Griechenland stöhnt unter einer intensiven Hitzewelle, die das Land seit Anfang der Woche fest im Griff hat. In weiten Teilen des Landes kletterten die Temperaturen am Donnerstag auf bis zu 43 Grad Celsius, in Athen wurden bis zu 41 Grad gemessen. Während klimatisierte Räume für betroffene Bürgerinnen und Bürger geöffnet wurden, wächst die Kritik an den Maßnahmen der Regierung zum Schutz der Arbeiterinnen und Arbeiter.
Das griechische Arbeitsministerium hatte angeordnet, dass zwischen 12.00 und 17.00 Uhr keine Tätigkeiten im Freien durchgeführt werden dürfen. Diese Maßnahme gilt jedoch nicht flächendeckend. Besonders kritisiert wird, dass Regionen wie Attika – zu der auch Athen gehört – von der Regelung teilweise ausgenommen sind, obwohl dort besonders viele Menschen arbeiten und die städtische Überbauung das Mikroklima zusätzlich belastet.
Die kommunistische Partei Griechenlands (KKE) warf der Regierung vor, mit bloßen „Wunschzettel-Rundschreiben“ zu agieren, anstatt gesetzlich verbindliche und flächendeckende Schutzmaßnahmen einzuführen. Die bestehenden Vorgaben seien nicht nur unzureichend, sondern auch zu spät veröffentlicht worden – ohne ausreichende Kontrollmechanismen und mit vielen Ausnahmen. Besonders im öffentlichen Dienst, so die Kritik, gebe es keinerlei spezifische Vorkehrungen für gefährdete Berufsgruppen wie etwa Reinigungskräfte.
Tragischer Todesfall wirft Fragen auf
Besondere Empörung löste der Tod eines 30-jährigen Wartungsarbeiters in einem Hotelbetrieb auf Kreta aus. Der Mann, Vater von drei Kindern, erlitt einen tödlichen Stromschlag während seiner Arbeit. Laut dem Bauarbeiterverband von Rethymno ist es bereits der zweite tödliche Vorfall in derselben Hotelanlage innerhalb eines Jahres. Das Syndikat spricht von einem „unternehmerischen Verbrechen“ und verweist auf fehlende Schutzmaßnahmen und die Abwesenheit staatlicher Kontrollen durch die Arbeitsinspektion.
„Es ist unvorstellbar, dass im Jahr 2025 Menschen morgens zur Arbeit gehen und abends nicht mehr lebend zurückkehren, nur weil grundlegende Sicherheitsvorkehrungen fehlen“, heißt es in der Stellungnahme des Gewerkschaftsverbands. Die Vorfälle seien symptomatisch für eine Tourismusindustrie, die auf Hochglanz glänze, aber vielfach auf Kosten der Gesundheit und Sicherheit von Arbeiterinnen und Arbeitern funktioniere.
Forderungen nach gesetzlicher Regelung und stärkeren Kontrollen
Auch das Arbeiterzentrum von Piräus fordert tiefgreifende Veränderungen. Die bisher von der Regierung herausgegebenen Rundschreiben würden nicht ausreichen, um die Gesundheit der Beschäftigten in Baugewerbe, Schiffswerften und anderen Außenarbeitsplätzen zu sichern. Stattdessen brauche es eine dauerhafte gesetzliche Regelung, die bei Extremtemperaturen verbindliche Arbeitsunterbrechungen vorsieht.
In mehreren Fällen – etwa auf einer Baustelle in Piräus und bei der Reparatur eines Schiffs in Drapetsona – konnten durch direkte gewerkschaftliche Interventionen Arbeiten gestoppt werden. Dies sei jedoch kein Ersatz für staatliches Handeln, so die Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitnehmerorganisationen.
Länger arbeiten – trotz Hitze?
Zorn rief zudem die Debatte über eine Ausweitung der täglichen Arbeitszeit auf bis zu 13 Stunden hervor. Kritikerinnen und Kritiker sehen darin einen Widerspruch zu den ohnehin gefährlichen Bedingungen in vielen Branchen. Die KKE spricht von einer „blutigen Woche für die Arbeiterklasse“ und warnt davor, dass Arbeiterinnen und Arbeiter „für die Profite der Unternehmerinnen und Unternehmer“ ausgebeutet und gefährdet würden.
Appell an die Verantwortung der Unternehmen
In einer gemeinsamen Botschaft rufen Gewerkschaften die Beschäftigten dazu auf, Missstände zu melden und sich gewerkschaftlich zu organisieren. Die Unternehmen wiederum müssten sich ihrer Verantwortung stellen – auch unter wirtschaftlichem Druck.
„Unsere Gesundheit ist wichtiger als ihre Gewinne“, betont das Arbeiterzentrum Piräus. Angesichts der klimatischen Entwicklungen und der wiederkehrenden Hitzewellen in Südeuropa fordern Vertreterinnen und Vertreter der Arbeiterinnen, Arbeiter und Angestellten eine Neuausrichtung der Arbeits- und Gesundheitsschutzpolitik – nicht nur in Griechenland.
Quelle: ORF/902.gr/902.gr/902.gr/902.gr