HomePolitik(Ex-)Soldaten als Terrorplaner?

(Ex-)Soldaten als Terrorplaner?

Dem Wiener Journalisten Michael Bonvalot ist es gelungen, in die Chats von Gruppen militanter und rechtsextremer Corona-Leugner einzudringen und mitzulesen. Dort wurde der Bau von Bomben geplant oder davon geträumt, mit einem Sturmgewehr STG 77 in Wien Amok zu laufen. Die Terrorplaner gaben sich teilweise als (Ex-)Soldaten des österreichischen Bundesheeres aus. Das Heer selbst will nichts davon wissen, dass Soldaten in die Causa verwickelt sein könnten.

Wien. Als in diesen Chats bereits über den Bau von möglichst großen Schaden anrichtenden und einfach zu bauenden Granaten diskutiert wurde, beklagte sich User „General“: „Wieso habe ich das in meinem paar Jahre Bundesheer nicht gelernt?! Jetzt fühle ich mich benachteiligt.“ Die Antwort von A., die zuvor eine genaue Bauanleitung gepostet hatte: „Bei den Hochgebirgsjäger lernt man solche einfachen Sachen“.

A. ergänzt: „Ich will wenig Aufwand mit maximalen schaden.“ [Alle Rechtschreibfehler aus den Chats im Original.] Die gesamte Unterhaltung stammt aus einer geheimen Telegram-Gruppe, in der Bonvalot seit Anfang Mai verdeckt mitgelesen hatte.

Am 14. Mai führten die Behörden dann Hausdurchsuchungen in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, der Steiermark und Vorarlberg durch. Den Behörden wurden zuvor entsprechende Informationen übermittelt. Öffentlich wurde die Behördenaktion dann am 20. Mai mit einer Pressekonferenz von Innenminister Karl Nehammer (ÖVP).

Es könnte sehr knapp gewesen sein

In den Gruppen war zu diesem Zeitpunkt bereits offen diskutiert worden, wie Waffen gestohlen werden könnten, etwa aus Depots des Bundesheeres oder aus Kasernen. A. etwa, die laut eigener Aussage beim Jägerbataillon Vorarlberg gewesen war, schrieb über Waffendepots im Ländle, wo Maschinengewehre, Sturmgewehre, Handgranaten und Panzerabwehr-Waffen gestohlen werden könnten. Insgesamt seien dort 16 Tonnen Munition und Waffen gelagert.

Es wurde auch darüber debattiert, sich in Wien mit dem automatischen Sturmgewehr StG 77, das im Bundesheer das Standardgewehr ist, zu bewegen und dass fünf Magazine „reichen“ würden. 

Aufrufe zum Mord an Bonvalot

Für den Aufmarsch am 15. Mai in Wien hatten zentrale Personen aus den Gruppen ein gemeinsames Auftreten geplant. Dabei sollte unter anderem bewaffnet gegen die Polizei vorgegangen werden. Dazu wurde der Aufdecker dieser Chats, Michael Bonvalot, namentlich als Person genannt, die an diesem Tag angegriffen werden sollte.

Zusätzlich wird immer wieder sein Foto gepostet, versehen mit eindeutigen Drohungen. Am 14. Mai hatte Bonvalot erstmals vor diesen Gruppen gewarnt. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte er darauf hingewiesen, dass sich in den Gruppen zahlreiche (ehemalige) Soldat*innen sammeln. Bezeichnend die Reaktion des Bundesheers: Dessen Sprecher, Michael Bauer, war nicht etwa empört über die Chats – sondern darüber, dass M ichael Bonvalot ein Foto des Bundesheers verwendet hat – übrigens völlig rechtmäßig und in Übereinstimmung mit der Bildlizenz.

Quelle (Text und Screenshots): bonvalot​.net

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