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EVN erhöht Konzerngewinn, Bevölkerung soll zahlen

Während viele Menschen in Niederösterreich ihre Strom- und Gasrechnungen nicht begleichen können, kassiert der Landesenergiekonzern EVN hunderte Millionen an Zusatzprofiten. Was läuft hier falsch?

Maria Enzersdorf/St. Pölten. Der niederösterreichische Energiekonzern EVN hat im ersten Quartal 2023 seinen Gewinn deutlich ausgebaut: 149,4 Millionen Euro bedeuten ein Plus von 83,2 Prozent – und dies, obwohl es negative Entwicklungen im Vertrieb gab. Aufgrund der hohen Preise bei Strom und Wärme sowohl beim Einkauf wie beim Verkauf sowie bei der Erzeugung stieg der EVN-Umsatz zudem auf 1,17 Milliarden Euro (plus 30,3 Prozent) – wohlgemerkt, lediglich in den vergangenen drei Monaten. Die knapp 150 Millionen Euro sind bereits ein tatsächlicher Konzerngewinn, nach Zinsen, Steuern und Abgaben – das Ebitda-Ergebnis beträgt demgegenüber sogar 281,7 Millionen.

Man kann sich ausmalen, dass bei auch nur gleichbleibender Entwicklung am Ende ein Jahresgewinn von gut 360 Millionen möglich erscheint. Das EVN-Management ist bei seinen Schätzungen zwar vorsichtiger (250 Millionen), geht widersprüchlicher Weise aber selbst von geringeren Vertriebsverlusten in den kommenden Quartalen aus. So oder so werden jedenfalls hunderte Millionen an Profiten lukriert, die dann zum Teil als Dividenden an die Aktionäre gehen – dies sind im Falle der EVN AG das Land Niederösterreich (51 Prozent) und die Wiener Stadtwerke (28,35 Prozent), der Rest ist Streubesitz.

Gleichzeitig können viele Menschen in Niederösterreich ihre Gas- und Stromrechnungen nicht bezahlen, woran der „blau-gelbe Strompreisrabatt“ wenig ändert: Im Falle von Gasheizungen, die in rund 200.000 niederösterreichischen Haushalten in Betrieb sind, macht auf der EVN-Rechnung der Strom nur ca. 25 Prozent des Rechnungsbetrages aus. Weder Bund noch Land haben sich dieses Problems angenommen, offenbar will man die Heizsaison „aussitzen“. Allerdings läuft mit März auch die Zusage der EVN aus, säumigen Kunden nicht den Hahn abzudrehen. Mit den Konzerngewinnen, die an das Land NÖ fließen, hätte sich freilich etwas machen lassen.

Doch im Kapitalismus geht es um den Maximalprofit für die Unternehmerseite mittels Ausbeutung der Arbeitenden und der Konsumenten, egal ob eine private oder staatliche Eigentümerstruktur dominiert – die EVN ist nicht zufällig, aber unnötiger Weise als Aktiengesellschaft organisiert. Und so entsteht die absurde Situation, dass die finanziell geplagte niederösterreichische Bevölkerung im Prinzip zwar die letztinstanzliche Eigentümerin der EVN wäre, aber von der Landesregierung missachtet wird. Anstatt für soziale Absicherung und Energiesicherheit der Haushalte verwendet zu werden, versinken die Millionen im St. Pöltner Polit- und Wirtschaftssumpf.

Und dann wäre da noch die Frage, warum es eigentlich überhaupt diese massive Teuerung bei Energie gibt. Weil in der Ukraine Krieg herrscht? Nein, so simpel ist es nicht. Natürlich haben die Preissteigerungen bereits lange vor dem Krieg begonnen, denn sie sind ein gesetzmäßiges Ergebnis der kapitalistischen Profitmacherei – und verschärft wurden sie deshalb, weil die verantwortungslose österreichische Regierung beim volksschädlichen Sanktions- und Wirtschaftskrieg gegen Russland mitmacht, die Nord Stream-Sabotage durch die USA deckt und bewusst teureres Gas aus anderen Quellen zukauft. Es sei klar gesagt: Es ist nicht unser Krieg. Aber wir sollen dafür bezahlen, in mehrfacher Hinsicht. Höchste Zeit, den Herrschenden, den Ausbeuterkonzernen und den Kriegstreibern die Rechnung zu präsentieren. Die Menschen brauchen Frieden, soziale Sicherheit und eine gesicherte Grundversorgung. Wenn der Kapitalismus das nicht gewährleisten kann, ist er gescheitert und gehört entsorgt.

Quelle: Der Standard

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