HomeInternationalesProteste gegen Ustaša-Gedenkmesse in Sarajevo

Proteste gegen Ustaša-Gedenkmesse in Sarajevo

Bosnien/Sarajevo. In der bosnischen Hauptstadt Sarajevo haben am Samstag Tausende Menschen gegen eine Gedenkmesse für kroatische Nazi-Kollaborateure, die sonst alljährlich im Kärntner Bleiburg stattfindet, protestiert. Während der Erzbischof von Sarajevo, Vinko Puljic, die Messe in der Kathedrale der bosnischen Hauptstadt feierte, marschierten die Demonstrantinnen und Demonstranten an einem Mahnmal für 55 im Zweiten Weltkrieg hingerichtete Antifaschisten vorbei.

Von der Besetzung Jugoslawiens 1941 bis Kriegsende 1945 herrschte im unter Hitlers Patronat neu gegründeten „Unabhängigen Staat Kroatien“ (NDH) Kollaborateure des Nazi-Regimes. Sie deportierten und ermordeten in Bosnien-Herzegowina, Kroatien und kroatisch besetzen Teilen Serbiens die jüdische Bevölkerung, Muslime, Serben, Roma und kroatische Oppositionelle. Allein in Sarajevo wurden über 10.000 Menschen Opfer des Ustaša-Regimes. Im kroatischen Konzentrationslager Jasenovac ermordeten die kroatischen Faschisten 100.000 Serben, Juden, Muslime, Roma und kroatische Untergrundkämpfer, darunter viele Kommunisten, auf bestialische Art und Weise. Insgesamt ist die Rede von hunderttausenden Menschen, die von dem mit Hitler verbündeten NDH-Staat verfolgt und getötet wurden. Der NDH umfasste damals auch Bosnien und Teile Serbiens.

Flucht der Faschisten vor den siegreichen Partisanen gescheitert

1945 versuchten Ustaša-Milizen und Domobrani gemeinsam mit flüchtenden Verbänden der Wehrmacht und (Waffen-)SS, sowie slowenischen und serbischen Kollaborateuren nach Österreich zu kommen, um sich den britischen Truppen zu ergeben und so der Verfolgung und Bestrafung durch die siegreichen Partisanen und Partisaninnen zu entfliehen. Diese Flucht wurde auch nach der Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945 fort- und mit Waffengewalt durchgesetzt. Entgegen der Legende gab es aber keine zentrale Kapitulation der Ustaša-Einheiten in Bleiburg/Pliberk, sondern mehrere unabhängig voneinander entlang der Grenze zwischen Kärnten/Koroška und Slowenien. Es ist auch nicht belegbar, dass es vor Ort Erschießungen bzw. Massentötungen durch die Jugoslawische Volksbefreiungsarmee gegeben hat. Überliefert sind Tote und Verletzte in den letzten Gefechten vom 14. und 15. Mai 1945 rund um Bleiburg/Pliberk sowie diverse Selbstmorde.

Nach der Kapitulation der einzelnen Einheiten wurden diese nach Jugoslawien zurückgebracht und Tausende in Lagern interniert. Hierbei kam es, überwiegend auf slowenischem Gebiet, zu Tötungen und Erschießungen, die Angaben über die Anzahl der standrechtlich hingerichteten Faschisten wird in Kroatien und von den bosnischen Kroaten stark übertrieben. Seriöse Historiker sprechen von mehreren Tausend. Nach dem Zerfall Jugoslawiens setzten sich in Kroatien jene Kräfte durch, die teils im vorherigen Exil, ideologische an der Ustaša-Tradition anknüpften, allen voran der Kriegsherr und erste Präsident Kroatiens, Franjo Tudjmann.

Neben der „Gedenkmesse“ in Sarajevo gab es auch in der kroatischen Hauptstadt Zagreb eine profaschistische Gedenkveranstaltung, die jedoch ebenfalls von antifaschistischen Protesten begleitet wurde.

Quellen: https://​www​.no​-ustasa​.at/ORF/dw​.com



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