HomeInternationalesWalid Daqqa trotz lebensbedrohlicher Krebserkrankung in israelischer Haft

Walid Daqqa trotz lebensbedrohlicher Krebserkrankung in israelischer Haft

Der 61-jährige Schriftsteller und Aktivist sitzt seit fast 40 Jahren im Gefängnis – israelische Behörden verweigern die richtige Behandlung von Myelofibrose. Menschenrechtsgruppierungen fordern seine sofortige Freilassung. 

Jerusalem/Ramallah. Die palästinensische Gruppe für Rechte von Gefangenen, Addameer, fordert die rasche Freilassung von Walid Daqqa, ein palästinensischer Schriftsteller und Aktivist, der seit 1986 einsitzt. Addameer forderte die israelischen Behörden dazu auf, ihn aus dem Gefängnis zu entlassen, da sich sein Gesundheitszustand in den letzten Monaten drastisch verschlechtert hat. Ihm wurde nämlich Myelofibrose, eine seltene Form von Knochenmarkkrebs, diagnostiziert, zuletzt erlitt er zudem einen Schlaganfall in Haft.

Vorsätzliche Politik medizinischer Vernachlässigung

Palästinensische Beamte und Menschenrechtsgruppen dokumentieren seit langem eine „vorsätzliche israelische Politik der medizinischen Vernachlässigung“. Diesen Menschenrechtsgruppen zufolge verzögern israelische Gefängnisbehörden regelmäßig Kontrolluntersuchungen und dringende Operationen für palästinensische Gefangene über Jahre hinweg. Den Gefangenen stehen darüber hinaus eher selten Fachärztinnen und ‑ärzte zur Verfügung, nur zu häufig werden „rezeptfreie Schmerzmittel“ als „Allheilmittel“ verabreicht, wie viele Menschenrechtsgruppen anprangern.

Im Dezember etwa starb der Gefangene Nasser Abu Hmaid, obwohl die israelische Regierung nach seiner spät erfolgten Krebsdiagnose vor mehr als einem Jahr medizinische Versäumnisse geltend machte und seit langem seine Freilassung gefordert wurde. Im Jahr 2020 starben vier palästinensische Gefangene in israelischem Gewahrsam. Im November 2021 starb der 39-jährige palästinensische Gefangene Sami Umour, nachdem eine dringend notwendige Operation wegen schwerer Herzprobleme monatelang verschoben worden war.

Walid Daqqa

Der inzwischen 61-jährige Schriftsteller und Aktivist Walid Daqqa ist nunmehr seit 1986 inhaftiert. Er verbüßt seit seinem 25. Lebensjahr eine lebenslange Haftstrafe wegen seiner angeblichen Beteiligung an der Entführung und Ermordung eines israelischen Soldaten und wegen seiner Mitgliedschaft in der Volksfront zur Befreiung Palästinas. Er gehört zu den langjährigsten und auch bekanntesten Gefangenen Israels, da er in seiner Haftzeit mehrere Bücher verfasst hat, darunter auch ein Kinderbuch. Im Jahr 1999 heiratete er, immer noch in Haft, Sana Salameh, die 2020 eine gemeinsame Tochter zur Welt brachte. Die Tochter, Milad, wurde indes mit dem aus dem Gefängnis heimlich geschmuggelten Sperma des Vaters gezeugt. 

Durch die Myeolfibrose ist die normale Produktion von Blutzellen im Körper gestört und Daqqa braucht „dringend medizinische Hilfe“, so die Menschenrechtsorganisation Addameer. Diese seltene Krebsart führt unbehandelt zu ausgedehnten Vernarbungen im Knochenmark, die wiederum eine schwere Anämie verursachen. Addameer fordert seine sofortige Freilassung, da die israelischen Behörden seine verordnete Behandlung verweigern und Daqqa bereits im Februar einen Schlaganfall erlitten hat.

Quelle: AJ

BILDQUELLEAddameer
- Advertisment -spot_img
- Advertisment -spot_img

MEIST GELESEN