London. Während in den Innenstädten mehr Radwege versprochen, Tempo-30-Zonen eingerichtet und sichere Schulwege diskutiert werden, rollen immer mehr SUVs (Sport Utility Vehicles) durch die Straßen. Neue Forschung zeigt, dass diese teilweise panzerähnlichen Gefährte (man denke an Cybertrucks & Co.) tatsächlich gefährlicher sind für verschiedene Verkehrsteilnehmende – vor allem für Kinder, Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Radfahrerinnen und Radfahrer.
Eine groß angelegte Metastudie unter der Leitung der britischen Epidemiologin Anna Goodman hat 24 Einzelstudien mit über 680.000 Unfällen ausgewertet – mit alarmierenden Ergebnissen. Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Zusammenstoß mit einem SUV zu sterben, ist für Kinder um 82 Prozent, für Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Radfahrerinnen und Radfahrer um 44 Prozent höher als bei einem Unfall mit einem herkömmlichen PKW. Bei gleicher Verkehrssituation und Geschwindigkeit bedeutet das: Es ist die Fahrzeugart – nicht die Straße, nicht die Sicht, nicht der Zufall –, die entscheidet, ob ein Mensch überlebt oder stirbt.
Autos als Statussymbol und nicht Funktionalität
Trotz dieser Zahlen ist der SUV-Boom ungebrochen. In Österreich war im Jahr 2024 fast jeder zweite neu zugelassene PKW ein SUV oder Geländewagen. SUVs sind Symbole eines hyperindividualisierten Kapitalismus, der Menschen erzieht, sich durch Größe, Durchsetzungskraft und Konsum zu behaupten. In der Werbung wie im Alltag sind SUVs Ausdruck eines Lebensstils, der auf Dominanz setzt .
Die höhere und stumpfere Front der SUVs ist dabei nicht nur ein Designmerkmal, sondern ein tödlicher Unterschied. Während herkömmliche Autos bei einem Aufprall zuerst die Beine treffen, treffen SUVs Erwachsene in der Körpermitte und Kinder sogar direkt am Kopf. Das führt zu schwereren Verletzungen – oft mit tödlichem Ausgang. Hinzu kommt, dass durch die größere Wucht und die Bauform Betroffene leichter nach vorne geschleudert und dann erneut vom Fahrzeug erfasst oder überrollt werden.
Quelle: Der Standard