutschland, ein Wintermärchen. Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig 1971. 

[lxviii] Ilja Ehrenburg: Menschen. Jahre. Leben. Memoiren Band I. Verlag Volk und Welt Berlin 2. A. 1982, S. 169. 

[lxix] Artikel Entreebillet. Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur. Band 2. Im Auftrag des Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig hg. von Dan Diner. Verlag J. B. Metzler Stuttgart / Weimar 2012, S. 241–247 (Bernd Witte).

[lxx] Hermann Klenner und Gerhard Oberkofler: Zwei Savigny-Voten über Eduard Gans nebst Chronologie und Bibliographie. Topos. Internationale Beiträge zur dialektischen Theorie hg. von Hans Heinz Holz und Dominico Losurdo. Pahl-Rugenstein Nachfolger Bonn 1993, Heft 1. Weltgeschichte, S.123–148. 

[lxxi] Bruno Frei: Marx und das Judentum. Weg und Ziel 1969, Heft 1, S. 163–165. 

[lxxii] Ebenda.

[lxxiii] Friedrich Heer: Gottes erste Liebe. 2000 Jahre Judentum und Christentum. Genesis des österreichischen Katholiken Adolf Hitler. Bechtle Verlag München / Esslingen 1967, S. 262.

[lxxiv] Gerhard Oberkofler: Eduard Rabofsky. Jurist der Arbeiterklasse. Eine politische Biographie. StudienVerlag Innsbruck / Wien 1997, S. 55 f.

[lxxv] Evelyn Adunka: Friedrich Heer (1916–1983). Eine intellektuelle Biographie. Tyrolia Verlag Innsbruck / Wien 1995, S. 353; Norbert Leser: Heer-Schau. Briefe an und über Friedrich Heer. Hermann Böhlaus Nachf. Wien / Köln / Graz 1985, 

[lxxvi] Zitiert nach Adunka, Heer, S. 353 f.

[lxxvii] Albert Massiczek (Hg.): Antisemitismus: die permanente Herausforderung. Mit Beiträgen von Otto Breuer, René Marcic, Albert Massiczek und Erika Wantoch. Europa Verlag Wien [u. a.] 1968; Ich habe nur meine Pflicht erfüllt. Von der SS in den Widerstand. Ein Lebensbericht: Zweiter Teil. Junius Verlag Wien 1989. Zwischen dem DÖW unter Leitung von Wolfgang Neugebauer und Albert Massiczek ist es zu einer scharfen Auseinandersetzung gekommen, die im Internet für Interessierte nachlesebar ist. 

[lxxviii] Massiczek, Antisemitismus, S. 96; derselbe: Gott oder Tabu? Befreiung des Bewußtseins durch Juden, Christen und Marxisten. Europa Verlag Wien 1964, bes. S. 108 f.

[lxxix] Maschinegeschriebener Text o. D. Handschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Die folgenden Zitate daraus.

[lxxx] Hans Globke – Wikipedia; Braunbuch Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik. Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik. Berlin 1965, S. 294 f.

[lxxxi] Zur Judenfrage, MEW 1, 372.

[lxxxii] Bezeichnung für in Israel geborene Juden.

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