HomeFeuilletonWissenschaftSeen vermehrt mit Mikroplastik belastet

Seen vermehrt mit Mikroplastik belastet

Neben der Verschmutzung der Ozeane durch Mikroplastik geht die Problematik der stehenden Binnengewässer bisweilen unter. Doch manche Seen sind stärker belastet als die am schlimmsten betroffenen Meeresgebiete.

London. Eine internationale Studie, die in der Wochenzeitung „Nature“ veröffentlicht wurde, widmete sich der Plastikmüllbelastung von Süßwasserseen. Dabei stellte sich heraus, dass v.a. bezüglich der Mikropartikel in einigen Fällen die Situation sogar dramatischer ist als in den am schlimmsten betroffenen Meeresgebieten.

Weltweit wurden 38 natürliche und Stauseen in 26 Ländern untersucht. Ausnahmslos alle wiesen Verunreinigungen auf, sogar jene, der äußerlich einen überaus naturnahen Eindruck machen. Das liegt auch daran, dass 94 Prozent der Verschmutzungen kaum sichtbare Plastikpartikel ausmachen, also Teile, die kleiner als fünf Millimeter sind. Demgegenüber fanden sich z.B. wesentlich weniger weggeworfene, noch nicht zersetzte Kunststoffflaschen oder Verpackungsmaterial.

Mit einem Anteil von einem Partikel pro Kubikmeter waren 21 der 38 Seen vergleichsweise wenig belastet – zu diesen Fällen zählt auch der einzige österreichische See, der untersucht wurde, nämlich der Lunzer See im niederösterreichischen Mostviertel. Weitere 14 Seen wiesen eine Konzentration von einem bis fünf Partikeln pro Kubikmeter auf und drei eine von über fünf Partikeln. Diese Gewässer sind der Luganer See (Schweiz/Italien), der Lago Maggiore (Italien) sowie der Lake Tahoe (USA). Ihre Resultate müssen als beunruhigend eingestuft werden, da sie eine höhere Mikroplastikkonzentration ausweisen als die weltweit am stärksten verschmutzten subtropischen Ozeanwirbel.

Die Partikel stammen aus den wichtigsten Bereichen der industriellen Kunststoffindustrie: Polypropylen (PP) und Polyethylen (PE) machen mehr als die Hälfte der globalen Kunststoffproduktion aus und finden sich in den Seen v.a. als Fragmente im Zuge der Zersplitterung größerer Teile. Polyester (PES) wird in der Textilindustrie verwendet und gelangt als Fasern in die Umwelt sowie in Gewässer.

Um die Plastikbelastung der Seen wenigstens zu vermindern, ist es einerseits notwendig, bei der Entsorgung von Plastikmüll maximal auf Recycling zu setzen. Weitaus besser und wichtiger wäre es allerdings andererseits, überhaupt weniger Kunststoffe zu produzieren und zu verwenden.

Quelle: Der Standard

- Advertisment -spot_img
- Advertisment -spot_img

MEIST GELESEN