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Zunge herausgerissen

Kommentar von Otto Bruckner, stellvertretender Vorsitzender der Partei der Arbeit Österreichs (PdA).

Im Bregenzerwald in Vorarlberg soll ein Landwirt mithilfe eines Berufskollegen einem Rind die Zunge herausgerissen haben. Der Vorfall soll sich ereignet haben, nachdem das Tier sich weigerte, in den Zwangsstand zur Klauenpflege zu gehen. Dem armen Tier wurde ein Strick um die Zunge gebunden. Im Zuge von Ermitlungen zu dieser ungeheuerlichen Tierquälerei entdeckte man auch, dass der Mann illegal Antibiotika und Cortison aus der BRD importiert, an die eigenen Tiere verabreicht und auch weiterverkauft haben soll.

Der grausame Vorfall mit der ausgerissenen Zunge zeigt, dass manche Landwirte überhaupt keine Ahnung vom Umgang mit und auch keinen Respekt vor ihren Tieren haben. Im Gegenteil: Sie glauben, sie nach Belieben quälen zu können. Wie sonst kommt man auf die Idee, einem Rind einen Strick um die Zunge zu binden und daran zu ziehen? 

Gerade für solche immer wiederkehrenden Ereignisse wie eine Klauenpflege beim Rind ist es möglich, mit positiver Verstärkung zu trainieren, so dass das Tier ohne Angst und Panik in den Stand gebracht werden kann. Im Weinviertel habe ich auf einer großen Rinderfarm, die beeindruckende Angus- und Galloway-Rinder in Freilandhaltung hält, gesehen, wie eine zierliche junge Frau riesige ausgewachsene Stiere an durchhängendem Strick führen konnte. Das wird eben trainiert, schon im Jugendalter der Tiere, und – noch wichtiger – es wird eine Vertrauensbasis aufgebaut. Es ist ja wohl nicht zu viel verlangt, dass ein Bauer seine Tiere so weit kennt und einen solchen Umgang mit ihnen pflegt, dass sie nicht geprügelt und gezogen werden, wenn sie irgendwo nicht hingehen wollen. 

Chirag Patel, ein weltbekannter Tiertrainer aus Großbritannien, der auch immer wieder Seminare in Österreich abhält, kann anschaulich zeigen, wie man selbst Elefanten oder Hyänen in Zoos und erst recht Hunden beibringen kann, sich untersuchen oder eine Injektion geben zu lassen, ohne dass diese in Panik geraten. Das ist kein Kinderspiel, aber mit Wissen, Erfahrung und konsequentem Training, das auf positiver Verstärkung – ohne jegliche Gewaltausübung – beruht, möglich. Es ist eine Frage der Vertrauensbasis zwischen Mensch und Tier.

Landwirte wie der Vorarlberger Bauer sollten überhaupt keine Tiere haben, es gehört von der Behörde ein striktes Tierhalteverbot ausgesprochen! Nicht nur, dass dem Rind die Zunge rausgerissen wurde, was extrem schmerzhaft für das Tier gewesen sein muss und auch mit großem Blutverlust verbunden, hat man es auch noch hunderte von Kilometern in einen Schlachthof nach Salzburg gebracht, wo auch keinem etwas aufgefallen sein soll. Auch in den Schlachthöfen – und das ist ja nichts Neues – ist die Kontrolle gegenüber Tierquälern eine äußerst schlampig ausgeführte Aufgabe und immer wieder werden auch Tierquälereien in den Schlachthöfen aufgedeckt.

Der Vorarlberger Bauer soll aber auch noch mit Medikamenten gehandelt und diese seinen Tieren verabreicht haben. Krank werden die Tiere auf solchen Höfen aufgrund der Haltungsbedingungen. Anstatt daran etwas zu ändern, werden sie mit Medikamenten vollgepumpt, die den Konsumenten dann in der Milch und im Fleisch weitergegeben werden. Zunehmende Antibiotika-Resistenzen sind eine Folge davon.

Der Preisdruck des stark monopolisierten und konzentrierten Lebensmittelhandels tut das Seine dazu, dass es zu schlechten Haltungsbedingungen kommt. Deshalb ist auch beim Tierschutz der Kampf gegen die Monopole langfristig gesehen der konsequenteste Beitrag zu Veränderungen. Alle Menschen haben ein Recht auf gesundes Essen zu erschwinglichen Preisen. Alle Tiere haben ein Recht auf ein Leben in Würde, ohne Qual und Gewalt, und auf Haltungsbedingungen, die ihren Bedürfnissen entsprechen. Der Staat ist dafür verantwortlich, die Rahmenbedingungen für beides zu schaffen. In einer auf Profitinteressen aufgebauten Gesellschaft ist das schwer durchsetzbar. In einer künftigen – sozialistischen – Gesellschaftsordnung wird das oberste Priorität haben müssen. „Ihr nennt uns Menschen? Wartet noch damit“ heißt es in einem Text von Jura Soyfer.

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