In Kärnten droht ein wachsender Wohnraummangel: Die Zahl neuer Bauprojekte sinkt drastisch, Eigentum bleibt für viele unerschwinglich. Politik und Branche setzen nun große Hoffnungen in die Wohnbauoffensive 2030 – und fordern gezielte Maßnahmen für leistbares Wohnen und gegen die Abwanderung.
Klagenfurt. Branchenexperten warnen davor, dass Kärnten in den kommenden Jahren mit einem Wohnraummangel konfrontiert sein könnte. Aktuelle Zahlen belegen einen deutlichen Rückgang bei der Fertigstellung von Neubauten. Um Wohnen wieder leistbar zu machen, fordern sie Reformen in Politik und Wirtschaft.
So wurden im Jahr 2023 noch etwa 2.000 neue Wohnungen fertiggestellt – heuer dürften es laut Prognosen nur mehr rund 1.000 sein. Für 2026 rechnet man sogar nur noch mit 800 neuen Einheiten. Alexander Bosak vom Analyseinstitut Exploreal, das die Zahlen ausgewertet hat, erklärt: „Man kann davon ausgehen, dass die Nachfrage anzieht. Dann wird es eindeutig in Kärnten einfach zu wenig Wohnraum geben in Zukunft.“
Der überwiegende Teil der neuen Wohnungen – fast 80 Prozent – wird von privaten Bauträgern errichtet. Gemeinnützige Bauträger machen derzeit lediglich 21 Prozent aus und konzentrieren sich dabei vor allem auf geförderte Mietwohnungen. Wohneigentum bleibt für viele Menschen nicht leistbar. Karl Glanznig, Obmann der ARGE Bauwirtschaft Kärnten, appelliert daher an die Politik, die Wohnbauförderung gezielt einzusetzen, um insbesondere jungen Familien neue Perspektiven zu eröffnen.
Große Erwartungen knüpft die Branche an die Kärntner Wohnbauoffensive 2030. Dieses Programm sieht vor, die verfügbaren Mittel gleichmäßig auf drei Bereiche zu verteilen: Eigentum, Sanierung und leistbare Mietwohnungen. Für Paul Perkonig, Sprecher der Immobilienwirtschaft, ist das Ziel klar: der Abwanderung entgegenzuwirken. „Wenn jemand Eigentum erwirbt, ist er tendenziell sesshafter als jemand, der in der Miete wohnt“, betont er.
Der Schwerpunkt der Bautätigkeit liegt derzeit in den Städten Klagenfurt und Villach. Am anderen Ende der Skala steht der Bezirk Hermagor, wo aktuell kein einziges Projekt in Umsetzung ist.
Quelle: ORF