HomeKlassenkampfLuxus-Resort am Pass Thurn wird weitergebaut

Luxus-Resort am Pass Thurn wird weitergebaut

Millionenschwere Villen entstehen zurzeit im Oberpinzgau, die die heimische Umwelt zerstören, die umliegenden Landwirte in Mitleidenschaft ziehen und von der Bevölkerung verhasst sind. Als Rechtfertigung für diesen massiven Eingriff wird schlichtweg auf die Existenz eines solchen Marktes verwiesen.

Kitzbühel/Mittersill. Von der Nachbarschaft verhasst, schreitet das große Bauvorhaben der Reichen am Pass Thurn voran. Dort soll nämlich das Luxus-Resort Six Senses entstehen, d.h. rund 30 Appartements und 13 Villen werden dort neben einem mehrstöckigen Hotel und einer Tiefgarage aus dem Boden gestampft. Es sind dies Luxusvillen, die bis zu 13 Millionen Euro kosten sollen. Das Hotel soll 80 Zimmer und Suiten umfassen. Die Anleger legitimieren sich indes durch die reine Existenz eines so gearteten Marktes.

Fürchtet euch nicht – der Markt ist da

Anton Santner, Sprecher des Großprojekts, wandte gegen den Vorwurf der zu hohen Preise ein, dass es auch für dieses Preissegment eben eine Nachfrage gebe:

„Es ist schon klar, dass das hohe Preise sind. Aber es gibt einen Markt dafür. Und wenn es diesen Markt gibt, dann darf man auch um diese Preise ein Wohnen anbieten. Deswegen brauchen wir uns davor nicht fürchten oder verstecken. Wir haben für diese Käuferschicht das Angebot. Für andere Käuferschichten gibt es andere Angebote.“

Auch wenn man es sich als Normalverbraucherin und Normalverbraucher nicht vorzustellen vermag – diese Nachfrage gibt es auch in Zeiten aufeinanderfolgender Krisen der Überproduktion. Während die Menschen in Österreich einem düsteren und kalten Winter entgegenblicken, in welchem die massiven Teuerungen jede etwaige Rücklage verbrennen werden, fand das Luxus-Bauprojekt schon Interessentinnen und Interessenten aus der BRD, Großbritannien, den USA, Skandinavien und natürlich auch aus Österreich selbst. Denn irgendjemand profitiert ja auch immer aus den Krisen, die auf dem Rücken der Arbeiterklasse ausgetragen werden, und kann sich dann Investitionen dieses Ausmaßes leisten.

Erhöhung der Grundstückpreise

Mit einem solchen Großprojekt, das sich nur mehr das reichste Prozent der Bevölkerung leisten kann, geht auch eine Teuerung der umliegenden Bau- und Grundstückpreise einher. Dies zieht auch die Nachbarschaften in Mitleidenschaft:

„Das ist unmöglich. So viel kann man gar nicht arbeiten, um sich dort um eine Million ein Grundstück zu kaufen und dort etwas draufzubauen. Ohne den finanziellen Hintergrund der Familie, hat man keine Chance dort oben ein Grundstück zu erwerben oder etwas zu kaufen. Das ist zu teuer“, bringt es Peter Neumaier, ein Wirt eines in der Nähe gelegenen Gasthofs in Mittersill auf den Punkt.

Zerstörung der Umwelt

Mit dem Bau des Resorts Six Senses ging aber auch eine massive Schädigung der heimischen Flora und Fauna einher. Um Platz für den Willen von Hoteliers und Anleger zu schaffen, musste die riesige Fläche erst freigerodet werden. Auch dieser Faktor löst Unmut in der dort lebenden Bevölkerung aus, denn durch das Roden von Bäumen kommt es in bergigen Gebieten auch vermehrt zu Murenabgängen. Anfang August kam es zu einem solchen Vorfall, bei dem darunterliegende Bauernhöfe in Mitleidenschaft gezogen wurden. Gerhard Innerhofer, ein Landwirt, dessen Hof und Feld sich unter dem Großprojekt befinden, konstatierte den Zusammenhang nach einem Murenabgang sofort:

„Es war eine Katastrophe, innerhalb von fünf Minuten ist das Wasser zu uns her geschossen. Seitdem oberhalb von uns für das Chalet-Projekt abgeholzt wurde und kein Wald mehr da ist, schießt das Wasser über die Oberflächen herunter. Wir als Darunterliegende müssen das schlucken und haben jetzt den Dreck hier.“

Anrainerinnen und Anrainer fordern schon lange einen Baustopp für Häuser in höheren, steileren Lagen und stehen einem Bau einer Entwässerungsanlage, die hier Abhilfe schaffen soll, kritisch gegenüber. Auch dabei hätte das darunterliegende Tal bzw. dessen Bewohnerinnen und Bewohner wiederum die Suppe auszulöffeln.

Der heilige Profit

Aber es ist ohnehin egal, was die Bevölkerung vom Bauvorhaben hält. Sobald Profit gerochen wird, ist das Kapital nicht mehr zu bändigen. In diesem Sinne bleibt es ganz beim bekannten Ausspruch von Karl Marx, wonach alle menschlichen Gesetze nichts mehr gelten, wenn ein kritischer Punkt des Profitstrebens erreicht wird:

„Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. 10 Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf die Gefahr des Galgens.“

Deshalb kann sich der Sprecher des Luxusprojekts, Anton Santner, auch seine zynischen Aussagen leisten und trotz des Hasses der davon direkt betroffenen Bevölkerung auf den Markt verweisen. Denn er hat ja recht. Solange es einen Markt dafür gibt, braucht man sich für seine Bedienung nicht zu schämen. Nach derselben Logik muss man auch Krieg, Menschenhandel, Prostitution Minderjähriger usw. im kapitalistischen Forschungsdrang nach neuen Märkten einordnen. Gleichzeitig wird dadurch klar, dass diese Probleme mit dem Kapitalismus zusammenhängen und nur mit der Zerstörung dieses Systems von der Bildfläche verschwinden können. Die Ausbeutung von Natur und Mensch durch den Menschen hört erst auf, wenn die entsprechenden Märkte nicht mehr existieren.

Quellen: ORF / ORF

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