In einer neuen Werbekampagne fordert die Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ) die Menschen, die ihre Werbung vorgesetzt bekommen, auf, sich selbst ein Bild zu machen, welche Option besser ist. Insgesamt gibt es fünf Vergleiche, darunter die Frage “KAPITALISMUS oder Kommunismus”.
Linz. Die auf Instagram geschaltete Werbekampagne verlinkt auf die Webseite wirerzeugenzukunft.at, welche uns wiederum verrät, dass die Kampagne seit dem 21.11. online ist. In diesem Artikel folgen wir der Aufforderung und machen uns ein Bild von der Kampagne und den Positionen der IV OÖ.
GLOBALISIERUNG oder Isolierung?
In ihrer Kampagne spricht sich die IV OÖ klar für die Globalisierung aus und argumentiert, dass diese den Zugang zu Märkten, Wissen, Ressourcen und Innovationen ermöglicht sowie Frieden und Stabilität bringt. Konträr dazu bedeute Isolation, Ineffizienz und niedrigen Wohlstand. In diesem Kontext betiteln sie Handelsbarrieren und Strafzölle als Gefahr für die Wirtschaft aller Länder.
In anderen Veröffentlichungen erzählen sie wiederum, dass Österreich beispielsweise im Wettbewerb der Autoindustrie gegen China verloren hat und somit den Wohlstand in Österreich gefährdet, oder dass die IV Sanktionen gegen Russland unterstützt, obwohl diese der österreichischen Wirtschaft schaden, solange sie Russland noch mehr schaden. Also ganz so klar ist das Bild, das die IV OÖ zeichnet nicht.
WETTBEWERB oder Monopol?
Hier behauptet die Kampagne, dass der Wettbewerb den Kunden in den Mittelpunkt stelle, zu einer großen Auswahl an Angeboten, Vielfalt, sowie besseren und günstigeren Produkten führt. Dahingegen sollen Monopole den Markt dominieren und somit Qualität und Preis bestimmen. Weiters gibt es ohne Mitbewerber keinen Druck zu Verbesserung und Innovation. Die IV OÖ behauptet an dieser Stelle auch, dass der Staat versucht, die Bildung von Monopolen zu verhindern.
Nicht beachtet hat die IV OÖ an dieser Stelle, welche Ineffizienzen der Wettbewerb mit sich bringt. So müssen Mitbewerber oft parallel Forschung über Produkte und Märkte betreiben und kommen dabei zum selben Ergebnis. Weiters ist die Vielfalt der Angebote meist nur Farce, die den Käuferinnen und Käufern vorgegaukelt wird. So werden oft Produkte verkauft, die dieselbe Funktion erfüllen, jedoch in verschiedenen Verpackungen, von verschiedenen Herstellern oder gar demselben Hersteller unter verschiedenen Markennamen verkauft werden. Eine Qualitätskontrolle sowie günstigere Produktion sind jedoch einfacher möglich, je zentraler die Produktion abläuft.
Abschließend impliziert die IV OÖ, dass die Verhinderung der Monopolbildung durch den Staat wünschenswert ist, dem widerspricht sie jedoch in derselben Kampagne, mehr dazu unter dem Themenbereich “WIRTSCHAFTSLIBERALISMUS oder Staatsintervention?”. An dieser Stelle sei auch angemerkt, dass der freie Wettbewerb des Kapitalismus zu regelmäßigen Überproduktionskrisen führt, welche die Monopolisierung zur Folge haben, das wussten Marx und Engels bereits 1847.
MARKTWIRTSCHAFT oder Planwirtschaft?
Laut IV OÖ beruht die Marktwirtschaft auf Angebot und Nachfrage, weshalb bessere Produkte aufgrund der Nachfrage bleiben würden, während sich schlechtere Produkte nicht verkaufen und damit selbst eliminieren würden. Demgegenüber stellen sie die Planwirtschaft, welche auch schon in Kuba, Venezuela und der DDR versagt haben sollen, denn in der Planwirtschaft bestimmt nicht die Nachfrage, sondern einige wenige Planer und die Konsumentinnen und Konsumenten haben keine Auswahl.
Grundsätzlich gelten für die Marktwirtschaft dieselben Probleme, die bereits zum Thema Wettbewerb angeführt wurden. Außerdem sind die Regeln von Angebot und Nachfrage keineswegs bindend. So ist es der Wirtschaft grundsätzlich egal, ob es für eine Ware Nachfrage gibt, insofern diese nicht profitabel ist. Somit werden zum Beispiel arme Menschen, die Nahrungsmittel oder Medizinprodukte brauchen, keine Angebote erhalten, bzw. keinen Preis bezahlen können, der für das Kapital profitabel ist. In einer sozialistischen Planwirtschaft, wie sie es in Kuba gibt und in der DDR gab, wird nach den Bedürfnissen der Bevölkerung produziert. Über ein demokratisches Rätesystem wird in einer staatlichen Planungskommission bestimmt, wie viel von welchen Produkten produziert werden soll. Dass es trotzdem Mängel gab, ist beispielsweise auf Sanktionen, wie das Embargo gegen Kuba, oder die Aufrüstung, zu der der Ostblock gezwungen wurde, zurückzuführen. An dieser Stelle sei auch angemerkt, dass Produkte, die für den Bedarf und nicht für den Profit produziert werden, auch deutlich robuster und nachhaltiger sind als Produkte, die nach möglichst kurzer Zeit kaputtgehen sollen, um künstlich die Nachfrage zu erhöhen. Dieses Phänomen ist als geplante Obsoleszenz bekannt.
KAPITALISMUS oder Kommunismus?
Im Vergleich der beiden Wirtschaftssysteme erzählt uns die IV OÖ, dass der freie Wettbewerb und das Gewinnstreben die grundlegenden Prinzipien und Motivatoren für die Menschen seien. Auch behauptet sie, dass der Kapitalismus zwar nicht perfekt, aber ohne bessere Alternative sei. Im Kommunismus würden dagegen Leistungsanreize fehlen, was wiederum zu Gleichgültigkeit und dem Scheitern ganzer Volkswirtschaften führe. Beweis dafür soll sein, dass kein kommunistisches Land jemals erfolgreich war.
Nach welchen Prinzipien Versklavte, Leibeigene, Handwerksgesellinnen und Handwerksgesellen sowie Manufakturarbeiterinnen und Manufakturarbeiter arbeiteten, verrät uns die IV OÖ nicht. Auch dass ein immer größer werdender Teil der Arbeiterinnen und Arbeiter nicht einmal ihre Grundbedürfnisse, wie Wohnen, Nahrung, Gesundheit, Bildung decken können, also von Gewinnstreben nicht einmal die Rede sein kann, bleibt gekonnt ignoriert. Die Krönung, dass niemals ein kommunistisches Land erfolgreich gewesen sein soll, stellt nur leere Worte dar. Denn die rasant gestiegenen Alphabetisierungsraten, Gesundheitsversorgungen, Industrialisierung in den kommunistischen Ländern waren ohne Frage große Erfolge des Proletariats. Auch der Sieg über den Hitlerfaschismus war zu einem großen Teil der Roten Armee zu verdanken. Erfolgreich im Sinne der Industriellenvereinigung, also der Vermehrung von Kapital, mögen sie nicht gewesen sein.
WIRTSCHAFTSLIBERALISMUS oder Staatsintervention?
Weniger ist mehr! So zumindest, wenn es nach der IV OÖ und um die Einmischung des Staates in die Wirtschaft geht. Denn der Wirtschaftsliberalismus reduziert die Rolle des Staates in der Wirtschaft und setzt auf freien Wettbewerb. In Österreich und Europa merke man laut der IV OÖ einen “Trend zur Staatsintervention“, hohe Steuern, Überregulierung und Subventionen. Leistung lohnt sich nicht und Unternehmen haben untragbare zusätzliche Kosten.
Die Kampagne vergisst an dieser Stelle eine Begründung anzubringen. Stattdessen schildert sie lediglich die vorgeschlagene Lösung sowie das Problem der IV OÖ. Unter dem Vorwand, Leistung zu belohnen, möchte die IV OÖ nämlich bei den Arbeiterinnen und Arbeitern kürzen. Dies stellt sich vor allem in den nachgestellten Forderungen heraus. Diese verlangen das Kürzen von Steuern und Lohnnebenkosten sowie das Anreizen von Überstunden und Weiterarbeiten in der Pension. In anderen Worten sollen Sozialleistungen wie die Gesundheitsversorgung von den Arbeiterinnen und Arbeitern selbst bezahlt werden, und bis zum Sterben Mehrwert produziert werden. Auch die IV Vorarlberg legte ähnliche Forderungen im Oktober vor.
Die PdA macht sich ein Bild
Die Kampagne der Industriellenvereinigung Oberösterreich ist gefüllt mit Widersprüchen, leeren Behauptungen und Angriffen auf die Arbeiterklasse, Antikommunismus und Geschichtsrevisionismus. Nichtsdestotrotz begrüßt die PdA die Bemühungen der IV OÖ, die Bevölkerung mit der Entscheidung zwischen dem Kapitalismus und dem Kommunismus zu beauftragen.
Quelle: wirerzeugenzukunft.at/IV/IV/