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Linke „Volksfront“ gewinnt französische Parlamentswahl

Nach der Stichwahl in Frankreich steht die Neue Volksfront plötzlich mit einer relativen Mehrheit da und kann berechtigt die Regierungsverantwortung einfordern. Zu erwarten sind Opportunismus und – bestenfalls – eine Prise Reformismus.

Paris. Die zweite Runde der vorgezogenen französischen Parlamentswahlen haben en orignelles Ergebins erbracht. Nachdem aufgrund des ersten Durchgangs eine Mehrheit für den rechtsextremen Rassemblement National von Marine Le Pen drohte, fanden Emanuel Macrons Liste “Ensemble” und die linke “Neue Volksfront” (NFP) einen Kompromiss: Um eben dies zu verhindern, zog man jeweils wenig aussichtsreiche Kandidaturen zurück und empfahl den entsprechenden liberalen bzw. linken Kandidaten, damit sich dieser in seinem Wahlkreis gegen den RN durchsetzen würde.

Eine solche “republikanische Front” gegen den Rechtsextremismus ist in unterschiedlicher Form seit jeher Macrons Lebensversicherung – und auch diesmal ging der Plan grundsätzlich auf, denn der RN kam auf “nur” 143 der 577 Mandate in der Nationalversammlung, was trotz beachtlicher Zugewinne lediglich den dritten Platz bedeutet. Allerdings hat sich Präsident Macron insofern verkalkuliert, als dass die NFP auf Platz 1 landete (182 Sitze) und “Ensemble” mit massiven Verlusten bloß auf Rang 2 (168). An vierter Stelle folgen die gaullistischen “Republikaner” (45). Das bedeutet: Niemand hat eine Mehrheit, doch die NFP fordert als Wahlsiegerin für sich mit Recht das Amt des Premierministers.

Für Macron wird dies so oder so unangenehm, denn er muss sich als Präsident auf eine Kohabitation mit einer neuen Regierung einstellen, die seine Macht reduzieren wird. Dies kann nun allerdings im unterschiedlichen Ausmaß geschehen. Allenfalls müsste “Ensemble” eine NFP-Regierung stützen, d.h. dulden, damit sie nicht abgewählt wird (eine tatsächliche Koalition zwischen den beiden Fraktionen ist eher unwahrscheinlich). Dieses Druckmittel hat Macron in der Hand, jedoch um den Preis etwaiger Neuwahlen, die schlechter ausgehen dürften als die jüngste Stichwahl.

Gleichzeitig ist man sich innerhalb der NFP nicht einig: Jean-Luc Mélenchon würde natürlich gerne Premierminister werden, was seine eigene Linkspartei FI sowie die kommunistische Partei PCF unterstützen. Doch die Sozialdemokraten (PS) und die Grünen (“Ökologisten”) möchten dies verhindern, denn Mélenchon war ihnen zwar als Stimmenbringer im Wahlbündnis willkommen, aber als Premier ist er ihnen zu unberechenbar. Und da trifft man sich mit Macron, der FI und PCF ohnedies – in Wirklichkeit völlig unbegründet – für zu radikal hält. Eine diesbezügliche Spaltung der NFP läge in Macrons Interesse, sonfern sich dann mit Ensemble noch eine Regierungsmehrheit ausginge.

Sollte es nicht dazu kommen und im Einvernehmen mit Mélenchon ein Sozialdemokrat oder eine Grüne für den Regierungschefposten nominiert werden, so hätten wir eine andere Situation. Auch dann stellt sich aber die Frage nach der Rolle Mélenchons, denn dieser sieht die NFP-Regierung trotz seiner 72 Jahre nur als Übergangsetappe zu seiner Präsidentschaftskandidatur 2027, wo er der logischer Gegner Le Pens wäre. Auch das wäre Liberalen, Sozialdemokraten und Grünen nicht unbedingt das liebste Szenario.

Man darf also gespannt sein, welche Gespräche und Mauscheleien zu früheren Ergebnissen führen. Einer Tatsache sollte man sich aber bewusst sein: Es sind, neben der Pensionsreform, politisch nur Nuancen, um die es hierbei geht. Denn man sucht eine opportunistische Regierung, die mit Präsident Macron zusammenarbeiten wird – diese Funktion können PS und Grüne ebenso erfüllen wie Mélenchon, denn auch er ist kein Vertreter der Arbeiterklasse und des revolutionären Sozialismus, sondern ein ganz banaler “linker” Sozialdemokrat, wie sie schon so oft entzaubert wurden.

Quelle: ORF

Deutsche bilden größte Migrantengruppe in Österreich

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Ohne Integrationsmaßnahmen und Sprachkurse werden am Ende noch alle Menschen in Österreich deutsch sprechen: Die meisten Ausländer im Lande kommen aus Deutschland.

Wien. Am Montag ist zum 14. Mal der Integrationsbericht gemeinsam mit dem statistischen Jahrbuch “Migration & Integration” der Statistik Austria präsentiert worden. Gemäß den neuen Daten lebten im Jahr 2023 durchschnittlich 2,45 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich. Dies entspricht 27,2 Prozent der Gesamtbevölkerung und bedeutet gegenüber 2022 mit 26,2 Prozent einen geringen Anstieg.

1,8 Millionen dieser Menschen gehören der ersten Generation an, während 620.100 Personen mit Migrationshintergrund bereits in Österreich geboren wurden. Ein ähnliches Verhältnis zeigen die Personen mit oder ohne österreichische Staatsbürgerschaft: Von 2,45 Millonen Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich besitzen etwa 1,8 Millionen eine ausländische Staatsangehörigkeit, was gleichzeitig knapp 20 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht.

Die mit Abstand größte Gruppe der Ausländer in Österreich stellt Deutschland mit 232.739 Personen. Es folgen Rumänien (153.427), die Türkei (124.068), Serbien (122.204), Ungarn (107.264), Kroatien (106.679) und Bosnien (99.837). Danach kommen zwei Nationen, deren Angehörige zumindest zum Großteil unmittelbare Kriegsflüchtlinge sein dürften, nämlich Syrien (95.180) und die Ukraine (80.665).

Quelle: ORF

Deutschland: Aus der KO wird die Kommunistische Partei

Seit kurzem gibt es in der BRD die Kommunistische Partei (KP). Sie entstand aus der Kommunistischen Organisation (KO) heraus und versteht sich als marxistisch-leninistische Kampfpartei der Arbeiterklasse, die sich ihrer Selbsteinordnung nach im Aufbau befindet.

Berlin. Vom 21. bis 23. Juni fand der letzte Kongress der Kommunistischen Organisation (KO) statt, der zugleich als „1. Aufbauparteitag“ der Kommunistischen Partei (KP) gilt. In früheren Beschlüssen und Dokumenten hatte die KO, wie sie selbst schreibt, offen gelassen, „ab wann wir uns als kommunistische Partei verstehen können“, sie habe dies „faktisch als ein in weiter Ferne liegendes Ereignis betrachtet, bei dem nicht in Gänze klar war, wann und wie wir dorthin kommen wollen“.

Die wichtigsten Grundvoraussetzungen für die Parteigründung – eine demokratisch-zentralistische Organisationsstruktur und eine programmatische Grundlage – seien bereits erfüllt. Außerdem gab es das permanente Problem, den Menschen den Unterschied zu einer Rechtsabspaltung, die sich ebenfalls KO nennt, erklären zu müssen. Als weiterer Grund für die Parteigründung wird die veränderte gesellschaftliche Lage genannt. Der imperialistische Krieg in der Ukraine habe eine neue Qualität angenommen, die reaktionäre Entwicklung in Deutschland werde immer stärker und der von Deutschland unterstützte Völkermord in Gaza sei Höhepunkt dieser Entwicklung.

Die Kommunistische Partei nimmt sich vor, ein Parteiprogramm zu erarbeiten, wofür es bereits zahlreiche Vorarbeiten gibt. Das bedeute aber nicht, dass mit der Verabschiedung des Parteiprogramms die Klärungsarbeit abgeschlossen ist: „Eine kommunistische Partei muss ideologisch immer weiter reifen und wird ihr Programm dementsprechend weiterentwickeln“.

Internationalistische Partei

International sei die notwendige strategische Ausrichtung der revolutionären Kräfte im Grunde überall die gleiche: „Der Kampf zur Sammlung von Kräften für den Sturz der kapitalistischen Herrschaft und die Errichtung der Macht der Arbeiterklasse.“ Als Fehler wird die Auflösung der Kommunistischen Internationale (KI) im Jahr 1943 bezeichnet. Gleichzeitig werden „alle Anstrengungen zur engeren internationalen Koordination der kommunistischen Parteien auf der Grundlage ideologischer Klarheit und Einheit, insbesondere die Gründung der Europäischen Kommunistischen Aktion“ begrüßt und die neugegründete Partei wolle die „Beziehungen zu den Parteien und Organisationen der EKA und des revolutionären Pols insgesamt intensivieren.“ Man wisse, dass man die internationale kommunistische Bewegung insbesondere dadurch stärken könne , indem die KP den eigenen Parteiaufbau, die Verankerung in der Arbeiterklasse und den Einfluss in den Klassenkämpfen vorantreibt.

Grußbotschaft der PdA

In einer Grußbotschaft an den ersten Parteitag der Kommunistischen Partei schrieb die Partei der Arbeit Österreichs (PdA), dass die Parteigründung einen „bedeutenden Meilenstein“ in der „revolutionären politischen Arbeit“ der bisherigen KO markiert. Die Gründung der Partei sei ein mutiger und zukunftsweisender Schritt.

„Die Arbeiterklassen unserer beiden Länder brauchen heute mehr denn je eine kommunistische Partei, die fest auf den Prinzipien des Marxismus-Leninismus aufbaut und in der Lage ist, die Werktätigen und die ärmeren Volksschichten in der Auseinandersetzung mit dem Monopolkapital, dem Staat und den verschiedenen politischen Kräften, die ihn beleben, zu politisieren, zu mobilisieren und zu organisieren“, schreibt die PdA in ihrer Grußadresse und zeigt sich überzeugt, dass die Kommunistische Partei in Deutschland nach einer langen Phase von organisatorischen und politisch-ideologischen Vorarbeiten in der Vorgängerorganisation KO auf dem besten Weg zur Schaffung einer solchen Partei ist.

Die PdA hatte zur Kommunistischen Organisation schon seit Jahren gute Beziehungen. Erst im Jänner nahm der stellvertretende Parteivorsitzende Otto Bruckner am Kommunismus-Kongress der KO in Berlin teil und berichtete von den Erfahrungen im Parteiaufbau.

Die Gründungsgeschichte der PdA folgte einem ähnlichen Weg. Zwischen 2005 und 2013 bestand die Kommunistische Initiative (KI), von der die wesentlichen Voraussetzungen zur Gründung der PdA im Jahr 2013 geschaffen wurden.

Weiterführender Link: Erklärung der Kommunistische Partei

Haaretz deckt auf: Hannibal-Verfahren gegen eigene Soldaten und Zivilisten

Während der Angriffe am 7. Oktober hat Tel Aviv die sogenannte Operation Hannibal eingeleitet, bei der auf eigene Soldaten und als Geiseln genommene Mitbürger geschossen wurde und wird. Dies, um zu verhindern, dass aus ihnen später Informationen herausgepresst werden könnten.

Tel Aviv. Die Enthüllungen der israelischen Zeitung Haaretz, die auf Beschwerden des panarabischen Fernsehsenders al-Jazeera und einiger Überlebender folgen, die von Schüssen der IDF auf Geiseln berichteten, beruhen auf Dokumenten, die die Zeitung erhalten hat, und auf Zeugenaussagen innerhalb der Armee. Demnach gaben die Gaza-Division, das Südkommando und der Generalstab der IDF diese tödlichen Befehle bis zum Nachmittag des 7. Oktober, dem Tag des Hamas-Angriffs.

„Kein Fahrzeug darf nach Gaza zurückkehren“

Schießen, um zu töten, sogar die eigenen Soldaten und Geiseln: „Kein Fahrzeug darf nach Gaza zurückkehren“. Die israelische Armee ist mit dem Hannibal-Verfahren lang vertraut. Das Ziel dieses Vorgehens ist ebenso einfach und effektiv wie rücksichtslos: Es soll vermieden werden, dass Soldaten gefangengenommen werden, aus denen Informationen erpresst werden können, und Zivilistinnen und Zivilisten, die für den Feind als Druckmittel dienen können. Selbst um den Preis, sie kaltblütig zu ermorden. Tote, die man später nur zu gern als Hamas-Opfer deklariert hat.

Der Name, der der Operation gegeben wurde, hat dabei aber, wie man meinen könnte, nichts mit dem bekannten karthagischen Feldherrn zu tun – vielmehr bezieht er sich auf den Protagonisten des Films mit Anthony Hopkins, Das Schweigen der Lämmer, in dem der Schauspieler einen Kannibalen spielte. Wie bei ihm geht es bei der Operation darum, seinesgleichen zu töten, in diesem Fall, um zu verhindern, dass sie vom Feind gefangengenommen werden.

„Entscheidungen getroffen, ohne dass es verifizierte Informationen gab“

In der Rekonstruktion von Haaretz heißt es, dass um 6.43 Uhr am Morgen des 7. Oktober die ersten Schüsse von Milizionären im Gaza-Streifen Brigadegeneral Avi Rosenfeld veranlassten, Alarm zu schlagen: „Die Philister sind eingedrungen“.

Ein Alarm, der den Militärs die Möglichkeit gibt, über ihre üblichen Kompetenzen hinaus zu handeln und sogar schwere Feuergefechte mit dem Feind auf israelischem Gebiet zu beginnen. Den vernommenen Quellen zufolge ist jedoch nicht klar, wer es war, der das Hannibal-Verfahren ausgelöst hat. Nicht zuletzt deshalb, weil in jenen Stunden in den Führungsetagen des Militärs Chaos herrschte: „Alle waren schockiert über die Zahl der Terroristen, die eingedrungen waren. Selbst in unseren schlimmsten Albträumen hatten wir keinen Plan für einen solchen Angriff. Niemand hatte eine Ahnung, wie viele Menschen entführt worden waren und wo sich die Streitkräfte befanden. Es herrschte eine verrückte Hysterie, und es wurden Entscheidungen getroffen, ohne dass es verifizierte Informationen gab“.

Drohnen auf Fahrzeuge mit Geiseln eingesetzt

Kurz darauf trifft jedoch der erste Befehl ein. Um 7.18 Uhr, nach den ersten registrierten Entführungen am Grenzübergang Erez, heißt es aus dem Hauptquartier der örtlichen Division: „Hannibal an Erez, schickt ein Zik“. Dabei handelt es sich um eine bewaffnete unbemannte Drohne, die in diesem Fall eingesetzt wird, um die Fahrzeuge zu treffen, die mit den Geiseln in den Gazastreifen zurückkehren.

Der Befehl wurde im Laufe des Tages in Erez mehrmals wiederholt. Aber nicht nur dort. Nach Angaben von Haaretz wurde die Prozedur auch auf dem Militärstützpunkt Re’im, wo sich das Hauptquartier der Division befindet, und auf dem Außenposten Nahal Oz, wo sich die weiblichen Beobachter befanden, eingeleitet.

Dies verhinderte jedoch nicht die Entführung von sieben von ihnen und die Tötung von weiteren 15 Beobachtern und 38 Soldaten. Die Entscheidung, Angriffe innerhalb der Außenposten durchzuführen, so erklärte ein hochrangiger Verteidigungsbeamter später, wird die Kommandeure ein Leben lang verfolgen: „Wer auch immer eine solche Entscheidung getroffen hat, wusste, dass auch unsere Kämpfer in diesem Gebiet getroffen werden könnten.“

Aber solche Angriffe fanden offenbar nicht nur innerhalb von Außenposten oder Stützpunkten statt. Um 10.32 Uhr erging der Befehl an alle Bataillone in dem Gebiet, Mörsergranaten in Richtung Gazastreifen abzufeuern. Dieser Befehl, der Rosenfeld zugeschrieben wird, wurde innerhalb der Armee heftig kritisiert, weil die IDF zu diesem Zeitpunkt keinen vollständigen Überblick über alle Kräfte in dem Gebiet, einschließlich Soldaten und Zivilisten, hatte. Einige von ihnen hielten sich in offenen Gebieten oder in den Wäldern entlang der Grenze auf, um sich vor den Terroristen zu verstecken. Auf diese Weise war ihre Sicherheit gefährdet.

„Jeder wusste, was es bedeutet“

Erst in den folgenden Stunden wurde den Militärs die Realität klarer: Dutzende, vielleicht Hunderte von Menschen waren entführt worden, um sie als Geiseln nach Gaza zu bringen. Diese Erkenntnis hielt jedoch nicht von der Vorgehensweise ab: „Jeder wusste zu diesem Zeitpunkt, dass solche Fahrzeuge entführte Zivilisten oder Soldaten transportieren könnten“, sagte eine Quelle im Südkommando gegenüber Haaretz: „Ich kann nicht sagen, dass ein Fahrzeug mit entführten Menschen bewusst angegriffen wurde, genauso wie man zu diesem Zeitpunkt nicht wissen konnte, ob man ein Fahrzeug mit Zivilisten an Bord angreift. Ich kann nicht sagen, dass es klare Anweisungen gab, aber jeder wusste, was es bedeutet, keines der Fahrzeuge nach Gaza zurückkehren zu lassen“.

Und die Bestätigung, dass die militärische Führung eine klare Entscheidung getroffen hatte, kam später am frühen Nachmittag, schließt Haaretz. Um 14 Uhr erhielten alle Truppen den Befehl, die Grenzsiedlungen nicht in Richtung Westen, also in Richtung des Gazastreifens, zu verlassen und die Terroristen nicht zu verfolgen. Der Grund dafür war, dass das Grenzgebiet unter starkem Beschuss stand, der sich gegen jeden richtete, der sich dort aufhielt: „Der Befehl“, so die Quelle des Südkommandos, „sollte das Gebiet um den Grenzzaun in eine Todeszone verwandeln.“

Quelle: ilFattoQuotidiano

Brandstiftung: Feuer in Vereinslokal in Feldkirchen

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Feldkirchen. In den frühen Morgenstunden des Freitags brannte ein Raum eines Vereinslokals in der Heftgasse in Feldkirchen vollständig aus. Weitere Räume wurden durch Ruß- und Rauchentwicklung erheblich beschädigt. Ermittler der Brandgruppe des Landeskriminalamtes und ein von der Staatsanwaltschaft bestellter Sachverständiger haben nun ergeben, dass das Feuer absichtlich gelegt wurde.

Gegen 3.30 Uhr bemerkte ein Nachbar, der über dem Vereinslokal wohnt, den Rauch und alarmierte sofort die Feuerwehr. Insgesamt 30 Feuerwehrleute der Freiwilligen Feuerwehren Feldkirchen, Waiern und Tschwarzen rückten aus und konnten ein Übergreifen der Flammen auf die umliegenden Gebäude verhindern. „Glücklicherweise konnten sie das Feuer eindämmen, denn der Brand ereignete sich mitten in der Stadt, wo Häuser teilweise direkt aneinandergebaut sind“, erklärte Bürgermeister Martin Treffner.

Ein Raum der Frauen- und Mädchenberatungsstelle brannte vollständig aus, während weitere Räume durch Ruß und Rauch stark beschädigt wurden. Der Sachschaden wird als erheblich beschrieben, aber noch nicht genau beziffert.

Der Täter konnte bislang nicht ausgeforscht werden, deswegen bittet die Polizei um Hinweise aus der Bevölkerung.

Quelle: Krone

Festnahme nach Wolfsgruß bei EM-Spiel zwischen Niederlande und Türkei

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Wien. Nach dem Ende des Fußball-EM-Spiels zwischen den Niederlanden und der Türkei kam es zu mehreren Zwischenfällen. Ein Mann wurde verhaftet, weil er den verbotenen Wolfsgruß zeigte. In der Wiener Fanzone im Prater eskalierte eine Auseinandersetzung, bei der ein 19-Jähriger mit einem Messer verletzt wurde.

Ein aggressiv auftretender Mann in Favoriten wurde festgenommen, nachdem er laut Polizei den Wolfsgruß gezeigt hatte. Im Prater wurden zudem drei Personen angezeigt, weil sie ebenfalls diesen Gruß gezeigt hatten. Kurz darauf kam es in der Nähe der Fanzone zu einer bewaffneten Auseinandersetzung.

Gegen 23.10 Uhr wurden die Polizeikräfte, die die Fanzone überwachten, von Passanten informiert und trafen am Tatort in der Straße des Ersten Mai ein. Dort fanden sie zwei verletzte Personen vor: ein 19-Jähriger, der mit einem Messerstich ins Gesäß verletzt wurde, und ein 23-Jähriger mit einer Kopfplatzwunde. Beide Verletzten wurden medizinisch versorgt, und der 19-Jährige wurde ins Krankenhaus gebracht. Sie berichteten, dass der Streit zwischen türkischen Fans und einer Gruppe Syrer begann.

Zeugen und Opfer erklärten, dass Provokationen dem Vorfall vorausgingen und schließlich zu einem Handgemenge zwischen fünf bis zehn Personen führten. Die Polizei betonte, dass die Ermittlungen noch andauern. Polizeisprecher Philipp Haßlinger sagte, dass es am Samstag keine weiteren Vorfälle im Zusammenhang mit den Spielen der in Deutschland stattfindenden Männer-Fußball-EM in Wien gab.

Quelle: ORF

Streiks in norddeutschen Häfen

In den Hafenstädten Norddeutschlands wird für eine anständige Lohnerhöhung gekämpft. In Hamburg geht es jedoch auch darum, einen weiteren Privatisierungsschritt bei der Hafenlogistik-AG zu verhindern. 

Hamburg. Die Beschäftigten in den norddeutschen Häfen zeigen ihre Stärke. Mit mehreren Warnstreiks unter anderem in Hamburg, Bremen, Bremerhaven, Emden und anderen Hafenstädten machen sie in der laufenden Tarifrunde zwischen der Gewerkschaft ver.di und dem Zentralverband der Deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) Druck für spürbare Einkommenssteigerungen.

Gefordert wird eine Erhöhung der Stundenlöhne um drei Euro sowie eine entsprechende Anhebung der Schichtzuschläge bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten. „Es kommt darauf an, dass insbesondere die unteren Lohngruppen durch die Lohnerhöhungen finanziell entlastet werden. Die Inflation der vergangenen Jahre hat sie besonders schwer getroffen“, wird ver.di-Verhandlungsführerin Maren Ulbrich in einer Pressemitteilung der Gewerkschaft zitiert. „Zudem müssen die Lohnunterschiede zwischen den verschiedenen Gruppen reduziert werden. Und einen Reallohnzuwachs muss es auch in den oberen Lohngruppen geben.“

Die Beteiligung an den bisherigen Streiks war nach Gewerkschaftsangaben gut, in den von den Ausständen betroffenen Häfen stand der Betrieb jeweils weitgehend still. Bisheriger Höhepunkt war ein zentraler Streiktag am 17. Juni, als die Arbeiterinnen und Arbeiter in fünf norddeutschen Hafenstädten für 24 bis 48 Stunden die Arbeit niederlegten.

Mehrere tausend Streikende versammelten sich in Hamburg vor der Elbphilharmonie und zogen in einem lautstarken und kämpferischen Demonstrationszug zum Gewerkschaftshaus unweit des Hauptbahnhofs. Die Polizei war massiv präsent und sperrte die Zugänge zu Reedereien und Hafenunternehmen ab, an denen der Marsch der Hafenarbeiter vorüberzog. Diese stoppten zu einer Zwischenkundgebung vor dem Gebäude der Großreederei MSC, der Hamburgs Senat fast die Hälfte der Anteile am Herzstück des Hafens, der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), zuschustern will. Gegen den Ausverkauf des Hafens wehren sich nicht nur die betroffenen Arbeiterinnen und Arbeiter, sondern auch große Teile der Bevölkerung in der Hansestadt seit Monaten. „Unser Hafen, nicht euer Casino“ war deshalb auch auf dem Transparent zu lesen, das an der Spitze des Demonstrationszuges getragen wurde.

Ausgereicht hat das starke Signal bisher noch nicht – auch die dritte Verhandlungsrunde am 18. Juni musste ergebnislos vertagt werden. „Wir liegen noch weit auseinander“, teilte Ulbrich mit. Wie genau das letzte Angebot der Unternehmer lautete, wurde nicht gesagt – übrigens auch nicht vom ZDS, dem die Tarifrunde bisher keine einzige Pressemitteilung wert war. Die Presseagentur dpa teilte mit, dass die Unternehmer in der dritten Runde 2,9 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 80 Cent mehr pro Stunde bei einer Laufzeit von zwölf Monaten angeboten hätten.

Ob bei der wohl im Juli stattfindenden nächsten Runde ein Durchbruch gelingt, hängt vom Verhalten des ZDS ab. Die Hafenarbeiterinnen und Hafenarbeiter scheinen kampfbereit zu sein und einen langen Atem zu haben. Die letzte Tarifrunde 2022 hatte sich sogar über zehn Runden hingezogen und war von vielen Streiks begleitet worden. Das damalige Ergebnis von bis zu 9,4 Prozent mehr Gehalt war von den Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern kontrovers diskutiert worden, weil für einige wirtschaftlich angeschlagene Unternehmen eine Sonderregelung vereinbart wurde, die für die dort Beschäftigten zu geringeren Einkommenssteigerungen führte.

Aus den damaligen Erfahrungen scheint ver.di gelernt zu haben. Stärker als früher wurden die Mitglieder in die Forderungsfindung eingebunden, Tarifbotschafterinnen und ‑botschafter sollen den Informationsfluss sicherstellen. Und zugesagt wurde auch, über ein Ergebnis vor Unterzeichnung die Mitglieder zu befragen.

Quelle: Unsere Zeit – Zeitung der DKP

Zum 140. Geburtstag Lion Feuchtwangers

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Vor 140 Jahren, am 7. Juni 1884, wurde der Schriftsteller Lion Feuchtwanger (1884–1958) in München geboren. Nach seinem Durchbruch mit dem historischen Roman “Jud Süß” (1925) konnte er sich als einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren etablieren, der auch in Übersetzungen viel gelesen wurde. Zu den wichtigsten Veröffentlichungen Feuchtwanger zählen u.a. die Wartesaal-Trilogie (“Erfolg”, 1930, “Die Geschwister Oppenheim”, 1933, “Exil”, 1935), die Josephus-Trilogie (1932–1945) oder die Spätwerke “Goya oder der arge Weg der Erkenntnis” (1951) sowie “Die Jüdin von Toledo” (1955).

Aus einer großbürgerlichen, religiösen jüdischen Familie stammend, war Feuchtwanger nicht gerade ein Verfechter des Marxismus und Kommunismus. Als Verfolgter des NS-Regimes – seine Werke fielen den Bücherverbrennungen zum Opfer -, der 1933 ins französische und 1941 ins kalifornische Exil gehen musste, führte ihn jedoch der Antifaschismus in die Sowjetunion. Von Dezember 1936 bis Februar 1937 hielt sich Feuchtwanger auf Einladung der Regierung in der UdSSR auf, er erhielt einen Einblick in den sozialistischen Aufbau und führte ein zweistündiges Interview mit Josef Stalin. Als Ergebnis seiner neuen Erfahrungen verfasste er nach seiner Rückkehr das Buch “Moskau 1937 – Ein Reisebericht für meine Freunde”, in dem eine überaus positive Einschätzung abgibt, die er trotz öffentlicher antikommunistischer Kampagnen und “antistalinistischer” Revisionen bis zu seinem Tod am 21. Dezember 1958 in Los Angeles niemals zurücknahm.

Wir bringen zu Lion Feuchtwangers rundem Geburtstag einen kurzen Auszug aus seinem berühmten Report aus der Sowjetunion.

Lion Feuchtwanger: Moskau 1937 (Auszug)

Man atmet auf, wenn man aus dieser bedrückenden Atmosphäre einer gefälschten Demokratie und eines heuchlerischen Humanismus in die belebende Atmosphäre der Sowjetunion kommt. Hier versteckt man sich nicht hinter mystischen, nichtssagenden Slogans, sondern es herrscht eine nüchterne Ethik, wirklich „more geometrico constructa“, und diese Ethik allein bestimmt den Plan, nach dem die Union aufgebaut wird. Man baut dort also nach einer neuen Methode und mit einem völlig neuen Material. Aber die Zeit des Experimentierens liegt weit hinter ihnen. Noch gibt es überall Trümmer und schmutzige Gerüste, aber schon erhebt sich das Gerüst des mächtigen Bauwerks rein und klar umrissen. Es ist ein Turm zu Babel, aber einer, der nicht die Menschen dem Himmel, sondern den Himmel den Menschen näher bringen will. Und das Werk ist gelungen. Sie haben es nicht zugelassen, dass sich ihre Sprachen verwirren; sie verstehen sich alle untereinander.

Es tut gut, nach all den Kompromissen des Westens eine solche Errungenschaft zu sehen, zu der man von ganzem Herzen Ja, ja, ja sagen kann; und weil es mir undankbar erschien, dieses „Ja“ in mir zu behalten, habe ich dieses Buch geschrieben.

Tesla plant Erweiterung der Gigafactory in Grünheide trotz Protesten

Potsdam. Der US-Elektroautohersteller Tesla hat erneut einen für ihn wichtigen Schritt für den Ausbau seiner Gigafactory im brandenburgischen Grünheide erreicht. Das Brandenburger Landesamt für Umwelt (LfU) hat eine „positive Genehmigungsprognose“ für die Erweiterung der Fabrik abgegeben, wie der RBB am Donnerstag berichtete. Diese Prognose gilt als Vorstufe für den Produktionsausbau und erlaubt Tesla, auf eigenes Risiko mit den Erweiterungsarbeiten zu beginnen, bis eine endgültige Entscheidung getroffen wird.

Manu Hoyer von der „Bürgerinitiative Grünheide“ kritisierte diese Entscheidung scharf. Sie sieht darin eine Bevorzugung von Tesla-Chef Elon Musk und einen unverhältnismäßigen Ausbau der Produktion in einem grundwassersensiblen Gebiet. Seit dem Beginn der Serienproduktion Anfang 2022 wurden 26 Betriebsstörungen in der Gigafactory bekannt.

Tesla plant, die Produktionskapazität von derzeit maximal 500.000 Fahrzeugen pro Jahr auf bis zu eine Million zu erhöhen. Dies geschieht trotz der aktuell schwierigen Marktlage für Elektroautos, die auch Tesla nicht verschont. So sollen 400 der rund 12.500 Beschäftigten in Grünheide entlassen werden, und bis zu 5.000 unverkaufte Tesla Model Y wurden auf einem ehemaligen Militärflugplatz in Neuhardenberg zwischengeparkt.

Aufgrund von Protesten der Anwohnerinnen und Anwohner über die täglichen Lkw-Kolonnen hat Tesla beschlossen, das Autolager auf dem Flugplatz zu schließen. Stattdessen soll nun eine asphaltierte Logistikfläche für Neuwagen auf dem Werksgelände entstehen. Es wird jedoch befürchtet, dass dies nicht ausreichen wird, um die überproduzierten Fahrzeuge unterzubringen. Aktivisten warnen vor weiteren Landnahmen und erhöhtem Wasserverbrauch.

Diese haben Ende Februar ein Protestcamp in der Nähe der Fabrik errichtet. Die Bürgerinitiative und Umweltschützer wollen jedenfalls noch weitere Protestaktionen gegen die Expansion von Tesla in der Region organisieren.

Quelle: junge Welt

Novelle des Opferfürsorgegesetzes: Kriminelle mit Widerstandskämpfern auf einer Stufe

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Die Anerkennung sogenannter „Berufsverbrecher“ als NS-Opfer durch eine Novellierung des Opferfürsorgegesetzes verwässert den Opfer- und Widerstandsbegriff. Sowohl Gesetzesänderung als auch die Berichterstattung dazu übersehen notwendige Differenzierungen zwischen tatsächlichem Widerstand gegen das NS-Regime und kriminellen Handlungen, wodurch die historische Integrität und Bedeutung des antifaschistischen Widerstands gefährdet sind.

Die jüngste Anerkennung der sogenannten „Berufsverbrecher“ als Opfer des Nationalsozialismus durch eine Novellierung des Opferfürsorgegesetzes wurde in einem aktuellen ORF-Bericht mit dem Titel „Der ‚grüne Winkel‘ als Tabu“ gewürdigt. Doch beides – die Gesetzesänderung selbst wie auch der Artikel – verkennen die tiefgreifenden und notwendigen Differenzierungen, die in dieser Debatte um Widerstand und Opfer des Faschismus essenziell sind.

Der Soziologe und Politikwissenschaftler Andreas Kranebitter hat in seinem Buch „Die Konstruktion von Kriminellen. Die Inhaftierung von ‚Berufsverbrechern‘ im KZ Mauthausen“ die Geschichte der „Berufsverbrecher“ im Konzentrationslager Mauthausen aufgearbeitet. Diese Gruppe von Häftlingen trug den „grünen Winkel“ auf ihrer Kleidung und galt nach der Ideologie des deutschen Faschismus als „Berufsverbrecher“. Ihre späte Anerkennung als NS-Opfer erfolgte nun am 12. Juni 2024 durch eine Novellierung des Opferfürsorgegesetzes. Diese kommt für die Opfer zwar ohnehin zu spät, ist jedoch von großer wie auch äußerst problematischer Symbolik.

Kranebitter hebt hervor, dass die im Nazi-Jargon betitelten „Berufsverbrecher“ oft fälschlicherweise als zu Recht im KZ inhaftiert galten. Diese Häftlinge seien vielfach vorbestrafte Personen gewesen, die ihre regulären Haftstrafen bereits verbüßt hatten. In der Propaganda der Nazis wurden sie jedoch oft als Mörder und Gewalttäter dargestellt, was das Bild der „kriminellen KZ-Häftlinge“ bis heute in rechten Kreisen prägt.

Die Debatte über die Anerkennung der „Berufsverbrecher“ als NS-Opfer berührt fundamentale Fragen über den Widerstandsbegriff und die Definition von NS-Opfern. Denn die Begriffe „Widerstand gegen den Faschismus“ und „Opfer des Faschismus“ werden dadurch vor allem eines, nämlich verwässert und entpolitisiert. Es ist mehr als fragwürdig, Kriminelle pauschal als Opfer des NS-Regimes zu deklarieren. Natürlich ist es richtig anzuerkennen, dass niemand – auch nicht Kriminelle – die Internierung in einem Konzentrationslager verdient hatten. Dennoch ist es notwendig, eine klare Unterscheidung zwischen bewusstem Widerstand, Opposition, zivilem Ungehorsam und persönlichen Verfehlungen zu treffen, wie auch Historiker wie Wolfgang Benz betonen. Ein Beispiel: Der Attentatsversuch von Georg Elser auf Hitler 1939 ist als klare individuelle Widerstandshandlung zu sehen und auch zu würdigen. Im Gegensatz dazu dienten Delikte wie Schwarzschlachten in der Regel dem Eigennutz und nicht der Absicht, dem Regime zu schaden. Diese Differenzierungen zu verwässern, gefährdet die historische Integrität und den übergeordneten Wert des Opfer- und Widerstandsbegriffs.

Die Novelle des Opferfürsorgegesetzes, wonach sogenannten „Berufsverbrecher“ nun als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt werden, stellt eine problematische Gleichsetzung mit tatsächlichen Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfern dar. Also jenen Heldinnen und Helden, die einen entscheidenden Beitrag zur Befreiung Österreichs von NS-Terrorregime geleistet hatten, wie es in der Moskauer Deklaration von 1943 gefordert wurde. Diese Deklaration der Alliierten machte deutlich, dass Österreich von der Naziherrschaft befreit werden sollte, und forderte das Land auf, aktiv zu seiner eigenen Befreiung beizutragen. Deswegen ist es auch eine ungeheure Unaufrichtigkeit, Gelegenheitskriminelle oder gar Mörder mit jenen auf eine Stufe zu stellen, die bewusst und organisiert gegen das Naziregime kämpften und dafür verfolgt, drangsaliert und ermordet wurden. Die pauschale Anerkennung aller von der NS-Justiz Verurteilten als „Opfer des Faschismus“ verkennt die Komplexität und die politischen wie moralischen Implikationen des Sachverhalts. Die Aufweichung und Verwässerung des Opferstatus, die faktische Gleichstellung von Kriminellen und Widerstandskämpfern, sind jedenfalls nichts anderes als ein posthumer Schlag ins Gesicht all jener, die aufgrund ihrer Haltung gegen das Hitler-Regime oder weil sie von der NS-Justiz als nicht lebenswert verunglimpft wurden, von den Nazischergen verfolgt und ins KZ gesperrt wurden.

Die SS setzte in den Konzentrationslagern nachweislich willfährige Kriminelle als Funktionshäftlinge ein, um die faschistische Lagerordnung aufrechtzuerhalten und andere Häftlinge zu überwachen. Diese Funktionshäftlinge, oft aus der Gruppe der „Berufsverbrecher“ stammend, waren unter den anderen Häftlingen gefürchtet und verhasst. So zu tun, als wären diese Personen unschuldige Opfer, ignoriert die grausame Realität und die Verbrechen, die innerhalb der Lager begangen wurden. Natürlich ist es richtig, die menschlichen Aspekte und die individuellen Geschichten zu würdigen. Es gab auch unter Kriminellen genug Menschen, die sich „anständig“ verhielten. Aber eine pauschale Anerkennung dieser Gruppe als Opfer, ohne differenzierte Betrachtung ihrer Handlungen und Motive, verzerrt die historische Wahrheit und schmälert die Ehre und das Andenken der echten Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer.

Die durch die Novellierung des Opferfürsorgegesetzes betriebene Aufweichung des Opferbegriffs setzt einmal mehr die historische Bedeutung und die Anerkennung der Heldentaten des politischen Widerstands herab. Eine differenzierte und wissenschaftlich fundierte Debatte über die Begrifflichkeiten ist notwendig, um der historischen Wahrheit gerecht zu werden und das Andenken an die wahren Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer aufrecht zu halten.

Die Parlamentsparteien, die sich für die Änderung des Opferfürsorgegesetzes starkgemacht haben, hätten jedenfalls ebenso wie die Autorin des ORF-Berichts gut daran getan, diese sensiblen Themen differenzierter zu behandeln und die komplexe Realität des Widerstands und der Verfolgung im Nazifaschismus nicht in eine simplifizierende Opfer-Narration zu pressen. Die Anerkennung von NS-Opfern muss stets mit einem tiefen Verständnis der historischen Fakten einhergehen. Eine sorgfältige und auch differenzierte Auseinandersetzung mit einem derart komplexen Thema ist notwendig, um eine angemessene antifaschistische Erinnerungskultur zu bewahren. Die nunmehrige Änderung des Opferfürsorgegesetzes ist vor diesem Hintergrund äußerst befremdlich.

Quelle: ORF