Die Erderwärmung setzt der traditionellen Weidewirtschaft auf Österreichs Almen zu. Für das wuchernde Überangebot an Futter gibt zu wenige Tiere und menschliches Personal, andererseits droht in weiterer Folge Wassermangel.
Salzburg. In den gebirgigeren Regionen Österreichs markiert die Almwirtschaft seit jeher einen wichtigen Bestandteil der Vieh- und Weidewirtschaft. Die sommerliche Nutzung von Bergweiden hat nicht nur Tradition, sondern auch Sinn und Zweck. Der Klimawandel setzt sie jedoch vermehrt unter Druck.
Gegenwärtig bewirtschaften rund 7.200 Hirten und Hirtinnen etwa 8.000 Almen. Auf diesen weiden wiederum jeden Sommer ca. 300.000 Kühe, 107.000 Schafe, 14.000 Ziegen sowie auch über 10.000 Pferde. Dabei handelt es sich im Prinzip um ein günstiges Arrangement: Die Tiere, die sich relativ frei bewegen können, grasen so viel Flora ab, dass eine Verbuschung der Nutzflächen verhindert wird; andererseits gibt es ein erhebliches Futterangebot – dieses steigt sogar. Allerdings beginnen hier auch schon die Probleme.
Denn inzwischen muss man bedingt durch die Erwärmung in den Bergen von einem Futterüberangebot sprechen, d.h. die Baumgrenze steigt, die Weiden drohen mitunter zuzuwachsen und sie verlangen nach menschlichem Pflegebedarf. Das ist bei der sinkenden Anzahl an Almwirtschaftspersonal – der Job hat nämlich zweifellos seine Schattenseiten – eine Schwierigkeit, der nicht leicht beizukommen sein wird. Auch eine – naheliegende – Erhöhung der Anzahl der Weidetiere ist nicht in Sicht, die Entwicklung ist gegenläufig: Gegenüber den 1990er Jahre gab es eine Reduzierung von18 Prozent. Nur im geringen Maße kann man durch einen früheren Almauftrieb gegensteuern.
Während also der Klimawandel eigentlich eine Ausweitung der jährlichen Almwirtschaftsperiode anbieten würde, gibt es hierfür nicht die Voraussetzungen – womit indirekt die Bedingungen sodann schwieriger, personal- und kostenintensiver werden. Irgendwann stellen sich der ohnedies bedrohten Bauernschaft kapitalistische Kosten-Nutzen-Fragen. Hinzu kommt, dass die Erderwärmung auch das Wasserangebot auf den Almen reduzieren wird, vermehrte Dürreperioden erscheinen unausweichlich. Somit ist die Zukunft der Almwirtschaft in Österreich generell infrage gestellt. Es wird alternative und nachhaltige Konzepte brauchen.
Quelle: Salzburger Nachrichten