In Dänemark wurden 15 Millionen Nerze umgebracht. Die Züchter werden jedoch mit 2,3 Milliarden Euro von der sozialdemokratischen Regierung entschädigt.
Dänemark. Nachdem etwa 50 Prozent der Covid-19-Fälle im Norden Dänemarks eine Verbindung mit Nerzfarmen aufwiesen und bereits Mutationen des Virus bei infizierten Nerzen festgestellt worden waren, beschloss die dänische Regierung im November 2020, alle Zuchtnerze im Land umzubringen. Die oft im Zusammenhang mit Tierseuchen planmäßig durchgeführte vorsorgliche Tötung von Tieren, Keulung, genannt, wurde in den Niederlanden schon einige Monate vorher durchgesetzt und durchgeführt. Die ZdA berichtete im Zuge der niederländischen Keulung auch über den Horror der Massentierhaltung:
„Die recht possierlichen amerikanischen Nerze (der europäische Nerz ist fast ausgerottet und streng geschützt) fristen ihr trauriges und quälendes Dasein in Massenhaltungen. In den Zuchtbetrieben leben sie in kleinen Käfigen, bei denen nicht nur die Wände, sondern auch die Böden aus Metalldrähten bestehen – aus „hygienischen“ Gründen bekommen sie keinen festen Boden. Inzwischen werden selbst Legehennen besser behandelt, doch deren Bestimmung ist auch nicht der sichere Tod für die gehobene „Modeindustrie“. Bei ausreichender Größe werden die Nerze sodann vergast, nicht um sie schonend umzubringen, sondern damit die Felle möglichst unbeschadet und wertvoll bleiben, denn sie sollen ja dann zu Luxusmänteln, Pelzhauben und schmückenden Accessoires verarbeitet werden. Dass man im Europa des 21. Jahrhunderts noch glaubt, man müsse Tiere töten und ihnen das Fell abziehen, um daraus eine ohnedies lächerlich anmutende Kleidung für reiche Menschen herzustellen, ist geradezu pervers.“
15 Millionen Nerze getötet
In Dänemark kam man bei der vollständigen Tötung der unter Verdacht der Infektion stehenden Tiere auf die grausam hohe Zahl von 15 Millionen. Ein Sprecher der Veterinärbehörde gab an, dass die letzten Nerze am vergangenen Donnerstag getötet worden seien. Die unvorstellbare Masse toter Nerze kommt dadurch zustande, dass (wie man es auch von der Fleischindustrie kennt) bei Tieren nicht nach Plan produziert bzw. gezüchtet wird und Dänemark eben den größten Exporteur von Nerzen darstellt. Die Tötung entbehrte zudem lange Zeit einer Rechtsgrundlage, wodurch sich die Keulung verzögerte. Infolge der daraus entstehenden politischen Debatten trat Morgens Jensen als Lebensmittelminister zurück. Die sozialdemokratische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen fand jedoch die Zeit, sich bei der Nerz-Industrie zu entschuldigen: „Es wurden Fehler gemacht, und das muss man sowohl bedauern als auch entschuldigen können“.
2,6 Milliarden Euro Entschädigung
Dass die Sozialdemokratie immer sofort zur Stelle ist, wenn das Monopolkapital in Not steckt, beweist auch der darauffolgende feine Zug der Regierung zum Zweck der Systemerhaltung: Prompt wurde ein Unterstützungsplan aus dem Boden gestampft, der Hilfen in Höhe von 19 Milliarden Kronen (2,6 Milliarden Euro) garantierte. Darin seien entgangene künftige Gewinne und bestehende Verluste der an dem (auch abgesehen von der Keulung) planmäßigen Mord von Nerzen profitierenden Züchter enthalten.
Anstatt die Pelzindustrie ein für alle mal abzuschaffen, warten Regierung und Kapital in der Zwischenzeit ab, ob nicht aus Finnland eine Lösung des ökonomischen Problems kommen könnte. Dort wird nämlich zurzeit an einem Impfstoff für infektionsanfällige Tiere wie Marderhunde oder Nerze gearbeitet, vordergründig für die Gesundheit von Mensch und Tier. Die dahintersteckende Logik ist jedoch makaber: Es muss doch schließlich im Kapitalismus weiterhin für den Menschen möglich sein, Zuchttiere um ihres Pelzes willen zu töten, ohne etwaige gesundheitliche Konsequenzen befürchten zu müssen.