Am vergangenen Freitag starb die ukrainische Kommunistin Tamila Jabrowa im Alter von 92 Jahren. Sie war in den letzten Jahrzehnten eine prägende Persönlichkeit der marxistisch-leninistischen Bewegung.
Kiew. Am 3. September 2021 verstarb mit Tamila Josifowna Jabrowa eine große Persönlichkeit der ukrainischen und internationalen kommunistischen Bewegung. Sie erlag im 93. Lebensjahr in einem Kiewer Krankenhaus einer CoViD-Erkrankung.
Die in der Ukraine geborene Tamila Jabrowa wurde in der UdSSR an der Moskauer Plechanow-Akademie als sozialistische Ökonomin ausgebildet. Ihre berufliche Tätigkeit übte sie zunächst in Wladiwostok aus, später in Kiew. In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre erkannte sie die verderbliche Entwicklung von Gorbatschows „Perestroika“, die auf die Zerstörung des sowjetischen Sozialismus gerichtet war. Folgerichtig schloss sie sich innerhalb der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) der Marxistischen Plattform an.
Nach der Konterrevolution, der Zerschlagung der UdSSR und dem Verbot der KPdSU bemühte sie sich rasch um den Wiederaufbau der kommunistischen Bewegung in der Ukraine. Dies mündete 1992 in der Gründung der Union der Kommunisten der Ukraine (SKU) als marxistisch-leninistische und antirevisionistische Partei, der Genossin Jabrowa bis zuletzt vorstand. Sie forcierte die Verständigung und Zusammenarbeit der Schwesterparteien auf dem Gebiet der ehemaligen UdSSR, insbesondere mit der Russischen Kommunistischen Arbeiterpartei, und trug 2001 entscheidend zur Schaffung der transnationalen Vereinigung mit dem historischen Namen KPdSU bei. Ab 1995 fungierte Jabrowa als Chefredakteurin der marxistisch-leninistischen Zeitschrift „Sozialismus und Gegenwart“, in der eine Fülle von bedeutenden Artikeln aus ihrer Feder erschien.
Auch in der europäischen und internationalen kommunistischen Bewegung hat Tamila Jabrowa deutliche Spuren hinterlassen. Sie unterstützte die Etablierung der Internationalen Treffen der Kommunistischen und Arbeiterparteien (IMCWP), die seit 1998 stattfinden, die Gründung der Europäischen Kommunistischen Initiative (ECI) im Jahr 2013 sowie der „Internationalen Kommunistischen Rundschau“ 2014. Ihre fundierten und äußerst lebhaften Redebeiträge und Wortmeldungen waren immer Höhepunkte der internationalen Treffen und Konferenzen.
Genossin Jabrowa war trotz ihres hohen Alters bis zuletzt eine energische und unbeugsame Kämpferin für die revolutionäre Arbeitersache, den Marxismus-Leninismus und den Sozialismus. Die Illegalisierung der SKU durch das Kiewer Putschregime im Mai 2015 mag die Arbeit erschwert haben, doch Tamila Jabrowa, die sich danach den Decknamen „Rosa“ angeeignet hatte, wäre es nie den Sinn gekommen, zu kapitulieren. Sie blieb trotz Verfolgung und Repression als Organisatorin, Autorin, Wissenschaftlerin und Vortragende aktiv – bis sie im Alter von 92 Jahren infolge einer Corona-Infektion in ein Krankenhaus der ukrainischen Hauptstadt gebracht werden musste und dort auf der Intensivstation verstarb.
Die Partei der Arbeit Österreichs (PdA) als österreichische Vertreterin der IMCWP-Gruppe sowie der ECI hat den Hinterbliebenen sowie den ukrainischen Genossinnen und Genossen ihre tief empfundene Anteilnahme übermittelt. Genossin Jabrowas Leistungen werden in ehrender Erinnerung bleiben, ihr Vermächtnis wird in den Kämpfen der ukrainischen, russischen und internationalen kommunistischen Bewegung fortleben.