HomeFeuilletonGeschichteVor 260 Jahren: Einführung des Papiergeldes in Österreich

Vor 260 Jahren: Einführung des Papiergeldes in Österreich

Mit Juli 1762 wurden in Österreich erstmals eigene Geldscheine als gesetzliches Zahlungsmittel in Umlauf gebracht. Was zunächst eine (finanzkapitalistische) Erfolgsgeschichte war, endete in Hyperinflation und Staatsbankrott.

Am 1. Juli 1762 wurden in Österreich erstmals Banknoten ausgegeben. Die so genannten „Banco-Zettel“ dienten jedoch keineswegs primär einer Vereinfachung des Zahlungsverkehrs, sondern sollten die seit dem Siebenjährigen Krieg belastete Staatskasse der Habsburger sanieren.

Sanierung der kaiserlichen Schatzkammer

Als gängiges Zahlungsmittel fungierten bis zu diesem Zeitpunkt vornehmlich Silbermünzen, in Österreich die staatlich geprägten Guldenmünzen. Diese waren über den Konventionstaler, der zwei Gulden entsprach, stabil mit den Währungen im Heiligen Römischen Reich verbunden. Um diese Verhältnisse sowie den Münzfuß, der den Edelmetallanteil pro Münze festlegte, nicht zu gefährden, aber trotzdem das Budget mit günstigen Staatsschulden aufzubessern, entschied sich die Regierung Maria Theresias zur Ausgabe der Banco-Zettel. Diese waren keine klassischen Kredite oder Anleihen, weil eben unverzinst, und spülten tatsächlich Geld in die verschuldete kaiserliche Schatzkammer. Mit der Ausgabe der Geldscheine wurde der „Wiener Stadt-Banco“ beauftragt – eigentlich ein kommunales Institut, aber in finanziellen Belangen angesehener und vertrauenswürdiger als der damalige Habsburger-Staat selbst. Die Noten zu 5, 10, 25, 50 und 100 Gulden wurden zunächst in einer Gesamthöhe von zwölf Millionen Gulden in Umlauf gebracht, Banken und öffentliche Einrichtungen waren verpflichtet, sie als Zahlungsmittel zu akzeptieren – im Prinzip sollten sie hier auch wieder zurücklaufen. Der Plan ging auf, der Staatshaushalt wurde relativ rasch saniert, die (reichere) Bevölkerung freundete sich in den folgenden Jahren und Jahrzehnten mit den Geldscheinen an.

Inflation und Staatsbankrott

Durch den Türkenkriege und schließlich die Koalitionskriege im Gefolge der Französischen Revolution stieg der Geldbedarf des österreichischen Staates jedoch wieder massiv an. Daher wurden immer mehr Banco-Zettel emittiert, auch zu höheren Werten von 500 und 1.000 Gulden. Zur Jahrhundertwende um 1800 waren es wohl bereits um die 80 Millionen, während Gold- und Silbermünzen gezielt und immer mehr aus dem Verkehr gezogen wurden. Es kam, wie es kommen musste: Die Inflation erreichte ungeahnte Höhen, die „Papiergeldblase“ platzte und die österreichische Niederlage gegen Napoleon tat ihr Übriges: Im Jahr 1811 musste Kaiser Franz den Staatsbankrott erklären. Die Banco-Zettel hatten erheblich an Wert verloren und konnten nur noch im Verhältnis 5:1 gegen neue Einlösungsscheine („Wiener Währung“) getauscht werden. Ende März 1812 wurden die Banco-Zettel abgeschafft. Erst 1815, nach dem gewendeten Kriegsglück, wurden wieder neue Banknoten („Anticipationsscheine“) ausgegeben, ab 1816 übernahm die neu geschaffene Österreichische Nationalbank diese Aufgabe.

1892 ersetzte die kaiserlich-königliche Regierung die Guldenwährung durch die Krone, die bis 1923 gedruckt (und geprägt) wurde. 1925 wurde angesichts der dramatischen Inflation der österreichische Schilling als neue republikanische Währung eingeführt, der 2002 dem Euro weichen musste.

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