Im „Endspiel“ gegen die Ukraine schafft das ÖFB-Team den Einzug unter die Top-16 Europas – ein verdienter Erfolg, doch nun wartet mit Italien eine hohe Hürde.
Bukarest. Am 21. Juni ist rot-weiß-roter Cordoba-Jahrestag – und diesem wurden die Erben von Hans Krankl & Co. auch im Jahr 2021 gerecht: Mit dem 1:0‑Sieg über die Ukraine erreichte das österreichische Fußballnationalteam der Männer erstmals das Achtelfinale einer Europameisterschaft. Während bei Weltmeisterschaften schon öfters Vergleichbares gelang – hier stehen sogar zwei Semifinalteilnahmen zu Buche –, ist das Überstehen der EM-Gruppenphase eine Premiere. Und man kann ohne Zweifel behaupten, dass dieser Erfolg hochverdient ist: Der Auftaktsieg gegen Nordmazedonien war zwar noch holprig, im zweiten Match gegen die Niederlande war die ÖFB-Elf chancenlos, doch im Showdown gegen die Ukraine zeigte die Mannschaft von Coach Franco Foda ihre bislang beste Partie im Turnier und ging zurecht als Sieger vom Platz.
Das mag auch mit Umstellungen zu tun gehabt haben: Die Hereinnahme von Grillitsch machte sich jedenfalls bezahlt, der von Beginn an spielende Arnautovic strahlte zumindest permanentes Gefahrenpotenzial in jeder Hinsicht aus – und ein David Alaba, der links statt in der Mitte spielt, kann seine offensiven Fähigkeiten einfach besser entfalten. Überhaupt war es die Offensive um den unermüdlichen Sabitzer, die diesmal überzeugte und sogar eine Reihe guter Chancen herausspielte. Das einzige Tor fiel in der 21. Minute dennoch aus einem Standard: Nach einem Corner von Kapitän Alaba lenkte Christoph Baumgartner die scharfe Hereingabe mit der Fußsohle (!) ins Tor. Ob sich der 21-jährige gut daran erinnern kann, wird sich erst zeigen: Er war zu diesem Zeitpunkt bereits angeschlagen, nachdem er zuvor bei einem Kopfballduell im eigenen Strafraum ein wenig benommen liegen geblieben war. Den Treffer auf der anderen Seite erzielte er trotzdem noch, aber ein paar Minuten später musste er infolge des Zusammenstoßes dann prompt vom Platz.
Als Gruppenzweiter nun gegen Italien
Noch vor der Pause hätte Arnautovic zweimal für die Vorentscheidung sorgen können, doch bei beiden hochkarätigen Chancen traf er den Ball nicht richtig. Freilich, der regelrechte Goalgetter wird Arnautovic nicht mehr, zumal das auch gar nicht seine unbedingte Aufgabe ist – gestern wäre sie’s allerdings schon gewesen, denn Foda verzichtete in der Startelf auf einen „richtigen“ Mittelstürmer (Kalajdzic, Gregoritsch). Ein tolles Sturmduo haben dafür die Ukrainer mit Jarmolenko und Jaremtschuk, das in den ersten beiden Spielen einen guten Eindruck hinterließ und auch gestern Abend zumindest vereinzelt seine Chancen vorfand. Doch im Fall der Fälle war Torhüter Bachmann zur Stelle und auch die Innenverteidiger Hinteregger und Dragovic waren so gut wie immer Herren der Lage. Alles in allem war es ein überzeugender Auftritt des österreichischen Teams, während die Mannschaft von Andrij Schewtschenko blass blieb und tendenziell enttäuschte. Damit war nicht nur das Resultat gerecht, sondern auch die Endplatzierungen in der Gruppe C sind es: Hinter dem Favoriten Niederlande, der drei Siege verbuchen konnte, landete Österreich mit sechs Punkten auf Platz zwei und qualifizierte sich damit für die K.O.-Phase des EM-Turniers. Die Ukraine muss hoffen, dass ihre drei Punkte bei einer Tordifferenz von minus 1 ausreichen, um als einer der besten Gruppendritten noch aufzusteigen – dies wird erst nach Abschluss der Gruppenphase am kommenden Mittwoch feststehen.
Im Achtelfinale muss Österreich nun am nächsten Samstag nach London, wo es im Wembley-Stadion gegen Italien geht. Die Azzurri haben bislang freilich auf der ganzen Linie geglänzt und dürfen als einer der Topfavoriten auf den EM-Titel gelten. Insofern hätte man sich aus ÖFB-Sicht eine etwas glücklichere Auslosung wünschen können, doch andererseits war die Gruppe C dafür wiederum nicht unbedingt ein Worst-Case-Szenario – und es hilft ja sowieso nichts: Der nächste Gegner heißt nun mal Italien. Kein Wunschlos und generell nicht gerade ein Lieblingsgegner, jedoch einer, mit dem man ohnedies schon seit der WM 1934 ein paar Rechnungen offen hätte. Österreich wird in diesem Achtelfinalduell klarer Außenseiter sein und hat nichts mehr zu verlieren, denn mit dem Überstehen der Gruppenphase ist das Soll erfüllt, mit Platz 2 sogar „souverän“. Mit dem positiven Spirit aus dem Match gegen die Ukraine kann man sich gegen Italien an einer Sensation versuchen – und wenn’s nicht klappt, ist es auch kein Beinbruch. Die EM darf man aus österreichischer Sicht schon jetzt als Erfolg verbuchen, wenngleich noch ein bissel was fehlt, um mit den ÖFB-Frauen gleichzuziehen: Die standen bei ihrer letzten EM nämlich sogar im Semifinale…
Quelle: ORF