Seit mehr als einem Jahr sind wir mit der Corona-Pandemie konfrontiert. Sie trifft die Arbeiterklasse in allen Lebensbereichen, im Privaten wie auch im Beruflichen. Das Virus und die damit verbundenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Lungenkrankheit stellen Familien vor Zerreißproben und durch den erhöhten Druck im Job – insbesondere durch Homeoffice – steigt auch die Gefahr von Burnout deutlich an. Dies sind aber nur zwei von vielen Beispielen, wie die Pandemie unser aller Leben beeinflusst. Doch wenig beachtet wird in der öffentlichen Debatte, dass die derzeitige Krise – die gesundheitliche wie auch ökonomische Krise – Frauen besonders hart trifft.
So bestätigt sich nun immer mehr, dass seit Anbeginn der Lockdowns die häusliche Gewalt deutlich angestiegen ist und sich die Lage von Frauen in gewalttätigen Haushalten demnach rapide verschlechtert hat. Durch die Schließung von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen und gleichzeitigem Homeoffice in vielen Branchen ist derzeit aber auch die unbezahlte Arbeit zu Hause – die in kapitalistischen Staaten und demnach auch in Österreich vor allem von Frauen verrichtet wird – angestiegen. In einem aktuellen Flyer zum Weltfrauentag der Partei der Arbeit (PdA) wird deshalb darauf hingewiesen, dass „sich der Druck durch die Doppelbelastung, dem Frauen im Kapitalismus ausgesetzt sind, erhöht, denn diese Zusatzlast wird vor allem durch sie getragen.“
Dass die PdA mit dieser Aussage Recht behält, zeigen nun auch wissenschaftliche Untersuchungen des Instituts für Wirtschaftssoziologie der Universität Wien. Bernhard Kittel und Thomas Resch erklären in einer Aussendung für den Verein „Diskurs – das Wissenschaftsnetz“, dass die Coronakrise für Frauen deutlich dramatischere Folgen habe als für Männer.
Aber auch ökonomisch trifft die derzeitige kapitalistische Krise Frauen der Arbeiterklasse schwerer als ihre männlichen Kollegen. Wie Daten des „Austrian Corona Panel Projects“ (ACPP), für das Kittel und Resch forschen, belegen, waren allein im ersten Lockdown im April des vergangenen Jahres 7,3 Prozent aller Frauen ohne einem Lohnarbeitsverhältnis (bei Männern lag die Arbeitslosigkeit bei 4,8 Prozent) und Frauen wurden auch öfters in Kurzarbeit geschickt (zum Vergleich: 27,4 Prozent gegenüber 23,1 Prozent). Nach dem ersten Lockdown glich sich die Zahl der von Kurzarbeit betroffenen Kolleginnen und Kollegen zwar an, es blieben aber mehr als doppelt so viele Frauen – nämlich sieben Prozent – im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen von Erwerbslosigkeit betroffen.
Die verschlechterte ökonomische Situation – gerade dann, wenn sie mit Zukunftsängsten und finanziellen Unsicherheiten einhergeht – wirkt sich selbstredend auch negativ auf die Gesundheit der Betroffenen aus. Und so zeige sich, dass das Depressionsrisiko seit Beginn der Krise bei Frauen stärker ansteigen würde, erklären Karsten Paul und Andrea Zechman vom Lehrstuhl für Psychologie der Universität Erlangen-Nürnberg.
Quelle: Die Presse