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Zlatko Kranjčar 1956–2021

Der ehemalige Fußballspieler mit Kultstatus in Wien-Hütteldorf verstarb am 1. März in einem Krankenhaus der kroatischen Hauptstadt.

Zagreb/Hütteldorf. Mit Zlatko „Cico“ Kranjčar starb am 1. März 2021 eine kroatische und Wiener Fußballlegende im Alter von erst 64 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit. Der 1956 geborene Kranjčar war als Spieler seit seiner Jugend für NK Dinamo in seiner Heimatstadt Zagreb aktiv. Mit dem Team aus der kroatischen Hauptstadt holte er einen jugoslawischen Meistertitel (1982) und gewann zweimal den Pokalbewerb (1980, 1983) – und dies gegen eine erhebliche Konkurrenz wie Roter Stern und Partizan Belgrad oder Hajduk Split. In 261 Ligaspielen für Dinamo von 1973 bis zur Saison 1983/84 erzielte der Stürmer 98 Tore.

Diese hohe Quote konnte er, trotz mancher Verletzungspausen, auch nach seinem Wechsel nach Österreich fortsetzen: Für den SK Rapid Wien lief er von 1984 bis 1990 in 201 Bundesligaspielen auf und traf 106 mal. Hinzu kamen 14 Tore im nationalen Cup-Bewerb sowie elf im Europacup – kein anderer ausländischer Spieler hat öfter für den SCR getroffen. Bei den Hütteldorfern war er bald Top-Scorer, zunächst neben oder eher hinter Hans Krankl und Peter Pacult, dann auch als Solospitze. Mitverantwortlich für Kranjčars Engagement in Grün-weiß war sein Landsmann Otto Barić, der als Rapid-Trainer das Team gezielt mit jugoslawischen Legionären – es waren seinerzeit nur drei erlaubt – verstärkte. Der damalige, rassistische Schmähruf der Austria Wien-Fans, „FC Jugo“, ging ins Leere, denn Kranjčar war schnell Publikumsliebling in Hütteldorf. Als Führungsspieler hatte Kranjčar, unabhängig von der konkreten persönlichen Torausbeute, erheblichen Anteil am Einzug von Rapid Wien ins Europacupfinale 1985, das allerdings gegen Everton verloren ging. Auf der erfolgreichen Habenseite stehen die österreichischen Meistertitel 1987 und 1988 sowie die Pokalsiege 1984, 1985 und 1987. 1990 ließ Kranjčar seine Spielerkarriere bei der VSE St. Pölten ausklingen.

Nachdem er von 1977 bis 1983 elf Spiele (drei Tore) für die Nationalmannschaft Jugoslawiens absolviert hatte, führte er im Herbst 1990, zum aktiven Karriereende, auch das neu geschaffene Team der unabhängigen Republik Kroatien auf das Fußballfeld, nämlich sogar als Kapitän: In diesen beiden Spielen erzielte er ein Tor – und blieb damit selbst im Alter von 34 Jahren bei seiner bemerkenswerten 50-Prozent-Torquote.

Die anschließende Trainerlaufbahn begann Kranjčar im Wiener Unterhaus beim SV Wienerfeld. Seine größten Erfolge an der Seitenlinie waren zwei kroatische Meistertitel mit Croatia Zagreb – so hieß Dinamo zwischenzeitlich – in den Jahren 1996 und 1998 sowie einer mit dem Lokalrivalen NK Zagreb 2002. Mit Croatia holte er auch drei Cupsiege (1995, 1996, 1998), im Iran steht ein Meistertitel mit Sepahan Isfahan zu Buche (2012). Als Nachfolger seines Ex-Coaches Barić trainierte Kranjčar von 2004 bis 2006 auch die Nationalmannschaft Kroatiens: Die WM-Qualifikation für 2006 wurde souverän gemeistert, bei der Endrunde in der BRD schied man jedoch schon in der Gruppenphase aus. Andere Trainerstationen waren u.a. der FC Linz und Austria Klagenfurt, kleinere kroatische Vereine sowie Engagements in Slowenien, der Slowakei, den VAE, Katar sowie als Teamchef Montenegros. Kranjčars letzter Job war wiederum bei seinem Stammklub Dinamo, wo er 2016 nochmals für einige Monate das Ruder übernahm und immerhin die Qualifikation für die UEFA Champions League schaffte.

Überaus schade ist, dass Kranjčar nie bei Rapid Wien auf der Trainerbank saß – und dies wird nun, mit seinem frühen Tod, auch so bleiben. Allerdings ebenso wie sein Legendenstatus als herausragender Spieler des SCR, der ihm in Hütteldorf zurecht zuteil wird.

Quelle: ORF

BILDQUELLERapid Journal
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