HomeInternationales650 Leibesvisitationen bei Jugendlichen durch die Londoner Polizei

650 Leibesvisitationen bei Jugendlichen durch die Londoner Polizei

Der Bericht einer Kinderschutzbeauftragten zeigt das Wesen der Polizei im Kapitalismus auf: Rassismus und ethnisches Profiling

London. Der Fall einer 15-jährigen Schwarzen, die sich vor Polizeibeamtinnen in demütigender Weise ausziehen musste, hat in Großbritannien Schlagzeilen gemacht. Fälschlicherweise wurde sie des Drogenbesitzes bezichtigt. Die Beamtinnen wurden darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Jugendliche zur damaligen Zeit gerade ihre Periode hatte. Trotzdem wurde sie einer Leibesvisitation unterzogen.

Diesen Fall nahm die britische Kinderschutzbeauftragte Rachel de Souza zum Anlass, an einem Bericht über solche und ähnliche Schikanen durch die Londoner Polizei zu arbeiten. Der Bericht wurde am vergangenen Montag veröffentlicht – er zeigte ein ungekanntes Gesicht der britischen Ordnungshüterinnen und ‑hüter.

Männlich, schwarz – Leibesvisitation

Die Kinderschutzbeauftragte forderte sich eine Menge Daten bei der Londoner Polizei ein und verarbeitete sie. Dabei stellte sich heraus, dass rund 650 Minderjährige, zwischen zehn und siebzehn Jahre alt, Leibesvisitationen unterzogen worden waren. Die Zahl 650 setzt sich wohlgemerkt allein aus Fällen aus den unter die Lupe genommenen Jahren 2018–2020 zusammen. Unparteiische Erwachsene, die bei dem Prozedere dabei sein müssten, fehlten bei 23 Prozent der Fälle. Der Großteil der durchsuchten Minderjährigen, nämlich rund 95 Prozent, war männlich. Wenig überraschend: Die Mehrheit der einer Leibesvisitation unterzogenen Kinder und Jugendliche waren schwarzer Hautfarbe – Rassismus und racial profiling sind auch in Großbritannien gang und gäbe in der Polizei.

Die Kinderschutzbeauftragte De Souza zeigte sich „extrem beunruhigt“ über den unverhältnismäßig hohen Anteil betroffener schwarzer Kinder und Jugendlicher. Dies weise auf „systemische Probleme beim Kinderschutz“ in der Londoner Polizei hin. Die Zahl durchsuchter Minderjähriger sei dabei ebenfalls von Jahr zu Jahr gestiegen.

Die Polizei äußerte sich dahingehend, dass bereits Änderungen vorgenommen worden seien, um zu gewährleisten, dass Minderjährige „in angemessener Weise und mit Respekt“ behandelt würden. Durch eine Reihe von Skandalen trat Polizeichefin Cressida Dick im Februar zurück. Die Skandale hingen mit systematischem Sexismus und Rassismus zusammen.

Quelle: Standard

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