HomeFeuilletonDer schweizerische Marxist Konrad Farner über die Grundzüge der Geschichte des Atheismus

Der schweizerische Marxist Konrad Farner über die Grundzüge der Geschichte des Atheismus

Erinnerung an Konrad Farner von unserem Gastautor Gerhard Oberkofler, geb. 1941, Dr. phil., Universitätsprofessor i.R. für Geschichte an der Universität Innsbruck

Vorbemerkung

Der Atheismus kennzeichnet den Charakter des Marxismus als historisch materialistische Weltanschauung. Gegebenenfalls begnügen sich Marxisten mit agnostischer Indifferenz zu den Glaubensinhalten einer jeden Religion, „zumal“, wie Hermann Klenner (*1926) präzisiert, „Gott zu beweisen theologisch überflüssig, philosophisch aber unmöglich ist. Ein begriffener Gott wäre ohnehin kein Gott“.[1] Atheismus wie Marxismus sind in Europa außer Mode gekommen. Die europäische Linke kann mit ihrer verschwommenen und ratlosen Haltung nichts damit anfangen, sie ist von den Mutationen der Ideologien infiziert und überschreitet je nach Bedarf die Grenzen zwischen Lüge und Wahrheit. Herbert Hörz (*1933) resümiert, dass „Ismen“ wie eben Atheismus oder Marxismus ein effektives Mittel sind, um unliebsames geistiges Potential zu denunzieren, es gehe aber um Wahrheitssuche „in einem die Erkenntnis förderlichen Pluralismus, der sich auf Sachfragen orientiert, Antworten empirisch und theoretisch sucht und sich begründeten Ansichten nicht verschließt“.[2]

Zur Person von Konrad Farner

Konrad Farner (1903–1974) gehört zu den herausragendsten europäischen Marxisten des vorigen Jahrhunderts.[3] Aus einem altschweizerischen Geschlecht stammend trat er als zwanzigjähriger Student der Kommunistischen Partei der Schweiz bei und musste seitdem in seiner Heimat bis Ende der 1960er Jahre Diskriminierung vielfältiger Art hinnehmen. Farner hat in Basel Theologie bei Karl Barth (1886–1968) studiert und erhielt in dessen Seminar über die „Institutio religionis christianae“ von Jean Calvin (1509–1564) sein Leben begleitende Anregungen.[4] In Rechtsphilosophie war Farner in Basel Schüler von Arthur Baumgarten (1884–1966) und hat bei ihm dieses Fach als Prüfungsfach gewählt.[5] Das war gar nicht selbstverständlich. Aus Anlass einer Geburtstagsfeier zum 60. Geburtstag von Baumgarten in Basel am 28. März 1944 erinnerte sich Farner: „Ach, dieser Baumgarten, kein vernünftiger Student geht hin, denn wozu diese Rechtsphilosophie, die braucht man ja doch nicht in der Praxis – diese Philosophie ist doch nur Gerede und entbehrt der Wirklichkeit -, ja, diese Rechtsphilosophie ist gar kein Prüfungsfach – wozu sich also belasten -, und zudem: dieser Professor ist rötlich angehaucht, vielleicht sogar ist er tatsächlich ein Roter. Wenn sie nicht hingehen, so versäumen sie nichts, im Gegenteil, sie belasten dann eben ihr Studium nicht mit unnützen Dingen, nach denen niemand frägt, mit veraltetem Zeug“.[6] Baumgarten und Farner waren Gründungsmitglieder der Partei der Arbeit der Schweiz (21. Mai 1944), die der von der Schweiz verbotenen Kommunistischen Partei nachgefolgt ist.[7] 

Farner wollte nie ein Stubenbolschewist werden, er war Kommunist ohne jede Wendeversicherung und musste deshalb auf die ihm aufgrund seiner Begabung und seines Wissens zustehende bürgerliche Gelehrtenlaufbahn verzichten. Die schweizerische Bundespolizei beobachtete jeden Schritt von ihm und führte darüber Protokoll. Mit seiner Familie lebte Farner zeitlebens in existentieller Unsicherheit. Nach der Konterrevolution in Ungarn 1956 wurde Konrad Farner mit seiner ihn mittragenden Frau Martha geb. Gemsch (1903–1982) und mit seinen zwei schulpflichtigen Kindern aus seinem kleinen Häuschen in Thalwil vertrieben. Die „Neue Zürcher Zeitung“ mobilisierte als Blatt des nationalen und internationalen Finanzkapitals in übelster Weise gegen Farner.[8] Nur wenige Menschen solidarisierten sich mit Farner, sodass er, oft an der Grenze zum Hungerdasein, überleben konnte. Farner ließ sich wie Karl Marx (1818–1883) nicht brechen, er publizierte, wann immer er konnte.[9] Wie Marx war Farner von seiner Intelligenz überzeugt, er sah überhaupt keinen Grund, an sich und seiner kommunistischen Weltanschauung zu zweifeln. Mit Farner lässt sich der Begriff „vorbildliche Haltung“ konkretisieren.

Atheismus aus der Sicht der Katholischen Kirche

Nach der Befreiung vom Deutschen Faschismus blieb die Sowjetunion Feindbild der mit dem westlichen Imperialismus verbündeten Katholischen Kirche. Anstelle eines offenen Blicks auf reale Möglichkeiten der Entwicklung einer menschlichen Zukunft ohne Privateigentum an den Produktionsmitteln als Grundlage der Barbarei lehnte die Katholische Kirche den Marxismus mit allen seinen Positionen aggressiv ab. Diese Haltung vergiftete das Christentum der Katholischen Kirche selbst. Ein jesuitischer Repräsentant dieser antikommunistischen und antisowjetischen Obsession war Gustav Wetter (1911–1991).[10] Der Luzerner Jesuit Maximilian Rast SJ (1892–1973) hat in dem 1948 vom deutschen Jesuiten Walter Brugger SJ (1904–1990) herausgegebenen Philosophischen Wörterbuch „Atheismus“ so qualifiziert: „Atheismus (Gottlosigkeit) ist die Leugnung des Daseins Gottes. Der praktische Atheist ist von der Existenz Gottes überzeugt, leugnet sie aber durch seine Lebensführung; der theoretische Atheist spricht Gott in seinem Urteil das Dasein ab. […] Der theoretisch negative Atheist weiß überhaupt nichts von Gott oder nur unter einer verzerrten Vorstellung. Eine solche Geisteshaltung ist auf längere Zeit bei einem erwachsenen, geistig normalen Menschen nicht möglich, da die ganze Naturanlage auf Gott hingeordnet ist […].“[11] Ansätze, diese vom extremen Antikommunismus angeleitete dogmatische Position der Katholischen Kirche zu ändern, gab es noch vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965). Nach Karl Rahner (1904–1984) bedeutete dieses Konzil immerhin der „Anfang des Anfangs eines in die Zukunft – und nicht rückwärts gerichteten Weges“.[12] Zu diesem Weg nach vorne gehörte vor allem der während des Konzils geschlossene Katakombenpakt.[13] Rahner und sein Schüler Herbert Vorgrimler (1929–2014) haben in ihren vor Beginn des Konzils (11. Oktober 1962) veröffentlichten Erklärungen der wichtigsten Begriffe der katholischen dogmatischen Theologie über den „Atheismus“ geschrieben: „Atheismus heißt die Leugnung der Existenz oder jeder (nicht nur rationalen) Erkenntnis Gottes. Dieser theoretische Atheismus kann in seinen Vertretern tolerant (bis bekümmert) sein, wenn er keine missionarische Absichten hat; er ist >militant<, wenn er sich als eine für das Glück der Menschheit zu verbreitende Lehre versteht und jede Religion als schädliche Verirrung bekämpft“.[14] Diese Erklärung war immerhin eine Abkehr vom Vorhaben der antikommunistischen Kampftheologen, Vertreter der marxistischen Weltanschauung zwangseinzuweisen oder auf dem Scheiterhaufen verbrennen zu wollen. 

Konrad Farner im Dialog

Der Dialog zwischen Theologen und Marxisten war immer recht harzig und wurde mit der Implosion des europäischen Sozialismus nicht besser. Aus der institutionalisierten Theologie des Westens wurde den Befreiungstheologen in Lateinamerika verächtlich vorgeworfen, sie bediene sich der marxistischen Hermeneutik.[15] Einer der ersten Gesprächspartner von Farner war Herbert Vorgrimler, damals Dogmatikprofessor in Luzern und Mitarbeiter des Wiener Kardinals Franz König (1905–2004) im vatikanischen Sekretariat für die Nichtglaubenden. Vorgrimler war sehr interessiert daran, den anhebenden Dialog mit Marxisten inhaltlich zu führen, weshalb er das Gespräch mit aufrechten Kommunisten und weniger mit den sich anbietenden Revisionisten führen wollte. Das hat Vorgrimler dem Autor gegenüber mit der Anmerkung betont, dass er gerade deshalb mit dem Österreicher Walter Hollitscher (1911–1986) und mit dem Deutschen Robert Steigerwald (1925–2016) in freundschaftliche Verbindung gekommen sei.[16]

In dem instruktiven Buch „Lob des Kommunismus. Alte und neue Weckrufe für eine Gesellschaft der Freien und Gleichen“, das mit Platon (427–437 v. u.Z.) einsetzt,[17] wird der charismatische Farner mit einer Passage „Die Große Hoffnung“ aus seinem Pionierwerk zur Frage „Theologie des Kommunismus“[18] zitiert. Farner bezeichnet sich selbst nicht als „Atheist“. Karl Marx hat, worauf Hermann Klenner nachdrücklich aufmerksam gemacht hat,[19] sich selbst nicht als Atheist bezeichnet, das sei eine Art negative Anerkennung Gottes. Für Marx war der Atheismus die letzte Stufe des Theismus. Religion war ihm weder Betrug durch Priester der herrschenden Klassen noch Opium für das Volk. In jungen Jahren deutet Karl Marx die Religion: „Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elends und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks“.[20] Diese Kennzeichnung kann als eine Anlehnung an Heinrich Heine (1797–1856) gedeutet werden, der sagte: „Heil einer Religion, die dem leidenden Menschengeschlecht in den bitteren Kelch einige süße, einschläfernde Tropfen goß, geistiges Opium, einige Tropfen Liebe, Hoffnung und Glauben!“.[21] Es ist das auch keine unüberwindliche Kluft zur Auffassung von Befreiungstheologen wie Ignacio Ellacuría SJ (1930–1989), der festhält: „[…] der Mensch brachte die Religionen hervor, um seiner Kapazität und Eigenart als Absolutes besser entsprechen zu können und um sich besser gegen den Druck von Natur und Geschichte behaupten zu können“.[22] Der von Prag nach Moskau gekommene und Ende der 1970er Jahre nach Schweden ins Exil gegangene marxistische Philosoph Arnošt Kolman (1892–1979) forderte im ideologischen System der 1930er Jahre militant „den unversöhnlichen Kampf gegen jede Religion und jede Art Mystizismus“, um dnn doch zugleich festzustellen: „Die Sowjetmacht, die die sozialen Wurzeln der Religion ausgezeichnet kennt, duldet dabei jedoch nicht die geringste, Verhöhnung der Gefühle der Gläubigen, denn diese führt lediglich zu einer Stärkung des religiösen Fanatismus“.[23]

Am 31. Mai und 1. Juni 1972 veranstaltete die Höhere Wirtschafts- und Verwaltungsschule in Zürich „weisse Wochen“. Der Jesuit Richard Gramlich SJ (1925–2006) referierte über „Die islamischen Glaubensinhalte im Kontext der Entwicklung“, Herbert Vorgrimler über „Theologische und historische Begründung des Christentums“ und Farner über „Grundzüge der atheistischen Weltanschauungen mit Schwerpunkt auf der marxistischen Richtung“. Ende März 1972 wurde Farner zu seinem Vortrag eingeladen. Sein handschriftliches Manuskript dazu ist erhalten und wird hier erstmals abgedruckt. Grundlage des Textes von Konrad Farner wird die unter dem Lemma „Atheismus“ von Manfred Buhr (1927–2008) und Georg Klaus (1912–1974) in ihrem „Philosophischen Wörterbuch“ gegebene Übersicht gewesen sein.[24] Für Buhr selbst war der Mensch, nicht Gott „der Schöpfer und das Ziel der Weltgeschichte“.[25] Farner wusste sich mit den von Ernst Bloch (1885–1917) 1968 in seinem Buch „Atheismus im Christentum“ veröffentlichten Thesen weitgehend einig.[26] Mit Farner lässt sich der Weg des Atheismus von seinen Anfängen bis in die Gegenwart herauf allgemeinverständlich nachverfolgen. Viele von Farner genannte Namen, die bei ihrer Erstnennung zur Erleichterung für Leser identifiziert werden, sind heute vergessen, symbolisieren aber den nicht abgeschlossenen revolutionären Weg des entfremdeten Menschen hin zu einem mündigen Menschen. 

Dokument

1972 06 01. Konrad Farner. Vortrag „Grundzüge der atheistischen Weltanschauungen mit Schwerpunkt auf der marxistischen Richtung“.

Zentralbibliothek Zürich. Nachlass Konrad Farner. Manuskript (eigenhändige Handschrift) von Konrad Farner. Frau Sibylle Farner sehr herzlichen Dank für die Erlaubnis der Benützung des Nachlasses ihres Vaters Konrad Farner!

Der Begriff „Atheismus“ unterliegt in der geschichtlichen Entwicklung unterschiedlichen Deutungen und Anwendungen – erinnert sei daran, dass die Christen von den Römern als Atheisten bezeichnet worden sind, weil sie z. B. Cäsar[27] nicht als göttlich betrachteten. In den schriftlichen Zeugnissen der Religionsgeschichte mangelt es nicht an Hinweisen, dass der Begriff „Atheismus“ fast immer in polemischer und diskriminierender Absicht zur Kennzeichnung von Menschen, Stämmen, Völkerschaften oder Einzelpersonen verwendet wird, die den Glauben an Göttern oder an einen Gott oder an ein absolutes, transzendental existierendes Wesen einer bestimmten Religion ablehnten. Der Begriff Atheismus fusst auf dem Begriff „Theismus“, ist jedoch insofern nicht der blosse Gegensatz, den man mit dem Begriff „Anti-Theismus“ fassen müsste. Anti-Theismus und Atheismus sind nicht identisch: Antitheismus bedeutet, dass man gegen Gott oder Götter usw. eingestellt ist, dass man eine negierende Haltung zum Theismus einnimmt (z. B. die moderne Freidenkerbewegung, oder teilweise die französische Aufklärung des 18. Jahrhunderts). Anti-Theismus setzt also immer Theismus voraus, wie Antikommunismus den Kommunismus, wie Antiklerikalismus den Klerikalismus. Der Begriff „Atheismus“ steht ausserhalb von Theismus und Anti-Theismus. Der Atheist ist demnach, streng genommen, vom Komplex Gott gar nicht berührt, er ist nicht pro und nicht contra. [Das ist z. B. meine persönliche Stellungnahme!], das ist ebenfalls die Stellungnahme des Buddhismus, der keine Religion ist, sondern eine Erlösungsphilosophie, oder des Taoismus im alten China, der ebenfalls keine Gottheiten kennt, sondern Philosophie ist.

Ebenfalls steht der Atheist ausserhalb des Pantheismus, der Gott und Welt völlig identifiziert, oder des Deismus, der Gott als Weltenschöpfer annimmt, aber keinen concursus dei, d. h. kein Eingreifen Gottes in das Weltgeschehen.

In der altgriechischen philosophischen Tradition, aus der sich das Wort „Atheismus“ herleitet, findet der Begriff „Atheismus“ Anwendung auf die Nichtanerkennung der Götter des Staatskultes (Platon[28], Gesetze X[29]). Fall Sokrates[30] und Themistokles[31], als Anklage der Gottlosigkeit oder der Gottbeschimpfung, der In-Frage-Stellung des herkömmlichen Gottesbegriffes.

In der christlichen Tradition des Mittelalters und der Neuzeit wird der Atheismus, zufolge dem Ausschliesslichkeitsanspruch, den das Christentum mit fast jeder Religion teilt, sowohl auf fremdreligiösen Glauben, auf Häresien wie auf bewusste Bestreitung jeglicher Gottvorstellung bezogen.

Gegenüber allen Erscheinungsformen eines spontanen, emotionalen, theoretisch nicht näher fundierten Atheismus (im weitesten Sinne) finden wir in der indischen Sâmkhya-Philosophie (vorbuddhistisch-brahmanisch, als Selbsterlösungslehre) eine der frühesten theoretischen Absagen an die Vorstellung von der Existenz eines göttlichen, höchsten Wesens.

In unserem geographischen Raum begegnen wir den Anfängen atheistischen Denkens in der altgriechischen Philosophie in der ionischen Naturphilosophie. Xenophanes[32] begründet eine atheistische Lehre, genauer, eine anti-theistische Lehre, die, indem sie anthropomorphistische Göttervorstellungen (wie sie uns aus der Iliade des Homer[33] bekannt sind) bekämpfte, dem Gedanken, dass die Götter nach menschlichem Bilde geschaffen wurden, Eingang in die Religionskritik verschafft. Aber bereits bei Homer finden sich die Ansätze hierzu, indem den Göttern menschliche Eigenschaften zugesprochen wurden (Eifersucht, Dummheit, libidänerer Drang, Intrigue usw.).

Der bedeutendste atheistische Denker des klassischen Altertums ist jedoch Epikur[34]: er stellt die These auf, dass der Ursprung der Gottesvorstellung aus Furcht und Ohnmacht des Menschen zurückzuführen sei, eine These, die heute voll ihre Gültigkeit besitzt. Epikur ist der Begründer eines rationalen, logischen Atheismus. Sein Denkgebäude ist die Frucht des Verfalls der antiken Polis, der Auflösung des herkömmlichen griechischen Weltbildes. Noch weiter geht in der Folge der römische Dichter Lukrez[35], der in seinem Lehrgedicht De rerum natura die Kritik des alten Götterglaubens verbindet mit der Kritik der Gesellschaftsordnung, die auf der Sklavenhalter-Herrschaft aufgebaut ist. Mit Lukrez beginnt zugleich der eigentliche Antitheismus, mit anderen Worten der streitbare, den Theismus angreifende Atheismus. Er identifiziert sich ebenfalls mit einer progressiven Gesellschafts-Anschauung, d. h. mit der sog. Aufklärung. Dieser Anti-Theismus ist fortan der Begleiter aller gesellschaftlichen Neuerungen vom Mittelalter über die Renaissance, die Neuzeit bis in die Moderne. Ebenfalls ist er der Begleiter der aufkommenden Naturwissenschaft, die mit Giordano Bruno[36] und Francis Bacon[37] in der Renaissance beginnt, und die Naturphilosophie immer mehr ablöst. Der Anti-Theismus und der Atheismus sind nichts anderes als die Folge der allmählichen „Emanzipation des Menschengeschlechts“, wobei der Theologie durch die Anthropologie abgelöst wird, d. h. das Weltbild ist nicht mehr in Gott zentriert, sondern im Menschen, der Mensch schuf Gott – nicht Gott schuf den Menschen.

Die erste sog. „Aufklärung“ beginnt im 13./14. Jahrhundert mit Siger von Brabant[38] an der Universität Paris (Siger bestreitet die Existenz eines göttlichen Wesens) und findet ihren ersten Höhepunkt in der Renaissance, eben mit Giordano Bruno und Francis Bacon. Die zweite „Aufklärung“ in Fortsetzung der ersten stellen die Enzyklopädisten Frankreichs im 18. Jahrhundert dar. Diese Enzyklopädisten sind getragen einerseits vom Pantheismus (von Spinoza[39] herkommend), vom Deismus (denken wir an Voltaire[40]) und vom Anti-Theismus (besonders Meslier[41]). Ihre gesellschaftliche Grundlage bildet der Kampf der bürgerlichen Klasse, beginnend in den Städten des 13. / 14. Jahrhunderts und endend in der französischen Revolution von 1789, der Kampf gegen den Feudalismus und den fürstlichen Absolutismus und der mit ihnen weitgehend identischen Kirche. Die Vorbereitung ist aber weiter zurückzudatieren: in das 11. / 12. Jahrhundert. Es ist die Begegnung Westeuropas mit dem Islam zur Zeit der Kreuzzüge, der Einfluss des Islam in Süditalien und in Spanien. Diese Begegnung erbringt erstmals eine eindeutige Konfrontation der christlichen Religion mit einer nicht-christlichen; mit anderen Worten: die Vergleichung mit anderen Religionen, der Kontext erbringt eine kritische Religionsbetrachtung. Die Relativierung der christlichen Religion, genauer der katholischen Kirche als „allein seligmachende Kirche“ beginnt, ein Prozess, der heute durch das II. Vaticanum, durch die Oekumene und durch die neue Stellung zur Judenfrage sich eindeutig fortsetzt. In der Literatur schlägt er sich z. B. nieder im 15. Jahrhundert in Boccaccios[42] „Decamerone“, wo von den „3 Betrügern Jesus[43], Moses[44] und Mohammed[45]“ die Rede ist, im 18. Jahrhundert in Lessings[46] „Nathan“ und der Ringparabel, wo alle Religionen gleichberechtigt sind und des Alleinanspruchs verlustig gehen. Ebenfalls wichtige Quelle – aufgrund der Kreuzzüge – bildet das Königreich beider Sizilien unter dem Hohenstaufer Friedrich II.[47], der an seinen Hof Christen, Juden und Mohammedaner als Wissenschaftler beschäftigt. Der Philosoph und Staatsrechtler Bodin[48] (16. Jahrhundert) schreibt dann sein „Colloquium heptaplomeres“, das für alle Religionen Gleichberechtigung verlangt und somit den christlichen Gottesbegriff sozusagen relativiert, wenn nicht unterhöhlt. Das gleiche ist zu sagen von Spinozas „Tractatus theologico-politicus“ im 17. Jahrhundert, das den philosophischen Atheismus, genauer, den modernen Pantheismus begründet, dem dann die deutsche Klassik weitgehend zugehört – man denke an Goethe[49] – alles Relativierungsprozesse inbezug auf den christlichen Gott, also Teil des Anti-Theismus und Atheismus.

Parallel dazu breitet sich der Deismus aus als sog. „natürliche Religion“ ohne einen persönlichen Gott. Im Namen der Vernunft wird der absolute Theismus zurückgewiesen – eine Strömung, die besonders in England des 17. / 18. Jahrhunderts sich ausbreitete: Cherbury[50], Collins[51], Shaftesbury[52]. Die Doktrin der offiziellen Kirche, hier der anglikanischen, wird in Frage gestellt.

Dazu gesellt sich die Bestrebung, die in Philosophie und Religion, Moral und Geschichte bis anhin vorgetragenen selbstsicheren, apodiktischen und apologetischen Urteile kritisch zu analysieren, um sie dann als unkritisch, unsachlich, unnatürlich, willkürlich und anmassend zu charakterisieren. Diese Besprechungen, die auf den bedeutenden Philosophen Bayle[53] zurückgehen (Beginn des 18. Jahrhunderts), gipfeln dann in der Forderung nach religiöser Toleranz und in der Feststellung, dass ein Staat von Atheisten möglich sei, also ein Staat ohne Gott. Der Staat wird somit anthropologisch gesetzt, nicht mehr theologisch, er ist Menschenwerk, nicht Gotteswerk.

Einen Höhepunkt dieser atheistischen, resp. antitheistischen Entwicklung bilden die bis heute anonym gebliebenen „Lettres de Thrasibule à Leucippe“[54] dar, die im Gewand eines antik griechisch-römischen Diskurses die Behauptung aufstellen, alle Religion leite sich her aus der Verführung der Sprache, die durch Worte wie „Gott“, „Vorsehung“, „Gnade“ glauben mache, dass es derartige Erscheinungen gebe. Diese in der Geschichte des Atheismus wichtigen „Briefe“ sind sozusagen eine kühne Vorwegnahme der heutigen Semantik als Sprachtheorie. Die konsequente Folge dieser „Lettres“ bilden dann die Thesen Mesliers, der zu den drei berühmten 3 M der französischen Aufklärung als Theoretiker eines gesellschaftlichen Kosmos gehört: Meslier, Mably[55], Morelli[56]. Das sog. „Testament“ Mesliers, nebenbei bemerkt, eines Priesters, gipfelt in der Behauptung, die Idee von der Existenz eines allmächtigen, weisen, gerechten Gottes sei nicht nur unmöglich, sondern absurd.

Auf dieser gedanklichen Vorarbeit, sowie auf den Errungenschaften der Naturwissenschaften der Neuzeit, die mit den Leistungen der Kopernikus[57], Kepler[58], Bruno, Galilei[59], Newton[60] das mittelalterliche Weltbild auflöst, und mit den Ideen der Philosophen und Staatsdenker Bacon, Hobbes[61] und Locke[62], baut dann der bürgerliche Atheismus der französischen Aufklärung des 18. Jahrhunderts auf; erwähnt seien die Namen der Enzyklopädisten Diderot[63], Holbach[64], Lamettrie[65], Helvetius[66]. Die Zeit ist gekennzeichnet durch die Vorbereitung der klassischen bürgerlichen Revolution von 1789. Der Kampf gegen die religiöse Weltanschauung und den Klerikalismus erlangt dabei grosse Breite und besondere Schärfe und nahm auf dem Boden des Materialismus einen ausgesprochen streitbaren atheistischen, anti-theistischen Charakter an. In ihrer Kritik bezeichnen die Enzyklopädisten die Religion als wichtigste ideologische Stütze des Feudalismus und Absolutismus, also des Despotismus und der Tyrannei gegenüber dem Volk, die durch die von ihr vertretene Weltanschauung Unwissenheit und Aberglaube verbreitet, die Menschen unterwürfig macht, die herrschende Ordnung als gottgewollte Ordnung deklariert – Quelle der sozialen Übel. Die Enzyklopädisten prangen kühn die Gewinnsucht der Aristokratie und des Klerus, die Verschwendung des Hofes an und unterstreichen die Verlogenheit der Moral der herrschenden Klasse als religiöse Moral, genauer: pseudoreligiöse Moral. Ihre durch Tatsachen untermauerte scharfe Kritik an Hof und Kirche, an Aristokratie und Klerus macht die antifeudalistische Gesinnung, gepaart mit Atheismus breiten Schichten der Intelligenz und des mittleren Bürgertums bekannt. Diese vehement vorgetragenen Ideen des bürgerlichen Atheismus verbinden sich wie zur Zeit der Renaissance oder des 17. Jahrhunderts mit den neuen Erkenntnissen der exakten Naturwissenschaften: inzwischen erbrachten Kant[67] und Laplace[68] mit der Nebularhypothese theoretisch den Nachweis der Unhaltbarkeit des Schöpferglaubens, und der bekannte Astronom Lalande[69] spricht den berühmt gewordenen Satz: „Gott ist nicht zu beweisen, man kann die Naturgesetze ohne ihn finden und erklären“, und Laplace erklärt gegenüber Napoleon[70], dass er als Wissenschaftler die Hypothese Gott nicht mehr brauche.

Die Ideen der französischen Revolution mitsamt der bürgerlichen Aufklärung greifen auf fast ganz Europa über: in den Ländern der sog. „Heiligen Allianz“ wie Deutschland, Russland, Österreich werden sie unterdrückt und verboten; Atheisten werden aus den Universitäten entfernt und gemassregelt. Aber der neue Ideenstrom ist nicht aufzuhalten, ja, er nimmt z. B. in Deutschland und Russland während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu; in der Nachfolge des Philosophen Hegel[71] und die Bibel- und Religionskritik durch D. F. Strauss[72] weitergeführt (die Berufung Strauss’s an die Zürcher Universität löst einen politischen Umsturz der Reaktion aus); ebenfalls findet sich der Hegelianer Bruno Bauer[73] in deren Gefolge. Sie alle bilden den Ausgangspunkt der letzten bedeutenden Religionskritik als Atheismus des Bürgertums, diejenige von Ludwig Feuerbach[74].

Die atheistische Religionskritik Feuerbachs ist Ausdruck der bürgerlich-demokratischen Oppositionsbewegung des Vormärz, also der reaktionären Zeit der „Heiligen Allianz“ zwischen 1815 und 1848 und der revolutionären Bewegung des Bürgertums, die z. B. in der Schweiz als Bewegung der Restauration und Regeneration in die Geschichte eingegangen ist und im Bürgerkrieg von 1847 und den Sieg des Bürgertums 1848 endet. Damals waren fast alle führenden Geister der Regeneration wie Gottfried Keller[75] sog. „Feuerbachianer“. Feuerbach greift die Leistungen des Atheismus und Anti-Theismus des 18. Jahrhunderts auf und gelangt mit seiner anthropologischen, erkenntnistheoretisch-psychologischen Religionskritik, die mit einer prinzipiellen Kritik der den Glauben stützenden idealistischen Philosophie der Zeit (Schelling[76], Hegel) einhergeht, über die Positionen des 18. Jahrhunderts hinaus.

War der Grundzug des Atheismus – Anti-Theismus im 18. Jahrhundert die Erklärung der Religion aus Unwissenheit, Ohnmacht, Furcht und Aberglauben, so zeigt Feuerbach vor allem an Hand des gesamten dogmatischen Grundbestandes der christlichen Religion das Werden der Religions-Gottesvorstellungen aus dem auf Erden unerfüllten Bedürfnis der Selbstverwirklichung des menschlichen Wesens. Danach erschafft sich die religiöse Phantasie durch Gemütsaffektionen, durch Emotion der Furcht, des Wunsches, des Leidens, der Entbehrung, der Not, der Abhängigkeit, des Verlangens nach Glück und nach Unsterblichkeit (der Todesfurcht) eine Welt der Phantasie, der Vorstellung nach „menschlichem Bilde“. Neben der Zurückdrängung theologischer Anschauungen in der Sphäre der Naturbetrachtung leistet Feuerbach auch Originales zur substantiellen Kritik der Religion und zur Aufdeckung der erkenntnistheoretischen Wurzeln der Religion (das Phänomen der Entfremdung).

Zur gleichen Zeit bahnt sich im zaristischen Russland, fussend auf der bürgerlichen französischen Aufklärung des 18. Jahrhunderts eine neue Religionskritik an, die Religionskritik der russischen, revolutionären Bürger mit den Namen Belinski[77], Dobroljubow[78], Herzen[79], Orgarjow[80], Tschernyschewski[81]. Diese russischen revolutionären Demokraten stellen die Religionskritik bewusst in den Dienst der bäuerlich-demokratischen Bewegung, gegen die Identität von Zarismus und Patriarchat. Diese revolutionären atheistischen Demokraten fussen mit ihren Ideen auf der französischen Aufklärung und der demokratisch-bürgerlichen Bewegung in Deutschland. – Sie gelangen aber ebensowenig wie Feuerbach über die Schranken des demokratischen Bürgertums, also des bürgerlichen Atheismus hinaus. Diese bestehen vor allem darin, dass die Religion lediglich als Bewusstseinsphänomen betrachtet wird. Sie alle erblicken in der rein geistigen, weltanschaulichen Aufklärung die Hauptmethode des Kampfes zur Überwindung von Glauben und Aberglauben, auch des Theismus. Sie vermögen nicht, und das ist das unvermeidliche Resultat ihres Verharrens auf rein geistigen Positionen auf dem Gebiet der Gesellschaftsbetrachtung, die sozial-ökonomischen Wurzeln aller Religionen aufzudecken, denn das hätte unweigerlich bedeutet, über die bürgerliche Klasse hinauszugehen und diese selber in Frage zu stellen. Das ist von ihrem klassengebundenen Standpunkt aus nicht vollziehbar.

Dasselbe ist zu sagen vom sog. Vulgärmaterialismus der Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland, Frankreich und England. Der Atheismus der Büchner[82], Moleschott[83] und Vogt[84], aber auch derjenige Darwins[85] und Haeckels[86]. Ebenfalls befinden sich die bürgerlichen Atheisten der Gegenwart, die sich als Freidenker bezeichnen, auf derselben Ebene. Sie agitieren gegen Kirche und Klerus, sie versuchen gegen Gott rein rational mit Beweisen aufzutreten; aber sie verbleiben im Raum der Nur-Kritik, sie bleiben in der Negation stecken. Es sind eben diejenigen, die den Theismus brauchen, um ihren Antitheismus vortragen zu können, die die Kirche und den Klerus brauchen, um gegen Kirche und Klerus polemisieren zu können. Für sie alle besteht die Religionskritik nur in einer individualistischen Bewusstseinsveränderung.

Einen völlig neuen Aspekt, ja, eine andere Grundlage erhält nun um die Mitte des 19. Jahrhunderts der Atheismus und die Religionskritik durch den sozialistischen Atheismus, begründet im Marxismus[87]. Dieser geht grundsätzlich nicht mehr nur vom Bewusstseinsphänomens des Individuums aus, sondern von der gesamtgesellschaftlichen Kritik, in die das Individuum eingebettet wird. Für den Marxisten befinden sich die Wurzeln nicht mehr im Denken des Einzelindividuums, sondern in der gesamtgesellschaftlichen, geschichtlichen Situation. Die Wurzeln sind gesellschaftliche Not und Ausbeutung, Krieg, Hunger und Elend, Unterdrückung durch die herrschenden Klassen einerseits, sind anderseits die Ohnmacht gegenüber den Gewalten der Natur, deren Gesetze man noch nicht kennt, der man ausgeliefert ist. Das „Unglück“ und die Ohnmacht kompensiert sich in einem illusorischen Glück und in einer illusorischen Allmacht als Gott. Die Not verlangt nach einer Hoffnung, die die Not aufhebt, das Elend des Diesseits verlangt nach einem Paradies des Jenseits, die Ungerechtigkeit der Menschen erheischt die absolute Gerechtigkeit eines richtenden und waltenden Gottes. Die Religion ist einerseits Opium des Volkes, und ist anderseits Protest gegen das Elend des Volkes. Es gilt nicht, das Opium zu verbieten, sondern die Umstände zu ändern, die Opium nötig macht. Es gilt also, nicht gegen das religiöse Bewusstsein anzurennen, sondern die gesellschaftlichen Umstände solchermassen zu ändern, dass die Voraussetzungen der Religion, Not, Elend, Ausbeutung, Hunger, Krieg eliminiert werden können. Es geht also nicht um eine individualistische Änderung nur des Bewusstseins, sondern um eine Änderung der gesellschaftlichen Zustände. Denn Religion und Theismus sind nicht Erfindungen nur des Individuums, sondern gegebene Notwendigkeiten einer unvollkommenen Gesellschaft. Es gilt also, die Gesellschaft zu verbessern, und nicht, die Religion und den Gottesglauben als solchen anzugreifen.

Das ist die Quintessenz der marxistischen Religionskritik. Der Marxist ist gegen den Gottesglauben, sofern er Opium ist und das Volk in Passivität hält. Er ist nicht gegen den Gottesglauben, sofern dieser der Verbesserung der gesellschaftlichen Zustände nicht nur zulässt, sondern fördert. Aber diese Verbesserung der gesellschaftlichen Zustände hebt nach marxistischer Auffassung die Religion allmählich auf, weil das „Opium des Volkes“ überflüssig wird.

Ob dies eintreten wird, kann heute nicht eindeutig beantwortet werden. Das ist eine Frage der Geschichte, der Zukunft. Auf jeden Fall kann heute festgestellt werden, dass die Kirche, resp. die Vertreter des Theismus allmählich immer mehr einer Veränderung zustimmen, ja, ihr tatkräftig zur Seite stehen. Erwähnt sei Camilo Torres[88], der als bolivianischer Priester und Guerillero im Kampf fällt. Erwähnt seien heute die sozialistischen Priester, die sozialistischen Christen. Das ist eine völlig neue Situation des Theismus und somit des Atheismus, die die kommende Zeit auszeichnen wird. 


[1] Hermann Klenner: Terrorismusverdacht und Bürgerrechte. Mitteilungen der Kommunistischen Plattform 19. Jg., Heft 1 (2008), S. 1–17, hier S. 5.

[2] Herbert Hörz: Ist Marxismus noch zeitgemäß? Erfahrungen, Analysen, Standpunkte. trafo verlag Berlin 2016, S. 79.

[3] Gerhard Oberkofler: Konrad Farner. Vom Denken und Handeln des Schweizer Marxisten. StudienVerlag Innsbruck 2015.

[4] Vgl. Konrad Farner: Dank eines Marxisten an Karl Barth. In: Farner, Theologie des Kommunismus, S. 139–144.

[5] Vgl. Hermann Klenner / Gerhard Oberkofler: Arthur Baumgarten. Rechtsphilosoph und Kommunist. StudienVerlag Innsbruck / Wien / München / Bozen 2003.

[6] Nachlass Farner. Zentralbibliothek Zürich.

[7] Vgl. André Rauber: Formierter Widerstand. Geschichte der Kommunistischen Bewegung in der Schweiz 1944–1991. edition 8.Zürich 2003

[8] 2016 gibt sich die NZZ im Nachhinein eine Legitimation ihres Kesseltreibens gegen Farner, indem sie ihn als „Stalins Jünger“ betitelt. NZZ vom 9. November 2016; vgl. dazu Karl Lüönd: Grosse und kleine Geister. Ein lesenswertes Buch aus marxistischer Sicht: Konrad Farners Leben dokumentiert, wie viel Mühe das rechte und wie das linke Schweizer Establishment im Umgang mit freien Geistern hatte. In: Die Weltwoche Nummer 18 – o4. Mai 2016, S. 66. 

[9] Schriftenverzeichnis von Farners Monographien (Bücher, Broschüren und Kleinbroschüren) in Oberkofler, Farner, S. S. 301–303. 

[10] Vgl. Georg Klaus: Jesuiten. Gott. Materie. Des Jesuitenpaters Wetter Revolte wider Vernunft und Wissenschaft. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften. Berlin 1958. 

[11] Philosophisches Wörterbuch. Unter Mitwirkung der Professoren des Berchmans-Kollegs in Pullach bei München und anderer herausgegeben von Walter Brugger S. J. Verlag Herder Wien 1948, S. 26.

[12] v Herbert Vorgrimler: Karl Rahner. Zeugnisse seines Lebens und Denkens. topos taschenbücher Kevelaer 2. A. 2011, S. 257.

[13] Hermann J. Pottmeyer, Giuseppe Alberigo und und Jean-Pierre Jossua (Hg.): Die Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils. Patmos Verlag Düsseldorf 1986;. Norbert Arntz: Der Katakombenpakt. Für eine dienende und arme Kirche. topos taschenbücher Kevelaer 2015.

[14] Karl Rahner / Herbert Vorgrimler: Kleines Theologisches Wörterbuch. Herder Bücherei Freiburg / Basel / Wien 1. A. 1961, S. 34.

[15] Vgl. z. B. Knut Wenzel (Hg.): Die Freiheit der Theologie. Die Debatte um die Notifikation gegen Jon Sobrino Grünewald Verlag Ostfildern 2008; Gerhard Oberkofler:Opportunismus anstatt Theologie der Befreiung. Die Presse vom 11. Jänner 2016 [Opportunismus anstatt Theologie der Befreiung | DiePresse​.com]

[16] Email vom 31. Jänner 2014.

[17] Lob des Kommunismus. Hg. Wolfgang Beutin / Hermann Klenner / Eckart Spoo. Ossietzky Verlag Hannover 2013, S. 173–177.

[18] Konrad Farner: Theologie des Kommunismus. Stimme-Verlag Frankfurt / M. 1969. 

[19] Hermann Klenner: Über Marxens Religions- und Rechtskritik. UTOPIE kreativ, H. 84 (Oktober 1997), S. 5–10; derselbe: Karl Marx – Ein Ochsenkopf von Ideen. Mitteilungen der Kommunistischen Plattform 23 Jg. (2013), Heft. 7, S. 20–25.

[20] MEW 1 (1972), S. 378 (Karl Marx: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, S. 378–391). Die Aussagen von Karl Marx und Friedrich Engels über Religion sind gesammelt vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Dietz Verlag Berlin 1987. Dazu W. I. Lenin: Über Religion. Aus Artikeln und Briefen. Mit einem Vorwort von Hermann Duncker. Verlag für Literatur und Politik. Wien / Berlin 1926; W. I. Lenin: Über die Religion. Eine Auswahl. Dietz Verlag Berlin 1981. 

[21] Hier zitiert nach Heinrich Heines Sämtliche Werke. Mit einem biographisch-litterargeschichtlichen Geleitwort von Ludwig Holthof und dem Bildnisse des Dichters. Deutsche Verlag-Anstalt Stuttgart und Leipzig 7. A. [1910], S. 954.

[22] Ignacio Ellacuría: Philosophie der geschichtlichen Realität. Eingeleitet und übersetzt von Raúl Fornet-Ponse. Verlagsgruppe Mainz in Aachen 2010, S.486. 

[23] Prof. E. Kolman: Wissenschaft. Religion. Marxismus. Verlagsgenossenschaft Ausländischer Arbeiter in der UdSSR. Moskau – Leningrad 1935, S. 51 f.

[24] VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1. A. 1964/65; Farner wird wohl die 7.–9. Auflage 1970/1972 (171.325. Tausend) benützt haben; auch Hans Jörg Sandkühler: Materialismus. In: Manfred Buhr (Hg.): Enzyklopädie zur bürgerlichen Philosophie im 19. Und 20. Jahrhundert. VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1988, S. 157–232. 

[25] So der Prager Philosoph Jindřich Filipec (1926–2013) in: Gerhard Oberkofler: Philosophie im Zeichen der Vernunft. Festgabe für Manfred Buhr zum 70. Geburtstag. StudienVerlag Innsbruck / Wien 1996, S. 62.

[26] Ernst Bloch: Atheismus im Christentum. Suhrkamp Verlag Frankfurt 1968; Suhrkamp Tb Frankfurt Gesamtausgabe Bd. 14 (1985). Konrad Farner: Probleme des Marxismus. In: Konrad Farner / Werner Post: Marxistische Religionskritik. Imba Verlag Freiburg i. Ue. 1972, S. 7–36, hier S. 7. Dazu über Bloch Uwe- Jens Heuer: Marxismus und Glauben. VSA Verlag Hamburg 2006, bes. S. 286 f. 

[27] Caesar, C. Iulius (100 – 44 v. u. Z.), röm. Staatsmann und Feldherr. 

[28] Platon (427 – 347 v. u. Z.), griech. Philosoph, Schöpfer der „Ideenlehre“, Schüler des Sokrates.

[29] Z. B. Platons Sämtliche Werke. Zweiter Band. Deutsch von Friedrich Schleiermacher / Franz Susemihl / Hieronymus Müller / Friedrich Jacobs Phaidon Verlag 1925, Gesetze (Nomoi), S. 511–958, hier 842–881. 

[30] Sokrates (470 – 399 v u. Z.), griech. Philosoph, Lehrer des Platon.

[31] Themistokles (um 524–459 v. u. Z.), griech. Politiker und Stratege.

[32] Xenophon (um 430–354 v. u. Z.), griech. Historiker und Schriftsteller.

[33] Homeros (Homer) (8. Jh. v. u. Z.), Dichter des griech. Heldenepos.

[34] Epikuros (Epikur), (342/341 – 271/270 v. u. Z.), griech. Philosoph, Atheist und philosophischer Materialist.

[35] Lucretius Carus (Lukrez) (um 96 – 55 v. u. Z.), röm. Dichter und Vertreter des Epikureismus.

[36] Giordano Bruno (1548–1600), Dominikaner und revolutionärer Denker, nach siebenjähriger Kerkerhaft als Ketzer in Rom verbrannt.

[37] Francis Bacon (1561–1626), engl. Materialist, von Friedrich Engels und Karl Marx als der „wahre Stammvater des englischen Materialismus und aller modernen experimentierenden Wissenschaft“ bezeichnet (MEW 2, 1972, S. 135).

[38] Siger von Brabant (um 1240- 1282), Bahnbrecher der modernen materialistischen Philosophie.

[39] Benedikt (Baruch) Spinoza (1632–1677), holländ. Philosoph jüd. Herkunft, neuzeitlicher Pantheist. 

[40] Voltaire (eigentl. François-Marie Arouet) (1694–1776), Repräsentant der franz. Aufklärung.

[41] Jean Meslier (1664–1729), franz. dialektischer Materialist.

[42] Giovanni Boccaccio (131‑1375), Decamerone („drei Betrüger“).

[43] Jesus von Nazareth (hingerichtet um 30 n. u. Z.), Stifter des Christentums.

[44] Mose, Figur der Bibel, Stifter der israel. Religion.

[45] Mohammed (570–632), Prophet, Stifter des Islam.

[46] Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781), zuerst Theologe, dann Schriftsteller.

[47] Friedrich II. (1194–1250), Staufer, König von Sizilien.

[48] Jean Bodin (1530–1596), ideolog. Vertreter des jungen Bürgertums.

[49] Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), deutscher Poet.

[50] Edward Lord Herbert von Cherbury (1583–1648), engl. Deist und Freidenker.

[51] John Anthony Collins (1676–1729), engl. Deist und Freidenker.

[52] Anthony Ashley Shaftesbury (1671–1713), engl. Deist und Freidenker.

[53] Pierre Bayle (1647–1796), franz. Schriftsteller, Calvinist, dann Atheist.

[54] Zugeschrieben Nicolas Fréret (1688–1749) vgl. Georg Klaus und Manfred Buhr: Philosophisches Wörterbuch Band 1. VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1976, S. 145.

[55] Gabriel Bonnot de Mably (1709–1785), franz. Staatstheoretiker.

[56] Ètienne-Gabriel Morrelly (1717–1778), franz. Aufklärer.

[57] Nikolaus Kopernikus (1473–1543), Nikolaj Kopernik, poln. Astronom. 

[58] Johannes Kepler (1571–1630), deutscher Astronom.

[59] Galileo Galilei (1564–1642), Begründer der klass. Naturwissenschaft.

[60] Isaac Newton (1643–1727), engl. Physiker.

[61] Thomas Hobbes (1588–1679), engl. Aufklärer, der die Lehre von Bacon fortsetzte.

[62] John Locke (1632–1704), engl. Aufklärungsideologe.

[63] Denis Diderot (1713–1784), franz. Aufklärer.

[64] Paul Heinrich Dietrich von Holbach (1723–1789), französ. Aufklärer.

[65] Julien Offray de La Mettrie (1709–1751), französ. Aufklärer, anknüpfend an Descartes.,

[66] Claude Adrien Helvétius (1715–1771), französ. Aufklärer, von Locke ausgehend.

[67] Immanuel Kant (1724–1804), deutscher klass. Philosoph.

[68] Pierre Simon de Laplace (1749–1827), französ. Materialist.

[69] André Lalande (1867–1963), atheist. Astronom.

[70] Napoleon Bonaparte (1769–1821), franz. Kaiser.

[71] Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831), deutscher klass. Philosoph.

[72] David Friedrich Strauß (1808–1874), deutscher Deist mit bes. Kritik an den Evangelien.

[73] Bruno Bauer (1809–1882), deutscher hist. Bibelkritiker, Junghegelianer.

[74] Ludwig Feuerbach (1804–1872), materialistisch atheistischer Religionskritiker.

[75] Gottfried Keller (1819–1890), schweiz. Schriftsteller.

[76] Friedrich Wilhelm Joseph Schelling von (1775–1854), deutscher ideal. Philosoph.

[77] Wissarion Grigorjewitsch Belinski (1811–1848), russ. Materialist und rev. Demokrat.

[78] Nikolai Alexandrowitsch Dabroljubow (1836–1861), russ. Materialist und rev. Demokrat.

[79] Alexander Iwanowitsch Herzen (1812–1870), russ. Materialist und rev. Demokrat.

[80] Nikolai Platonowitsch Orgarjow (1813–1877), russ. Materialist und rev. Demokrat.

[81] Nikolai Gawrilowitsch Tschernyschewski (1828–1889), russ. materialistischer Philosoph und rev. Demokrat.

[82] Ludwig Büchner (1824–1899), deutscher atheistischer Vulgärmaterialist.

[83] Jakob Moleschott (1822–1893), niederl. atheistischer Vulgärmaterialist.

[84] Carl Vogt (1817–1895), deutscher atheistischer Vulgärmaterialist.

[85] Charles Robert Darwin (1809–1882), engl. Naturforscher.

[86] Ernst Haeckel (1834–1919), deutscher Atheist.

[87] Karl Marx (1818–1883), Deutscher mit jüdischer Herkunft, Begründer des wissenschaftlichen Kommunismus.

[88] Camilo Torrres-Restrepo (1929–1966), kolumb. Befreiungstheologe und Guerillero

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