HomePanoramaZerstörung des Amazonasregenwaldes im Rekordtempo

Zerstörung des Amazonasregenwaldes im Rekordtempo

Im brasilianischen Regenwald wurden illegale Abholzungen im Rekordausmaß entdeckt. Aber auch die legale Holzwirtschaft und Rodungstätigkeit zerstören immense Gebiete – mit weitreichenden Folgen.

Belém/Manaus. Die Behörden des brasilianischen Bundesstaates Pará haben einen spektakulären Erfolg im Kampf gegen die organisierte Kriminalität zu verbuchen. Es geht hierbei jedoch nicht etwa um Drogen‑, Waffen- oder gar Menschenhandel, sondern um Holz: An den Flüssen Mamuru und Arapiuns im Amazonasgebiet wurden zuletzt nicht weniger als 131.000 Kubikmeter illegal geschlägerte Baumstämme sichergestellt und beschlagnahmt – dies entspricht, wie die Polizei der beiden betroffenen Bundesstaaten Pará und Amazonas am vergangenen Montag bekanntgab, über 6.000 LKW-Ladungen und einem Verkaufswert von mehr als acht Millionen Euro. Damit handelt es sich um einen Rekordfund – noch nie zuvor wurde illegale „Forstwirtschaft“ in diesem punktuellen Ausmaß entdeckt. Was man nicht entdeckt – und wo die Täter unbemerkt agieren können –, ist freilich noch umfangreicher, denn die gesetzwidrige Abholzung des brasilianischen Regenwaldes ist ein einträgliches Geschäft.

Doch es sind nicht nur illegale Rodungen, die im Norden Brasiliens den Amazonasregenwald stetig dezimieren, sondern auch legale – diese befinden sich ebenfalls auf Rekordniveau: Von August 2019 bis Juli 2020 wurden in der Region mehr als 11.000 Quadratkilometer Wald abgeholzt, was die größte Fläche seit 2008 sowie eine Steigerung gegenüber 2018/19 um 9,5 Prozent darstellt. Ein wenig verbildlicht bedeuten diese Zahlen: In einem Jahr wurde eine Region von der Größe Oberösterreichs entwaldet; jeden Tag wird ein Gebiet vernichtet, das dem Ausmaß von 4.340 Fußballfeldern entspricht – oder, noch weiter heruntergebrochen: drei Fußballfelder pro Minute. Die rechtsextreme Bolsonaro-Regierung forciert die Rodungen, nicht nur, um den internationalen Holzmarkt zu bedienen, sondern auch zum Zwecke der Freilegung künftiger Flächen für Landwirtschaft, Bergbau und Industrie. Dabei nimmt man freilich wenig Rücksicht auf die Folgen, die für das Ökosystem Regenwald, für die indigene Bevölkerung des Amazonasgebietes sowie für die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt überaus bedrohlich sind.

Die massive kontinuierliche Abholzung hat aber auch globale Konsequenzen: Im (noch) größten Waldgebiet der Erde werden erhebliche Mengen an CO2 gebunden, was wiederum für die Klimaentwicklung wichtig ist. Je mehr Amazonaswald verloren geht, desto schneller schreitet die Erderwärmung voran – mit allen bekannten Folgen. Damit handelt es sich, ob nun legal oder illegal, um ein prägnantes und äußerst bedeutsames Beispiel für den profitgetriebenen kapitalistischen Raubbau an der Natur und der Rücksichtslosigkeit gegenüber der Zukunft der Menschheit auf unserem Planeten.

Quelle: Der Standard

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