HomePolitikKurz-Intimus Schmid pöbelt gegen den „Pöbel“

Kurz-Intimus Schmid pöbelt gegen den „Pöbel“

ÖBAG-Vorstand Schmid hält sich für was Besseres, ist aber offenbar ein Ungustl: Er wendet sich in Chatnachrichten gegen den „Pöbel“ und vergleicht das gemeine Volk mit Tieren.

Wien. Rund um ÖBAG-Alleinvorstand Thomas Schmid, intimer Buddy von ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz, gibt’s ja schon länger allerlei Unannehmlichkeiten: Anzeige in der Casinos-Affäre, mutmaßlicher Kokainmissbrauch, schließlich die „Schmid AG“, wo die Bestellung von Chef und Aufsichtsrat gegenwärtig noch einer Klärung unterliegt – inklusive der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Kurz wegen potenzieller Falschaussage vorm U‑Ausschuss. Mit ausschlaggebend sind überaus verstörende Chat-Protokolle, die ein eher unerfreuliches Licht auf Herrn Schmid und sein türkises Umfeld werfen. Nun ist das abstoßende bürgerliche Sittenbild abermals um ein paar Facetten reicher:

Als Schmid aus dem Finanzministerium zur selbst geschaffenen Staatsholding ÖBAG wechselte, musste er logischerweise seinen Diplomatenpass abgeben – dies verursachte großen Verdruss bei Seiner verhinderten Exzellenz: „Oh Gott. Reisen wie der Pöbel“, empörte sich Schmid in einer Chatnachricht an seine untergebene Mitarbeiterin, die die Sache in Ordnung bringen sollte. Das war gesetzlich jedoch nicht möglich, weshalb Schmid trotz abgehobenem Luxusgehalt sodann zu den Normalsterblichen bei der Passkontrolle musste. Wirklich unerhört. Damit aber nicht genug an Unbill für den türkisen Finanzaristokraten, denn er benötigte bei seiner Bestellung auch einen Strafregisterauszug. Und diesen musste er – wie viele Menschen – persönlich auf einer Polizeidienststelle beantragen und abholen. Ganz naheliegend schrieb Schmid schwer beleidigt, er hasse es, „dass ich da herkommen muss zu diesen Tieren für Strafregister“. Ja, wo kommt man denn da hin, wenn ein ÖVP-Staatsfondsmanager inmitten gemeiner Bürger und Bürgerinnen einen Amtsweg erledigen soll? Der Kontakt zu abstoßenden Proletariern, asozialen Arbeitslosen und bildungsfernen Polizisten kann für Herrn Schmid doch keinesfalls zumutbar sein! Wahrlich, diese Untertanen – wie die Viecher in der kaiserlichen Menagerie zu Schönbrunn!

Nun, man möchte eigentlich gar nicht mehr wissen über den feinen Herrn, der sich so glänzend über das pöbelhafte Volk erhebt. Leider gibt es aber trotzdem noch mehr berichtenswerte Chatnachrichten, nämlich in Bezug auf die Personalvertretung bei der ÖBAG, denn von betrieblicher Mitbestimmung von Arbeitern und Angestellten hält Schmid gar nichts: „Betriebsrat. Weg damit“, forderte er, um sein strenges absolutistisches Regime ungehindert durchsetzen zu können. Auf den Hinweis seiner Mitarbeiterin, man müsse auch andere Ideologien verstehen (gemeint sind gewerkschaftliche Organisierung und Vertretung), reagierte Hoheit Schmid dann sogar ein wenig ungraziös: „Andere Ideologien. Fuck that.“ OK, wenig überraschend, dass die Ausbeuterpartei ÖVP nichts für die Arbeiterklasse übrighat, aber man kann nur hoffen, dass Schmid dem Betriebsrat nicht auch noch ein paar anzügliche Handy-Pics oder sonstige Drohungen geschickt hat.

Unfassbar, dass so ein anstandsloser Kerl im Amt bleibt und österreichisches Staatsvermögen im Wert von zig Milliarden Euro verwaltet – bei einem fürstlichen Gehalt aus Steuergeldern. Man möchte fast erwarten, dass der proletarische „Pöbel“ und die vergewaltigte Arbeiterklasse solche Leute früher oder später mit nassen Fetzen aus ihren Stadtpalais und Villen jagen. So abgehoben wie die Herren Schmid, Kurz und Konsorten sind, würden sie aber sogar dann nicht verstehen, was sie falsch gemacht haben. „Revolution? Dürfen s‘ denn das?“, würde Kurz vermutlich an Schmid schreiben – und darauf würde dieser antworten: „Das Prolo-Gesindel möge zehn Baby-Lipizzaner Abstand halten von mir!“ – Aber nein, Scherz beiseite, der Pöbel wird keine Guillotine brauchen. Nicht deshalb, weil es eh genügend Laternen gibt, sondern weil jetzt mal die Justiz am Wort ist. Außerhalb der ÖVP soll es ja Menschen geben, die an den Rechtsstaat glauben – und an Gleichheit und Gerechtigkeit. Und der so genannte „Pöbel“ hat sowieso mehr Anstand als Schmid und Kurz.

Quelle: Der Standard

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