Wien. Wien zeugt mit seinen Arbeitslosenzahlen von einer immer schwierigeren Lage am Arbeitsmarkt für viele Teile des Volkes. Laut aktuellen Zahlen gibt es in Wien inklusive Schulungsteilnehmern 170.000 Arbeitslose, davon zählen 75.000 als Langzeitarbeitlose, was bedeutet, dass diese seit einem Jahr keinen Job gefunden haben. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen in Wien um 17 Prozent gewachsen.
Schwierige Lage für Frauen
Darunter befinden sich auch 33.363 Frauen. Da in der ersten Welle der Pandemie in Österreich besonders viele Stellen in Bereichen wie dem Einzelhandel oder der Pflege gebraucht wurden, also in Sektoren, wo traditionell viele Frauen beschäftigt sind, stieg die Arbeitslosigkeit bei Frauen nicht stärker als befürchtet. So äußerte sich zumindest AMS-Wien-Chefin Petra Draxl. Nun aber bestätigt sich, dass auch Frauen besonders schwer von der Krise getroffen worden sind. Denn der gestiegene Bedarf an Kinderbetreuung besonders während der Corona-Krise sowie Homeschooling erschweren den (Wieder-)Einstieg in den Arbeitsmarkt für viele Frauen. Den aktuellen Zahlen zufolge ist in Wien die Zahl der weiblichen Langzeitarbeitlosen um ein Fünftel gestiegen. Bis heute gibt es keinerlei Pläne des Bildungsministeriums, um die Familien und damit auch insbesondere Frauen, im Falle von pandemiebedingten Schulschließungen, zu unterstützen. Etliche Haushalte können sich weder die geforderte Ausstattung leisten, noch die zeitlichen Ressourcen aufbringen, um Zuhause den Unterrichtsstoff durchzuarbeiten.
Klassenkampf ist einziger Ausweg
Das AMS will der Langzeitarbeitslosigkeit von Frauen durch „gezielte Förderungen“ entgegenwirken, unter anderem werden die finanziellen Mittel des AMS Wien von 442 Millionen auf 600 Millionen Euro aufgestockt werden. Schulungen und AMS-Kurse können aber weder den Jobmangel infolge der sich verschärfenden Krise, noch die eklatanten Betreuungslücken kompensieren, die sich in vielen Lebensbereichen bemerkbar machen. Der Kampf um jeden Arbeitsplatz, ordentliche Konzepte für den Schulbetrieb während der Pandemie, ein öffentliches Bildungs- und Gesundheitssystem im Dienste des Volkes und höhere Arbeitslosengelder sind die wahren Perspektiven, um Frauen in Beschäftigung zu bringen.
Quelle: Standard