HomeInternationalesIndisches Kapital sichert sich Teile des Hafens von Colombo

Indisches Kapital sichert sich Teile des Hafens von Colombo

Colombo. Vor wenigen Tagen verkündete der Sri-Lankische Präsident Gotabaya Rajapaksa den Abschluss eines Abkommens mit der Adani Gruppe über den Bau eines Terminals am Hafen von Colombo. Die Adani Gruppe, ein Paradebeispiel eines monopolkapitalistischen Großkonzerns, soll 49 Prozent des Terminals erhalten, während der Sri-Lankische Staat, über die Sri Lanka Ports Authority (SLPA), zumindest zu 51 Prozent Eigentümer sein soll. Das indische Konglomerat betreibt in Indien zehn Häfen, darunter den größten Indiens in der Stadt Mundra im Bundesstaat Gujarat. Laut eigenen Angaben erreicht der Konzern an allen Häfen eine gesamte Umschlagkapazität von 388 Millionen Tonnen pro Jahr. Weitere Geschäftsfelder sind der Immobilien- und Finanzmarkt, die Energiewirtschaft und die Agrarindustrie. Außerdem betreibt der Konzern Kohleminen in Indien, Südostasien und Australien. Ihre Marktanteile in all diesen Wirtschaftssektoren sind sehr groß, oft, wie zum Beispiel in der Energiewirtschaft, sind sie Marktführer. Und längst schon sucht die Adani-Gruppe auch international, vor allem in Süd- und Südostasien, nach neuen Möglichkeiten der Profiteintreibung. So ist der Abschluss dieses Abkommens mit dem Staat Sri-Lanka zumindest in dieser Hinsicht keine Besonderheit.

Geopolitische Interessenskonflikte

Bei dem Deal spielen jedoch neben dem Expansionstreiben des Großkonzerns auch geopolitische Interessen eine Rolle. 2014 hat die Volksrepublik China Teile des Hafens Colombo erworben. Im Dezember 2017 wurde der Hafen Hambantota an der Südküste des Landes für eine Vertragslaufzeit von 99 Jahren an eine chinesische Holding vermietet. Auch aufgrund der strategisch guten Lage im Indischen Ozean spielt vor allem der Hafen von Colombo eine wichtige Rolle für den Seeweg der chinesischen Belt and Road Initiative. Die Verschuldung des Sri-Lankischen Staates gegenüber China wurde durch beide Deals beschleunigt, infolgedessen nahm die Regierung weitere Kredite bei chinesischen Banken auf.

Seitdem stellen westliche Medien Sri Lanka immer wieder als Musterbeispiel für die Schuldenfallen-Diplomatie Chinas dar. Tatsächlich sind die Schulden gegenüber ausländischen Finanzmärkten und anderen Staaten sehr hoch und stellen darum ein Problem für die Sri-Lankische Wirtschaft dar. Die Verschuldung stammt aber zu großen Teilen aus Krediten der Weltbank, des Internationalen Währungsfonds oder der Asian Development Bank. Beim IWF ist Sri Lanka übrigens das Land mit den zweitmeisten abgeschlossenen Verträgen, nur Pakistan hat mehr. Eine drohende Abhängigkeit von China, zweifelsohne eine Gefahr für die ökonomische Souveränität des Landes, wird also bei weitem in den Schatten gestellt von einer längst existenten Abhängigkeit vom Westen und seinen asiatischen Verbündeten Indien und Japan. Am Hafen von Colombo beispielsweise bestehen immerhin zirka 80 Prozent des gesamten Umschlags aus Exporten und Importen Indiens. Und somit ist auch der Deal mit der Adani Gruppe als Versuch des indischen Großkapitals zu verstehen, seine Einflusssphäre in Sri Lanka gegenüber den chinesischen Rivalen zu verteidigen.

Quelle: Aljazeera/NYTimes

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