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Statistik Austrias Zwangsflexibiltät

Statistik Austria ordert 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurück in die Büros. Dies sorgt für Unmut bei den Beschäftigten.

Wien. Aktuell sorgt für Aufregung, dass Statistik Austria ihr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder aus dem Homeoffice holt, lediglich mit einer Option dieses Fortzuführen, wenn es keine ausreichende Kinderbetreuung gäbe oder dienstlichen Erfordernisse es gestatten würden. Im zweiten Falle könne an zwei Tagen zuhause gearbeitet werden. Das sei für „berücksichtigungswürdige Fälle“ ggfs. bis Ende Juni möglich, ansonsten nur im vertraglich festgelegten Ausmaß. Für 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erging also die Nachricht, dass ab dem 18.Mai de facto wieder Büropflicht herrsche. Vor dem Hintergrund, dass die Mehrheit der Tätigkeiten bei Statistik Austria problemlos dezentral und online organisiert werden können, erscheint dies doch sehr früh und von oben dirigiert. Berichten zufolge sorgt dies bei den Beschäftigten zu großem Unmut, da die Infektionsgefahr durch das gemeinsame Arbeiten steige und außerdem der Anfahrtsweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln das Risiko erhöhe.

Der flexible Mensch – eher der flexible Lohnabhängige

Die Chronologie der Krise zeigt sehr deutlich, wer Herr und wer Knecht im Kapitalismus ist und wer sich den Erfordernissen unterzuordnen hat. Im März kam es in einer Hauruckaktion auf eine Umstellung auf Homeoffice, in der die Lohnarbeitenden den Betrieb vielfach auf ihren privaten Geräten über ihr privat bezahltes Internet, etc. aufrechterhielten. Hier wurde auch nur wenig Rücksicht auf die psychische und organisatorische Belastung, die hiermit einhergeht, Rücksicht genommen. Ebenso wurden andere Nachteile zu Lasten der Lohnabhängigen gerne in Kauf genommen.

Nun, nachdem sich die Mehrheit in diesem Rahmen organisiert und eingerichtet hat, das Unbehagen mit Corona noch vorhanden ist und man nach wie vor im privaten Bereich Kontakte einschränken muss, sollen sich die Lohnabhängigen von heute auf morgen bitte wieder in den regulären Arbeitsalltag einfinden und hier das Risiko einer Ansteckung in verschiedenen Kontexten eingehen, auch dort wo es keinerlei Notwendigkeit zu einem Bürozwang gäbe. Hier wird Misstrauen impliziert und bewusst mit der Gesundheit von Beschäftigten gespielt und zwar per Anordnung. Statistik Austria ist ein Beispiel von vielen Betrieben – abseits derer, die nicht auf Homeoffice umstellen können – die einen solchen Umgang mit den Lohnabhängigen pflegen, der neben der physischen Risiken auch die psychische Belastung erhöht.

Quelle: Standard

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